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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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Zickerei? Sie ging geradewegs auf ihn zu und sagte: «Wollte mich bedanken, Karl, haste gut wieder hingekriegt, meinen Marlon.»
    «Keine Ursache, Gaby.»
    «Was kriegste denn?»
    «Was?»
    «Na, für zweimal ’n büsch’n Schnitzen und Raspeln.»
    Karl tippte sich an die Stirn und wandte sich ab.
    «He!», rief Gaby, Karl drehte sich fragend um. «Was is mit Fisch?»
    «Was is mit Fisch?», echote Karl.
    «Ob du Fisch magst? Ich hab Forellen gefangen.»
    «Jou», sagte Karl. «Was gibt’s dazu?»
    «Kartoffeln.»
    «Bratkartoffeln?»
    «Bratkartoffeln kann ich nicht.»
    «Haste Kartoffeln?»
    «Immer.»
    «Denn mach ich die Bratkartoffeln und du den Fisch.»
    «Jut. Ich wohn da drüben, in dem Backsteinhäuschen hinter der Tribüne.»
    «Wann?»
    «Abend.»
    «Gebongt.»
    Und jetzt wandten sich beide ab und gingen ihrer Wege.
    Es war ein sehr schöner Abend geworden, im Backsteinhäuschen hinter der Tribüne. Obwohl Gaby nicht nur keine Bratkartoffeln konnte, sondern auch keinen Fisch. Aber das hat Karl ihr nicht gesagt, in jener Nacht. Wohl aber gab er ihr zu verstehen, dass sie den wirklich und wahrhaftig süßesten Apfel-Po auf Gottes Erden habe. Die Sache mit dem Fisch, das brachte er ihr erst viel später schonend bei, nachdem sie schon seit ein paar Jahren verheiratet waren. «Besserwessi», meinte sie nur und überließ das Kochen fortan ihm.

[zur Inhaltsübersicht]
    New Cowboy
    Der blaue Blitz kommt unmittelbar hinter dem Sattelschlepper zum Stehen. Karl steigt aus, seine Augen funkeln, die Lachfalten bilden tiefe Furchen. «Moin, Moin», grüßt er und lässt die Tür laut ins Schloss krachen. Gaby taucht hinter dem VW -Bus auf. «Der kann einfach nicht ankommen wie andere Leute, immer muss er den janz großen Auftritt haben, der Genosse Besserwessi!»
    «Nu lass doch gut sein, min seute Deern, müsstest du doch mittlerweile abkönnen, nach zwanzig Jahren», sagt er grinsend und lässt sein Pfeifchen dampfen.
    «Karl, Gaby!», ruft Alice-Kind und fällt den beiden um den Hals. «Was macht ihr denn hier?»
    «Joo, min Alice-Kind, bei uns haben die Spatzen vom Dach gezwitschert, dass wohl in Amerika dicke, fette große Kühe angekommen wären, da sacht ich zu min Gaby, lass uns man eben hindüsen, und nu sind wir do, ne?»
    «Und? Wie geht es ihnen, den armen Kühen, nach dem langen Weg? Alles gut?», erkundigt sich Gaby.
    «Ja, freilich, das will ich meinen», meldet sich Waldemar. «Wenn der Waldemar unterwegs ist, kommen nur glückliche Kühe an, gell.»
    Gaby blickt den Mann mit dem knallgelben Overall und der Spiegelbrille misstrauisch an und lässt ihn wissen: «Das muss ich selber sehen, bevor ich’s glaube.»
    «Na», sagt Karl, «denn seh eben ma nach, Frau, und lamentier nicht rum. Wo stehen sie denn, die neuen Muh’s?», wendet er sich an Alice. Sie deutet zur Wiese: «Da, hinter den Büschen.»
    Gaby und Karl treten zum Weidezaun und haben jetzt freie Sicht über das weite Land. Da stehen sie. Die vier Galloways und die vier Wasserbüffel, jeweils in lockerer Gruppe. Ihre dunklen, wuchtigen Leiber kontrastieren aufs Prächtigste mit dem Grün der Wiese.
    «Heiliger Klabautermann», entfährt es Karl.
    «Ach wie schön, die grasen ja schon, als ob sie seit immer hier wären», sagt Gaby, und ihr Gesicht wird ganz sanft.
    «Fällt dir was auf?», meldet sich völlig überraschend mein kleiner Schweizer. «Kaum sind die Kühe da, seid ihr abgeschrieben, deine Sonja und du, hä. Die haben euch ja nicht mal guten Tag gesagt.»
    «Doch», antworte ich. «Karl hat laut und deutlich ‹Moin, Moin› gesagt.»
    «Und dir reicht das?»
    «Ja, hier reicht das, und mir auch.»
    Der kleine Schweizer verstummt.
    «Herrschaften, Damen und Herren, darf ich vorstellen, die zwei Stammherden!», verkünde ich und präsentiere stolz die beiden kleinen Wiederkäuergrüppchen.
    «Mann, Mann, Mann, die sind ja größer als Islandponys», sagt Karl und greift mit der Hand zur Pfeife, damit sie ihm nicht aus seinem vor Staunen offenen Mund fällt.
    «Ich muss jetzt zu meinen Kühen», sagt Sonja, hakt die Elektrodrähte aus und öffnet den Durchgang. «Wer will mit?»
    «Dies Angebot, min Sonja, lehn ich dankend und dringend ab», sagt Karl. «Ich kann ja ganz gut mit Gäulen, aber diese Viecher sind mir nicht geheuer.»
    «Wie?», fragt Waldemar. «Du hast doch keine Angst nicht vor so lieben Kühen?»
    «Nicht die Bohne.» Karl hängt sich die Pfeife wieder in den Mundwinkel. «Aber ich hab schlechte Erfahrungen

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