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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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ihm hielt. Aber nein - Höflichkeit über alles. Jedenfalls so lange, bis es an der Zeit war, dem Kerl zu sagen, daß man ihn durchschaut hatte. «Hätte nie gedacht, daß Dorothea auf einen Gauner reinfällt - und daß du das auch noch zuläßt», sagte er vorwurfsvoll.
    Bea blieb abrupt stehen. « Was sagst du da? Was soll er sein?»
    «Ein Gauner.»
    «Edouard ein Gauner? Du bist wohl verrückt!»
    «Aber natürlich ist er ein Gauner. Das ist doch sonnenklar!»
    Bea ging weiter. «Du bist wahrhaftig bewundernswert, John. Selbst wenn du von etwas keinen blassen Schimmer hast, hält dich das nicht davon ab, engstirnig, intolerant und überheblich darüber zu reden und zu denken.»
    Der alte Mann kochte. Bea war noch keine zwei Minuten im Hause, und schon ging sie auf ihn los. Sie redete immer noch. «Ich erwarte, daß du Edouard mit der Höflichkeit begegnest, die du einem Gast und einem künftigen Schwager schuldig bist.»
    Hatte er das nicht schon einmal gehört? «Wessen Haus ist dies eigentlich?» rief er wütend.
    «Deins. Deshalb erinnere ich dich an deine Pflicht. Und ich werde es nicht zulassen, daß du Dorotheas Chancen zunichte machst.» Das wurde ja immer schöner. Erst May und nun seine ältere Schwester. Beide kanzelten sie ihn ab, als sei er ein Ungeheuer und nicht einer der vernünftigsten und dabei liebenswürdigsten Männer, die es in England gab. Höflich. Als ob er je etwas anderes als höflich war.
    Aber eines kam nicht in Frage: daß ein Gauner in die Familie aufgenommen wurde.
     

9
     
    Sie waren alle im gemütlich-ländlichen Wohnzimmer versammelt. May saß dabei, aber ihre Gedanken waren anderswo. Sie waren in der Küche, wo auf dem Herd die nächste Mahlzeit (das «Froschfutter» hätte Opa gesagt) leise vor sich hinbrutzelte. Sie waren bei Gaylord - wo steckte er bloß wieder? May hatte den Motorradfahrer nicht vergessen. Sie waren bei Amanda: ob sie auch ruhig und friedlich schlief? Einer ihrer Gedanken wanderte auch zu Jocelyn: Saß er etwa immer noch am Schreibtisch und tat so, als habe e> keinen Ton gehört? Oder war er aus seiner Höhle hervorgekrochen und kümmerte sich um die arme Miss Soundso, deren Auto hinüber war und die völlig verstört gewirkt hatte? Es war wirklich unverzeihlich, einen Gast in diesem Zustand einfach sich selbst zu überlassen. Aber Jocelyn hatte sicher inzwischen irgend etwas unternommen. Sie konnte sich nicht entschließen, hinauszugehen und sich davon zu überzeugen. Sie wollte vorher unbedingt das Zusammentreffen der beiden Welten - die erste Begegnung zwischen Opa und dem Frosch - miterleben.
    Großtante Dorothea war da: zierlich, fast zerbrechlich, schwebend gleichsam und selig lächelnd im Glück der späten Liebe.
    Auch Monsieur Edouard Saint-Michel Bouverie war da, lächelte seine Liebste an, blickte offen bewundernd zu May hinüber und geriet in typisch gallisches Entzücken, als Becky, reizend wie immer, ins Zimmer kam. Becky lief lachend zu Dorothea hinüber und küßte sie zärtlich: «Herzlichen Glückwunsch, Tante Dorothea.»
    «Vielen Dank, mein Herz, das ist lieb von dir. Aber du kennst wohl meinen lieben Edouard noch nicht —»
    «Nein.» Becky, rosig und blond und strahlend, wußte, wie ein Mann zu gewinnen war. Sie streckte ihm die Hand entgegen, etwas höher, als sie es bei einem Engländer getan hätte, und sagte: «Je suis enchantée, Monsieur.»
    «Oh!» Der Ton kam tief aus der französischen Kehle, halb wie das Schnurren eines Kätzchens, halb wie das befriedigte Knurren eines Terriers, der einen großen schönen Knochen erwischt hat. Ehrerbietig nahm Edouard die kleine weiße Hand, beugte sich tief darüber und hob sie an die Lippen. Dann richtete er sich auf und blickte Becky in die Augen. «Enchantée», murmelte er bewegt. Es war wie auf der Bühne.
    Becky tat einen tiefen Atemzug. Ihr war zumute, als habe sie gerade eine halbe Flasche Champagner getrunken. «Peter - das ist mein Mann», erklärte sie, zu Edouard gewandt, «kommt auch gleich. Er bringt nur die Koffer ins Haus.»
    «Ah - Sie haben einen Mann?» In gespielter Verzweiflung wandte er sich an May. «Lauter reizende junge Damen - warum sind sie nur alle verheiratet?»
    Becky gluckste. Auch May fühlte sich beschwingt. Es war lange her, daß jemand sie eine reizende junge Dame genannt hatte. Natürlich war es Unsinn, man brauchte ja nur an Gaylord und Amanda zu denken. Und trotzdem...
    Peter kam herein, und Becky sagte: «So, das ist mein Mann, Monsieur. Peter, das

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