ihre Hand um und verschränkte ihre Finger mit meinen, und sie drückte so fest zu, dass ich genau wusste, was sie mir damit sagen wollte. Also drückte ich genauso fest zurück, und dann sagte ich ganz leise: »Würdest du morgen Abend gern kommen und dir die Aufführung ansehen?« Und sie nickte und sagte: »Ja, das würde ich sehr gern machen«, und eine Träne lief ihr aus dem Auge und hinterließ eine schimmernde Spur auf ihrer Wange.
Später, als ich im Bett lag und Hendrix an mich drückte, war ich so glücklich. Ich weiß, die Dinge sind nicht wirklich wieder in Ordnung. Und ich weiß, ich habe noch nicht die Wahrheit über meinen Vater herausgefunden. Aber meine Mum kommt zu meiner Aufführung. Meine Mum hat mich noch lieb, und ich habe auch noch dich und Jamie. Gestern hat Oprah über Dankbarkeit gesprochen und gesagt, wir sollten uns mehr Zeit nehmen, um die kleinen Dinge in unserem Leben zu schätzen, den Duft von Kaffee zum Beispiel. Ich persönlich hasse den Duft von Kaffee, also kann ich nicht sagen, dass ich dafür besonders dankbar bin, aber heute, als ich durch den Park gegangen bin und gesehen habe, wie die Vögel wie gefiederte Miniaturdrachen in den Baumkronen ein und aus flogen, habe ich mich so dankbar gefühlt. Wenigstens diesen einen Tag lang kann ich so tun, als wäre ich normal. Ich kann so tun, als wäre ich die Art von Mädchen, die in einem Stück eine Hauptrolle bekommt und einenJungen kennt, der an ihr interessiert ist, und eine Mutter hat, der sie wirklich wichtig ist.
Ich hoffe, du hast auch einen schönen Tag, und morgen maile ich dir und erzähle dir, wie die Aufführung heute Abend gelaufen ist.
Alles Liebe,
Georgie xx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Guten Morgen!
Datum: Freitag, 18. August, 10:26
Ja, allerdings – guten Morgen! Was für wundervolle Neuigkeiten! Ich kann dir nicht sagen, wie sehr es mich freut, dass deine Mutter zu deiner Aufführung kommt. Ich wünschte nur, ich könnte auch dabei sein. Aber im Geiste werde ich da sein, das musst du mir glauben. Und was um alles in der Welt meinst du denn damit, dass du so tun willst, als wärst du die Art von Mädchen, die eine Hauptrolle in einem Stück bekommt und einen Jungen kennt, der an ihr interessiert ist? Du tust überhaupt nicht so, Liebling – das alles ist wirklich so. Und du hast es hundertprozentig verdient. Und natürlich bist du deiner Mutter wirklich wichtig. Es ist so, wie ich es dir erklärt habe, als wir uns getroffen haben – sie ist in einer gewalttätigen Beziehung mit einem tyrannischen Partner gefangen. Ihr Verhalten ist nicht das eines Menschen, dem alles egal ist. Es ist das Verhalten eines Menschen, der Angst hat und der verzweifelt versucht, die Dinge am Laufen zu halten.
Deine Berichte über Textabfragen und Kostümproben sind übrigens ziemlich ansteckend, Süße. Ich glaube, ich werde heute mal Bing anrufen und ihn bitten, mich irgendwo für eine kleine Rolle vorzuschlagen, nichts Großes, nur ein paar Zeilen oder so. Mal sehen, wie ich zurechtkomme. Du hast mich mit dem Schauspiel-Virus angesteckt, fürchte ich. Hab einen tollen Abend! Hals- und Beinbruch – für beide Beine!!!
Alles Liebe,
Nan x
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Guter Morgen – schlechter Abend ...
Datum: Freitag, 18. August, 18:13
Oh Nan – ich habe gerade versucht, dich anzurufen, aber du warst nicht zu Hause. Ich muss aber unbedingt mit dir sprechen. Also werde ich dir diese Mail schreiben, damit ich mir alles von der Seele reden kann, und dann werde ich versuchen, mir vorzustellen, was du mir raten würdest.
Es ist sechs Uhr. Die Aufführung fängt in einer Stunde an, und alles ist schiefgegangen. Schon wieder. Als ich heute von der Probe zurückkam, stand das Taxi vom Ton-Zerstörer in der Auffahrt, und er fummelte am Motor herum. Ich hätte gleich wissen müssen, dass etwas faul war, weil er tatsächlich Hallo zu mir sagte – und obendrein auch noch in seiner total freundlichen »Michaela-Stimme«. Ich sagte auch Hallo und ging dann direkt in die Küche. Michaela tanzte total aufgedreht mit einem von ihren Kuschel-Tiggern herum. Mum saß am Tisch und sah auf ihre Hände hinunter. »Wir gehen zu einer Show, Georgie, wir gehen zu einer Show«, rief Michaela. Ich dachte, sie würde von Bugsy Malone sprechen. »Ich weiß«, sagte ich, hob sie hoch und wirbelte sie um mich herum. »Und Debbie reserviert dir ganz vorne