Lieber Frühling komm doch bald
Bea und korrigierte sich. Bea war sehr groß, sehr kräftig und sehr energisch, eine Frau, die notfalls wahrscheinlich mit einem ganzen Panzerregiment fertig wurde. Gereizt sagte er: «Paß bloß auf, Bea. Was machst du denn da? Willst du beide Wagen zu Schrott machen?»
«Ich versuche ja nur, sie auseinanderzubringen, verdammt.»
Aus einiger Entfernung ertönte eine helle Stimme. «Die Dame drinnen wird aber böse sein, oha!»
Gaylord hatte kaum ausgesprochen, da wurde ihm klar, daß er einen Fehler gemacht hatte. Tante Bea wandte sich von den beiden Minis ab und spähte in die Dämmerung. «Da ist ja. mein Bübchen!» Sie breitete die Arme aus. «Komm, gib deiner Tante einen Kuß, mein Schatz.»
Gaylord schob die Unterlippe vor und rührte sich nicht. Ganz von selbst schoben sich seine Füße ein wenig zur Seite, weiter vom Licht weg. Doch es half nichts: Tante Bea kam auf ihn zu. In ihrem Pelzmantel sah sie aus wie ein Grizzlybär auf der Suche nach Honig.
In diesem Augenblick bog ein Sportauto in die Einfahrt, die Scheinwerfer leuchteten auf, und die Hupe ertönte zweimal. «Tante Becky!» schrie Gaylord und rannte auf den Wagen zu. Er haßte zwar Küsse ganz allgemein, aber bei Tante Becky machte er eine Ausnahme. Ihre Küsse waren kühl und weich, und sie roch immer so wunderbar! Tante Becky küßte richtig toll, fand Gaylord.
Opa sagte immer, Peters Sportwagen sei so niedrig, daß man eigentlich einen Flaschenzug zum Aussteigen brauche. Tante Becky jedoch sprang einfach heraus und stellte sich lachend mit ausgebreiteten Armen auf den Weg: «Hallo, Gaylord!»
Sie drückte ihn an sich und wirbelte ihn im Kreis herum. Als sie aufblickte, sah sie den alten Mann und die beiden Autos. «Hallo, Vater - willst du einen Schrotthandel anfangen?»
Jetzt stieg auch Peter aus. Er trug Handschuhe und einen Schaffellmantel. «Guten Abend, Sir», sagte er.
Der alte Mann brummte irgend etwas. Ihm war Beckys Brief wieder eingefallen. «Was ist denn das für eine Geschichte mit dem berückenden Rotkopf?» erkundigte er sich taktvoll.
Becky ließ Gaylord los und nahm ihren Vater beim Arm. «Oh, du bist doch ein unmöglicher alter Mann», sagte sie liebevoll und ging mit ihm ins Haus.
«Wieso - Rotkopf?» fragte Peter mürrisch und nahm die Koffer aus dem Wagen.
Die anderen überhörten es. Aber Gaylord, hilfsbereit wie immer, sagte: «Tante Becky hat an Opa einen Brief geschrieben, darin steht, daß du irgendwas mit einem Netz tun willst, Onkel Peter. Und dann noch was mit einem berückenden Rotkopf, ich weiß aber nicht mehr genau, was.»
Peter schleppte den Koffer ins Haus und sagte nichts.
«Onkel Peter -?»
«Ja?»
«Was ist das, ein berückender Rotkopf?» Gaylord hatte lange darüber nachgedacht und war zu dem Schluß gekommen, es müsse entweder ein Schmetterling oder eine besondere Sorte Zuchtvieh sein. Aber er wollte es genau wissen, und er verstand auch nicht, was Onkel Peter mit Tieren zu tun haben konnte. Und so wartete er jetzt begierig auf die Antwort.
«Ein Vogel», sagte Onkel Peter, und in seiner Stimme schwang so viel Bitterkeit mit, daß der Junge ihn erschrocken ansah.
Es wurde immer rätselhafter, dachte Gaylord. Wenn er doch bloß noch wüßte, was Tante Becky von dem Vogel geschrieben hatte. Er hatte irgend etwas mit Onkel Peter vorgehabt. Paps hatte ihm einmal von einem Mann in Griechenland erzählt, dem Vögel die Leber herausgepickt hatten. So etwas Gräßliches war es bei Onkel Peter hoffentlich nicht. Er hätte es zu gern gewußt. Aber er mochte Onkel Peter nicht gleich in der ersten Minute nach seiner Leber fragen.
Sie waren fast am Haus angelangt. Und wer stand dort in der Tür - niemand anders als der Grizzlybär, der auf den Honigtopf lauerte! «Entschuldige, Onkel Peter», sagte Gaylord sehr höflich und glitt in den schützenden Schatten zurück. Gleich darauf war er im winterlichen Dunkel verschwunden.
John Pentecost war schon wieder etwas eingefallen. «Du, Bea - wo ist denn nun Dorotheas Frosch ?»
«May ist mit den beiden ins Haus gegangen. Komm, ich mache euch bekannt.»
Was hatte May ihm doch gesagt - irgend etwas über die Höflichkeit, die man einem Gast und Schwager schuldig war... Ausgerechnet ihm so etwas vorzuhalten! Während er noch daran dachte, sagte Bea: «Übrigens, John, Edouard spricht ausgezeichnet Englisch. Ich habe ihm aber schon gesagt, du würdest sicher Pidgin-Englisch mit ihm reden.»
Eine gute Idee! Dann wußte der Frosch gleich, was man von
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