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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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Pferd?»
    «Gucken.»
    «Jetzt?»
    «Ich hätt’ zufällig ’n büschen Zeit.»
    «Na gut, komm rein.»
    «Nö.»
    «Wie, nö?»
    «Ich geh nicht zu dem Pferd rein, solange wie du deinen süßen Hintern nicht aus der Box bewegt hast.»
    «Aber du kannst nicht alleine zu Marlon rein, der kann ziemlich bockig werden bei Fremden», argumentierte Gaby, und setzte nach: «Und Männer kann er schon mal gar nicht ab.»
    «Tjo, wenn du das sachst», machte Karl nur und lächelte Gaby an.
    «Also, was ist? Komm rein jetzt.»
    «Nö», sagte Karl.
    Stille.
    Lange Stille.
    Gaby verlor, sie schmiss die Nerven weg. «Gut, dann geh ich eben raus und du rein. Mir kann’s ja egal sein, ob du gebissen wirst oder vermöbelt oder beides. Ich hab dich jedenfalls gewarnt.»
    «Ist zu Protokoll genommen.» Karl löste sich von der Wand und öffnete die Boxentür. «Und nu mach dem Meister Karl ma Platz.»
    Gaby quetschte sich an ihm vorbei und stellte fest: So schlimm roch sein Tabak gar nicht. Und in derselben Sekunde sagte sie sich: Es geht hier um Marlon, nicht um diesen Karl, verdammt!
    «Vorsicht, er ist wirklich rabiat mit Fremden!», rutschte es Gaby raus, als sie den Riegel der Boxentür einrasten ließ. Sie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Was warnte sie den Wessi denn schon zum zweiten Mal? Soll er es doch selber herausfinden, der große Fachmann. Und da tönte er auch schon: «Mich hat noch nie ein Pferd schlecht behandelt.» Prahlsack!
    Aber dann staunte sie nicht schlecht, als Karl mit dem Pferd zu reden anfing wie mit einem alten Bekannten, und Marlon Karls Hände beschnüffelte, sie auf seinem Hals akzeptierte, sich Streicheleinheiten auf der Stirn und unter dem Kinn gefallen ließ. Die beiden gingen miteinander um, als würden sie sich seit Jahren kennen, es war wirklich kaum zu glauben. Schließlich bückte sich Karl und sagte: «So, mein Guter, nu lass den Onkel Doktor mal das Aua-Füßchen bekieken.» Und Marlon, Gaby fasste es nicht, legte seinen Huf in Karls schwielige Hand, als ob es das Normalste der Welt wäre. «Gutes Hottehü», lobte Karl, und fragte dann zu Gaby rüber: «Wer hat denn hier rumgebastelt vor, ich schätze mal … drei Wochen?»
    «Der Hufpfleger, der das hier seit Jahren macht», gab Gaby Auskunft. «Der ist Spitze, daran kann’s nicht liegen.»
    «Na», sagte Karl, «denn wollen wir mal zusammen aufs Flache gehen, ne, min Alter?» Er stellte sich neben den Kopf des Tieres, strich mit der Hand unter dessen Kehle durch, ließ sie nach oben wandern, bis sie hinter den Ohren lag und der Pferdehals in Karls Armbeuge ruhte. Marlon sanft lenkend, vollführte Karl jetzt eine Wende, bis sie beide frontal vor der Boxentür standen. Er schob den Riegel zurück und …
    «Was macht du da?», protestierte Gaby. «Wir müssen ihn doch erst anhalftern, warte, ich hol ein …»
    «Nu halt mal die Luft an, min Deern, und mach Platz», unterbrach Karl ruhig, aber bestimmt, und führte den Trakehner auf die Betonfläche der Boxengasse. Er löste seinen Arm vom Pferd, stellte sich dem Tier gegenüber auf und hob den Zeigefinger. Marlons Ohren schnellten nach vorn. «Du bleibst jetzt hübsch da stehn, hörst du, sonst gibt’s nämlich Haue, das lass dir man gesacht sein, min Marlon!»
    Karl trat fünf Schritte zurück und taxierte Marlons Vorderbeine, die genau parallel standen. «Is schief», konstatierte er.
    «Wo?», fragte Gaby, stellte sich neben Karl und starrte ebenfalls auf die Beine ihres Lieblings.
    «Na, da!»
    «Kann nicht sein, der hat doch keine schiefen Beine.»
    «Die Beinchen sind wunderbar, auch das geschwollene. Der Huf, der ist schief.»
    «Nee.»
    «Siehst du das denn gar nich, min Deern? Innen musst du gucken, da steht er schief!»
    «Und nun, Herr Professor?»
    «Machen wir ihn grade!» Karl zückte sein Hufmesser.
    «Wart, du kannst dem Pferd doch nicht am Huf rummachen ohne es anzubinden», bremste ihn Gaby, doch Karl ignorierte sie einfach, jetzt war nämlich zur Abwechslung er mal dran mit der Ignoriererei. Er stellte sich neben das Pferd.
    «Na, Alter, nu gib noch ma Pfötchen», griff sich den Huf und schnitzte konzentriert daran herum. Winzige Hornstückchen fielen auf den Beton. Marlon stand ruhig wie eine Eins, so entspannt, dass es Gaby schien, als ob ihr Wallach gleich friedlich wegdösen würde.
    «Reichst du mir ma bitte die Raspel, Gaby min Deern, die lehnt da an der Boxenwand, dort drüben, wo ich vorhin gestanden habe.»
    Dieser Sack, dachte Gaby, hatte

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