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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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Ricardo Salsa tanzen gegangen. Georgie, Liebling, diesmal bin ich ganz und gar sprachlos. Ausgerechnet das von allen boshaften, widerlichen Dingen, die dieser Mann sich hätte einfallen lassen können! Ich bin aber so froh, dass du dich von ihm nicht unterkriegen lässt. Ich hoffe, du hast die Aufführung deines Lebens hingelegt und jeder war begeistert von dir. Du hast ganz genau getroffen, was ich dir hätte sagen wollen. Aber einen einzigen Punkt hätte ich noch hinzugefügt: Ich bin sicher, du hattest doch ein Elternteil, das dir zugesehen hat. Ich hoffe, du hast heute gespürt, dass dein Vater im Geiste bei dir war und dich aus dem Publikum beobachtet und angefeuert hat.
    Noch einmal, Georgie, wenn du mich irgendwie brauchst, bitte ruf mich an oder mail mir. Und bitte lass mich wissen, wie es gelaufen ist. Ich denke an dich und sende dir einen E-Mail-Anhang voller Mut und Liebe.
    Alles Liebe,
    Nan xxx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: ALLES OKAY?
    Datum: Samstag, 19. August, 11:15

    Ist alles in Ordnung? Bitte mail mir oder ruf mich an, so schnell du kannst, und erzähl mir, wie alles gelaufen ist.
    Alles Liebe von deiner sehr ungeduldigen Freundin,
    Nan xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Hallo   ...
    Datum: Samstag, 19. August, 22:04

    Oh, meine Liebe. Jetzt ist es schon nach zehn Uhr in der Nacht, und ich habe noch immer nichts von dir gehört. Ich wünschte, du hättest ein Handy, sodass ich dich anrufen könnte. Ich denke, ich werde wohl bis morgen warten müssen. Ich hoffe wirklich, dass alles in Ordnung ist   …
    Nan xxx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Unglaubliche Neuigkeiten!!!
    Datum: Sonntag, 20. August, 14:12

    Du wirst nicht glauben, was passiert ist!!! Und wie viel passiert ist!!! Ich bekomme es kaum alles in meinen Kopf, so viel ist es, werweiß also, wie ich es alles in eine Mail gestopft bekomme! Es ist merkwürdig, denn das, was am Freitagabend als Erstes passierte, war schon für sich allein unglaublich genug. Aber dann passierte noch etwas, das noch unglaublicher war. Zuerst sah es aus, als würde es wirklich schlimm werden, aber dann änderte es sich und   – oh Gott, ich weiß einfach nicht, wie ich dir das alles erzählen soll.
    Okay, jetzt habe ich einmal tief Luft geholt und mir die Tippfinger gewärmt, und jetzt erzähle ich dir alles von Anfang an, aber ich sage dir, du errätst nie im Leben, nicht einmal in deinen wildesten Träumen, was ich dir gleich schreiben werde.
    Nachdem ich dir am Freitagabend gemailt habe, bin ich an den Ententeich gegangen, habe da ein bisschen gesessen und darauf gewartet, dass die Ersten von den anderen eintreffen, und dabei habe ich versucht, meine Gedanken zu sammeln. Ich war so fertig von dem, was passiert war, und so enttäuscht, dass meine Mum nicht da sein würde, um mich spielen zu sehen. Ich habe an dich gedacht, aber jedes Mal, wenn ich versuchte, mir zu sagen, ich wäre fabelhaft, bin ich nur bis zu »fab« gekommen, dann entschlüpfte mir ein Schluchzen. Und »ICH BIN FAB-BUHUHU« gibt einem überhaupt nicht das Gefühl, toll zu sein! Dann sah ich eine kleine Ente, die ganz allein über den Teich schwamm, und davon fühlte ich mich noch elender, denn sie erinnerte mich an mich selbst   – ganz allein   –, und ich fing an, noch mehr zu weinen. Bis ich auf dem trockenen Gras hinter mir ein Knirschen vernahm und hörte, wie Jamie fragte: »Blousey, was ist los?« Es war zu spät, um so zu tun, als würde ich nicht weinen, also saß ich da schniefend und schluchzend wie ein Baby, bis ich seinen Arm um meine Schultern spürte und er mich an seine Brust zog. Oh Nan, es war so schrecklich und so schön zugleich, ein bisschen wie diese amerikanische Schokolade mit der Erdnussbutter-Füllung. Und obwohl ein Teil von mir sich aus seinen Armen befreien und vor Peinlichkeit davonlaufen wollte, wollte der größte Teil von mir genau da bleiben, wo er sich befand. Es war nämlich so schön, gehalten zu werden und zu fühlen, wie mein Haargestreichelt wurde, und Jamies raue Stimme zu hören. »Ist ja gut«, flüsterte er wieder und wieder. »Ich bin ja hier.« Und dann, als er mich fragte, was los sei, konnte ich es nicht länger für mich behalten. Ich hatte es so satt, die ganze Zeit etwas vorspielen zu müssen. Vorspielen zu müssen, dass alles in Ordnung ist und ich cool und kultiviert bin und aus einer völlig normalen Familie komme, während in

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