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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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sehr empfehlen, wenn du dich am schwächsten fühlst, Liebling, es funktioniert hervorragend   – und dann habe ich das Telefon genommen und die ganze Nummer gewählt und es geschafft, so lange zu warten, bis ich vermittelt wurde. Warum spielen die eigentlich immer so grauenhafte Musik, während man in der Warteschleife hängt? Ich nehme an, es soll dazu dienen, einen beim Warten zu beruhigen, aber ich kann dir sagen, Greensleeves in Endlos-Wiederholung war nicht dazu geeignet, meinen Nerven aufzuhelfen. Ich stellte mir Bing vor, wie er hinter seinem riesigen Schreibtisch saß und die Stirn runzelte, während er versuchte, sich zu erinnern, wer ich wohl sein könnte, oder noch schlimmer, wie er sich erinnerte und sich eine Ausrede zurechtlegte, um mich loszuwerden. Ich war wirklich überhaupt nicht darauf vorbereitet, plötzlich zu hören, wie seine Stimme wahrhaftig aus dem Hörer drang. Aber genau das tat sie.
    »Nancy, mein Eeeeeeeengel!«, bellte er, sodass mir beinahe der Hörer aus der Hand flog. »Zum Teufel, wie geht es dir, altes Mädchen?« Ich beschloss, das »alt« zu ignorieren. Es stellte sich heraus, dass er sich nicht nur an mich erinnert, sondern auch Dylans Karriere verfolgt hat und   – stell dir das mal vor   – trotz allem weiter darauf hoffte, dass ich eines Tages auf die Bühne zurückkehren würde.
    Oh Georgie, mein Liebling, ich bin so aufgeregt. Morgen treffe ich ihn in einem Restaurant in der Charlotte’s Street, und er spricht schon davon, mich für ein paar Rollen vorzuschlagen. Ich bin allerdings nicht sicher, ob ich dafür schon bereit bin   – rofsmh (rolling on floor shaking my head   – kopfschüttelnd über den Boden rollend). Es kommt mir vor, als würde mein Leben deines nachahmen. In einem Moment fühlt es sich an, als sei alles vorbei, und im nächsten jagt alles auf einen neuen Höhepunkt zu. Vielleicht ist es das, was passiert, wenn man sich schwört, eine neue Seite aufzuschlagen? Vielleicht saß das Universum da und hielt geduldig alles bereit, sodass in dem Augenblick, in dem wir beschlossen, unser Leben in die Hand zu nehmen, alles sogleich an die richtige Stelle fiel. Wie auch immer, ich bin jedenfalls so aufgeregt   – für uns beide. Bitte halte mich über deine »Proben« auf dem Laufenden, ja? Auch wenn es nur eine kurze Nachricht ist. Und ich werde dir natürlich schreiben, wie mein Mittagessen morgen gelaufen ist.
    Alles Liebe,
    Nan xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Das Neuste ...
    Datum: Mittwoch, 16. August, 16:32

    Hi Nan,
    was für aufregende Neuigkeiten!! Ich hoffe, dein Treffen ist gut gelaufen. Ich versuche, mir vorzustellen, was du angehabt hast   – irgendetwas total Glamouröses, wette ich. Ich fand das Kleid so toll, das du an dem Tag, als wir uns getroffen haben, angehabt hast, du hast so kultiviert gewirkt, und dieser Grünton steht dir wirklich super. Ich bin gerade in der Bücherei und suche im Internet nach meinem Vater. Keine Sorge, ich bin nicht zum Vollpfosten geworden, wie Jamie es ausdrücken würde (das ist sein Ausdruck für durchgeknallt, aber warum, darfst du mich nicht fragen). Ich habe nicht vergessen, dass mein Vater tot ist, ich denke, ich suche nach Hinweisen. Auch wenn Mum mir erlaubt, zum Theater-Workshop zu gehen, spricht sie noch immer nicht richtig mit mir. Gestern Abend habe ich es noch einmal versucht, während sie den Kühlschrank sauber gemacht hat. »War Dad wirklich drogensüchtig?«, habe ich sie von der Küchentür aus gefragt. Im grellen Licht sah ich, wie ihr Körper sich völlig versteifte. »Ich möchte darüber nicht reden« war alles, was sie sagte. Und die Sache ist doch so   – wenn das, was der Ton-Zerstörer gesagt hat, eine Lüge wäre, dann hätte sie es mir doch erzählt, oder? Denn der Ton-Zerstörer war ja gestern Abend gar nicht da, sie hatte also keinen Grund, vor etwas Angst zu haben, und auch keinen Grund zu lügen. Aber sie war nicht bereit, mehr zu sagen, und ich wollte sie nicht drängen, denn ich wollte ihr keinen Grund geben, sich zu betrinken   – seit Samstagabend hat sie keinen Drink mehr angerührt.
    Also bin ich nach dem Theater-Workshop hier in die Bücherei gegangen, um zu sehen, ob ich irgendetwas finden kann, und nun wühle ich mich durch sämtliche 3 700 000 Suchergebnisse für Jeff Harris. Natürlich werde ich dafür mehr als nur einen Besuch brauchen!Warum, ach warum konnte mein Vater denn nicht einen etwas exotischeren und

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