Lieben: Roman (German Edition)
Nachmittag in der Markthalle am Hötorget waren, um für ein Abendessen mit zwei Freunden von ihr, Gilda und Kettil, einzukaufen, schlug ich vor, Pfannkuchen zu machen. Sie sah mich verächtlich an. Pfannkuchen sind etwas für Kinder, sagte sie. Wir feiern keinen Kindergeburtstag. Okay, sagte ich, dann nennen wir sie eben Crêpes. Ist das gut genug für dich? Sie drehte sich weg.
Wir gingen an den Wochenenden in dieser schönen Stadt spazieren, und alles war gut, aber dann war plötzlich nicht
mehr alles gut, denn in ihr öffnete sich eine Dunkelheit, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Stockholm tauchte das Gefühl wieder auf, allein zu sein.
Sie fiel in diesem Herbst in einen Abgrund. Und streckte sich nach mir. Ich begriff nicht, was passierte. Aber das Ganze wurde so klaustrophobisch, dass ich mich von ihr abwandte, einen Abstand zu halten versuchte, den sie überbrücken wollte.
Ich fuhr nach Venedig, saß dort zum Schreiben in einer Wohnung des Verlags, Linda würde hinzustoßen und eine knappe Woche bleiben, danach würde ich noch ein paar Tage weiterschreiben, bis ich ihr nach Stockholm folgte. Sie war so schwarz, war so schwer, sprach nur darüber, dass ich sie nicht liebte, sie im Grunde überhaupt nicht liebte, sie nicht haben wollte, im Grunde genommen nicht haben wollte, dass es nicht ging, niemals gehen konnte, ich wollte es eigentlich nicht, wollte sie nicht haben.
»Aber natürlich will ich dich!«, sagte ich, als wir, die Augen hinter Sonnenbrillen verborgen, in der herbstlichen Kälte durch Murano spazierten. Gleichzeitig verhielt es sich so: Wenn sie sagte, dass ich sie im Grunde nicht liebte, in Wahrheit nicht mit ihr zusammen sein, die ganze Zeit allein sein und meine Ruhe haben wollte, dann wurde es mit jedem Mal ein wenig wahrer.
Woher kam ihre Verzweiflung?
War ich der Auslöser für sie?
War ich kalt?
Dachte ich nur an mich?
Ich wusste nicht mehr, was passieren würde, wenn der Arbeitstag vorbei war und ich zu ihr nach Hause kam. Würde sie gut gelaunt sein, würde es ein schöner Abend werden? Würde sie wegen irgendetwas wütend werden, zum Beispiel,
weil wir uns nicht mehr jeden Abend liebten und ich sie folglich nicht mehr so liebte wie früher? Würden wir im Bett sitzen und fernsehen? Einen Spaziergang nach Långholmen machen? Und würde ich dort angekommen fast aufgefressen werden von ihrer Forderung, alles an mir haben zu wollen, so dass ich sie auf Distanz hielt und mir der Gedanke durch den Kopf schoss, dass dies ein Ende haben musste, einfach so nicht weiterging, was jedes Gespräch oder jede Annäherung unmöglich machte, was sie selbstverständlich merkte und als Beleg für ihren Königsgedanken nahm, dass ich sie nicht haben wollte?
Oder würde es uns einfach gut miteinander gehen?
Ich wurde immer verschlossener, und je verschlossener ich wurde, desto mehr schlug sie zu. Und je mehr sie schlug, desto sensibler reagierte ich auf ihre Gefühlsschwankungen. Wie ein Meteorologe des Gemüts begleitete ich sie, weniger mit dem Bewusstsein, eher mit den Gefühlen, die ihr beinahe schaurig feinfühlig in die unterschiedlichen Stimmungen folgten. War sie wütend, war diese Präsenz alles, was es in mir gab. Es kam mir so vor, als stünde ein großer verdammter Hund knurrend im Zimmer, um den ich mich kümmern musste. Wenn wir uns unterhielten, spürte ich gelegentlich ihre Stärke, die Tiefe ihrer Erfahrungen, und fühlte mich ihr unterlegen. Ab und zu, wenn sie sich mir näherte und ich sie nahm, oder wenn ich nur dalag und sie umarmte, oder wenn wir uns unterhielten und sie nichts als Unsicherheit und Unruhe war, fühlte ich mich um so vieles stärker, dass alles andere nicht mehr galt. Diese jähen Umschwünge, in denen nichts festlag und es jederzeit zu Ausbrüchen in die eine oder andere Richtung kommen konnte, mit der stets nachfolgenden Versöhnung und Wiedergutmachung, ereigneten sich kontinuierlich, es gab keine Pause, und das Gefühl, auch mit ihr zusammen allein zu sein, wurde immer stärker.
In der kurzen Zeit, die wir uns kannten, hatten wir nie etwas halbherzig getan, auch dies nicht.
Als wir uns eines Abends gestritten und anschließend wieder versöhnt hatten, sprachen wir über das Kind. Wir hatten beschlossen, es zu bekommen, solange Linda studierte, denn dann konnte sie für ein halbes Jahr pausieren, und anschließend würde ich mich um das Baby kümmern, während sie ihre Ausbildung beendete. Damit dies
Weitere Kostenlose Bücher