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Lieber Feind

Lieber Feind

Titel: Lieber Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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nett und umgänglich, daß ich heute mit Gewissensbissen herumlaufe, weil ich mich vor Dir und Jervis so erbarmungslos über ihn lustig gemacht habe. Ich habe nicht alle unfreundlichen Dinge, die ich über ihn gesagt habe, wirklich gemeint. Etwa einmal im Monat ist der Mann heb und zugänglich und anziehend.
    Punch hat gerade einen gesellschaftlichen Besuch gemacht und dabei drei kleine Kröten verloren. Sadie Kate hat eine unter dem Büchergestell aufgehoben, aber die anderen beiden sind weggehupft, und ich habe solche Angst, daß sie ihre Zuflucht in meinem Bett gefunden haben! Ich wünsche inständig, daß Mäuse und Schlangen und Kröten und Regenwürmer nicht so leicht transportierbar wären. Man weiß nie, was sich in einer ganz ordentlich aussehenden Kindertasche zuträgt.
    Mein Besuch in der Casa Pendleton war wunderschön. Vergiß nicht, ihn bald zu erwidern.
    Immer Deine
    Sallie.

    PS. Ich habe ein Paar blaßblaue Pantoffel unter dem Bett vergessen. Bitte laß Mary sie einpacken und mir schicken. Und führe, bitte, ihre Hand, wenn sie die Adresse schreibt. Auf den Tischkarten hat sie meinen Namen „Mackbird“ buchstabiert.

Dienstag.
    Lieber Feind!
    Wie ich Ihnen schon sagte, habe ich beim Arbeitsamt in New York ein Inserat nach einem gelernten

    Kindermädchen aufgegeben. Gesucht! Ein Kindermädchen mit ausgiebigem Schoß, der 17 Babys auf einmal fassen kann. Heute nachmittag ist sie gekommen, und hier ist die feine Figur der Frau, die mir das Los bestimmt hat.
    Wir könnten ein Baby höchstens daran verhindern, von ihrem Schoß herunterzufallen, wenn wir es mit Sicherheitsnadeln feststeckten.
    Bitte geben Sie Sadie Kate die Zeitschrift. Ich werde sie heute nacht lesen und morgen zurückgeben.
    Hat es je einen gefügigeren und gehorsameren Schüler gegeben als
    S. McBride?

    Donnerstag.
    Meine liebe Judy!
    In den letzten drei Tagen war ich voll damit beschäftigt, alle die Neuerungen einzuführen, die wir uns in New York ausgedacht haben. Dein Wort ist Gesetz. Eine allen zugängliche Büchse mit Plätzchen ist aufgestellt worden.
    Außerdem sind auch die achtzig Spielzeugkisten bestellt worden. Daß jedes Kind einen eigenen Kasten bekommt, wo es seine Schätze aufbewahren kann, ist eine großartige Idee. Der Besitz von etwas persönlichem Eigentum wird dazu beitragen, aus ihnen verantwortliche Bürger zu machen. Ich hätte selbst drauf stoßen müssen, aber aus irgendeinem Grund ist mir die Idee nicht gekommen. Arme Judy! Du hast ein inneres Wissen von den Sehnsüchten ihrer kleinen Herzen, das ich nie erreichen werde, auch nicht mit allem Mitgefühl, das ich auf bringen kann.
    Wir tun, was wir können, um diese Anstalt mit so wenig unbequemen Verboten als möglich zu führen, aber in bezug auf die Spielzeugkästen gibt es einen Punkt, an dem ich fest bleiben werde. Die Kinder dürfen keine Mäuse, Kröten oder Regenwürmer darin halten.
    Ich kann Dir gar nicht sagen, wie mich Betsys Gehaltserhöhung freut und daß wir sie nun auf Dauer behalten werden. Aber der ehrenwerte Cy Wykoff ist natürlich dagegen. Er hat Erkundigungen eingezogen und festgestellt, daß ihre Familie sie sehr gut auch ohne Gehalt erhalten kann.
    „Sie geben auch keine juristische Beratung umsonst“, sagte ich zu ihm. „Warum sollte sie ihre geschulten Dienste umsonst leisten?“
    „Dies ist Wohltätigkeitsarbeit.“
    „Danach müßte eine Arbeit, die für unser eigenes Wohl geleistet wird, bezahlt werden, eine Arbeit, die für das öffentliche Wohl geschieht, aber wohl nicht?“ „Quatsch“, sagte er. „Sie ist eine Frau, und ihre Familie sollte sie unterhalten.“
    Dies eröffnete Gefilde der Auseinandersetzung, in die ich mit dem ehrenwerten Cy nicht eintreten wollte, deshalb stellte ich ihm die Frage, ob er es schöner fände, wenn wir einen echten Rasen oder eine Heuwiese auf dem Hang bis zum Tor hätten. Er hat es gerne, wenn er um Rat gefragt wird, und ich gebe ihm in bezug auf alle unwesentlichen Kleinigkeiten soviel wie möglich nach. Dabei folge ich nämlich Sandys raffiniertem Rat: „Aufsichtsräte sind wie Violinsaiten; sie dürfen nicht zu stark angezogen werden. Deiht so, as wenn ji magt, wat de Mann will, awer lopt hin, wo ji wult.“ Oh, der Takt, den diese Anstalt mich lehrt! Ich würde eine glänzende Politikersgattin abgeben.
    Donnerstagnacht.
    Du wirst mit Vergnügen hören, daß ich für begrenzte Zeit Punch untergebracht habe, und zwar bei zwei reizenden Junggesellinnen, die schon lange am Rande eines

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