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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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dazu, mit echt dämlicher Stimme dauernd »Romeo, Romeo« zu sagen. Einen Moment lang habe ich sie wirklich gehasst, denn sie kam mir gar nicht mehr wie meine kleineSchwester vor, sondern wie der niederträchtige kleine Helfer des Bösen. Dann sagte meine Mutter ihr, sie solle leise sein, und plötzlich herrschte diese furchtbare Stille. Der Ton-Zerstörer nahm seinen Teller und kippte sein Essen ins Abwaschbecken. »Sprich nie wieder so mit meiner Tochter«, sagte er mit total tiefer, drohender Stimme zu Angelica. Und dann sagte er zu Michaela: »Komm, Prinzessin, wir gehen zu McDonald’s.« Es war schrecklich, als wäre unsere sogenannte Familie genau in der Mitte geteilt. Aber als ich aufstand, um meine Mum zu umarmen, ging sie aus dem Zimmer und sagte: »Lass mal, Georgie.«
    Du siehst also, sie ist offensichtlich immer noch sauer auf mich, weil ich hinter ihrem Rücken agiert und diese Broschüren besorgt habe. Auf keinen Fall würde sie mir erlauben, mit meinen Großeltern zu reden. Ich denke, das Internet ist meine einzige Hoffnung. Aber nicht, bevor ich dir schnell erzählt habe, was heute Schreckliches passiert ist. Heute war Kostümprobe für das Stück, und ich habe wirklich alles versaut. Mit meinem Song habe ich zu früh angefangen, und meinen Text habe ich ständig vergessen. Jamie war total nett und hat mich wieder mal umarmt, aber mir entging nicht, dass Debbie total gestresst aussah. Kannst du mir vielleicht einen Expertentipp geben, wie man ruhig bleibt? Wenn ich schon bei der Kostümprobe alles derartig vermassele, wie soll ich dann erst die Vorstellung vor einem großen Publikum durchstehen? Und was noch wichtiger ist   – vor meiner eigenen Mutter? Ich habe bis jetzt noch nicht den Mut aufgebracht, sie zu fragen, ob sie kommt. Ich wollte sie heute Abend fragen. Was, meinst du, soll ich machen? Nach meiner heutigen Vorstellung bin ich mir nicht mehr so sicher. Der Ton-Zerstörer macht ihr das Leben zur Hölle, weil sie mich zu dem Workshop gehen lässt, und wenn ich morgen Abend vor ihren Augen das Ganze in den Sand setze, war das alles umsonst! Bitte, bitte gib mir einen Rat   …
    Alles Liebe,
    Georgie xxx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Die Suchenden   ...
    Datum: Donnerstag, 17. August, 17:27

    Liebling, ich bin hier   – ich bin auch online und suche noch immer wie eine Wilde nach deinem Dad! Bist du schon auf das männliche Model namens Jeff Harris gestoßen, der übrigens zur Unicorn Modelling Agency gehört? Was für ein aufgeblasener Platzhirsch!!
    Werde gleich mal ein paar Spitzentipps zum Ruhigbleiben zusammenstellen   – wollte nur, dass du weißt, dass ich online bin.
    Nx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Die Suchenden ...
    Datum: Donnerstag, 17. August, 17:28

    Hurra!! Ich kann nicht fassen, dass du auch suchst. Das ist so frostfrei!
    Danke!
    Gx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Die Suchenden   ...
    Datum: Donnerstag, 17. August, 17:30

    Das Wichtigste zuerst   – eine miserable Kostümprobe ist ein sehr gutes Zeichen, ob du es glaubst oder nicht. Dem Aberglauben nach (und ich versichere dir, Aberglaube ist das Lebensblut der Theaterwelt) wird die Aufführung eine Katastrophe, wenn die Kostümprobe gut gelaufen ist. Indem du sie in den Sand gesetzt hast, hast du Debbie und deinen Schauspielkollegen einen riesigen Gefallen getan, also umarme dich selbst und beglückwünsche dich. Na los, mach’s jetzt sofort   – wen kümmert es, dass du in der Bücherei bist!
    Nx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Die Suchenden   ...
    Datum: Donnerstag, 17. August, 17:31

    Okay   – ich habe es gemacht, ich habe mich selbst umarmt, und jetzt starrt der Mann gegenüber mich an, als wäre ich ein Freak. Bist du sicher, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn man alles vermasselt? Das ergibt überhaupt keinen Sinn!
    Gx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Die Suchenden   ...
    Datum: Donnerstag, 17. August, 17:39

    Ach Georgie, Liebling, nichts ergibt einen Sinn, wenn es um die Welt des Theaters geht. Überleg dir doch nur mal, was wir da eigentlich machen   – wir ziehen uns Kostüme an und tun so, als wären wir andere Leute. Wir machen uns verrückt mit unseren Bemühungen, »in die Figur« hineinzukriechen und »die Motive zu finden« und dem ganzen Zirkus. Es ist eine verrückte Welt, in der die

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