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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Pentecost verabredet?»
    «Nein, ich —nein, leider noch nicht, Pamela.»
    «Das muß nun aber geschehen, Wendy. Mrs. Trumper möchte gern, daß die Lesung bald stattfindet, auf jeden Fall vor dem Frühjahr, weil sie im Mai ein Baby erwartet, das genau an dem Tag kommen soll, an dem wir unseren Abend haben. Deshalb sollten wir allmählich -»
    «Gut, ich schreibe ihm noch heute.»
    «Schreiben hat keinen Zweck. Sie wissen doch, wie Schriftsteller sind. Die antworten nie auf Briefe. Nein, Sie müssen hinfahren und einen festen Termin mit ihm ausmachen. Er hat damals zu Doreen gesagt, es könne jederzeit jemand vorbeikommen.»
    «Gut, dann fahre ich gleich heute nachmittag hin», hatte Wendy gesagt.
    Und sie hatte sich tatsächlich auf den Weg gemacht, nachdem sie im Autorenverzeichnis noch einmal nachgelesen hatte, daß Jocelyn Pentecost 1935 geboren war, ein Gymnasium besucht hatte, mit Elizabeth May Tideswell verheiratet war und bisher sechs Romane veröffentlicht hatte. Ferner hatte sie ihr hübsches, aber nicht auffallendes kleines Gesicht etwas zurechtgemacht und sich in ihren einzigen Luxusgegenstand, einen weichen Pelzmantel, gehüllt.
    Auf der Fahrt am Fluß entlang nahm sie allen ihren Mut zusammen. Vor der Begegnung mit Fremden war ihr immer beklommen zumute. Sie stellte sich Mrs. Pentecost klein, freundlich, häuslich, mit Brille und Haarknoten vor, eine schlichte Frau, die sich im Hintergrund hielt. Jocelyn Pentecost dagegen sah sie als Hünen vor sich, der sie über seine vibrierende elektrische Schreibmaschine hinweg anstarrte und kurz erklärte, als einziger Termin komme der Klubabend im Mai in Frage.
    Bebend stieg sie aus ihrem Auto, bebend ging sie auf die Haustür zu. War es klug, an einem so scheußlichen grauen Nachmittag einen solchen Besuch zu machen? Das Haus sah so groß und ablehnend aus. Sie fühlte, wie ihr der letzte Mut schwand.
    Da wurde plötzlich die Haustür aufgerissen und eine schlanke, elegante und hübsche Frau rief: «Willkommen, ihr zwei!»
     
    «Oh, entschuldigen Sie», sagte May. «Ich erwartete - ich dachte, es sei jemand anders.»
    «Es tut mir leid. Ich möchte wirklich nicht stören. Aber - Mr. Jocelyn Pentecost hatte gesagt, man könne jederzeit vorbeikommen.»
    May war erstaunt. Jocelyn hatte nichts erwähnt von einer jungen Frau. Sie betrachtete die zierliche Gestalt: sehr fraulich, schmales Gesicht, schöne graue Augen. Und trotz des etwas ängstlichen, verlorenen Gesichtsausdrucks war da eine gewisse ruhige Sicherheit. «Bitte, kommen Sie doch herein», sagte May.
    Die Besucherin folgte ihr. «Es tut mir schrecklich leid. Aber Mr. Pentecost sagte, es wäre ganz in Ordnung.»
    «Aber ja. Bitte, nehmen Sie doch Platz. Ich sage meinem Mann Bescheid. Wie war Ihr Name?»
    «Wendy Thompson.»
    May ging hinüber ins Arbeitszimmer und sah sich einem weiteren ängstlichen Gesicht gegenüber. «Sind sie da?» fragte er wie ein Verurteilter, der im Gang vor seiner Zelle Schritte hört.
    «Nein. Aber Wendy Thompson ist da.»
    «Wer?»
    «Wendy Thompson.»
    «Und wer ist das?»
    «Das weiß ich doch nicht. Aber sie scheint dich zu kennen. Sie sagt, du hättest gesagt, sie könne jederzeit vorbeikommen.»
    Für May schien der Besuch dieser Miss Thompson ein Ärgernis und zugleich eine Quelle der Belustigung zu sein.
    Ich wünschte, May hätte einen etwas weniger scharfen Humor, dachte Jocelyn und sagte: «Dann will ich mal sehen, was sie will.» Er erhob sich.
    «Kommt nicht in Frage, mein Lieber. Ich bringe sie hierher. Eine Familienversammlung der Pentecosts plus Miss Wendy Thompson - das geht über meine Kraft.»
    Er setzte sich wieder und sagte kühl: «Meinetwegen.»
    May ging zurück in die Halle. «Bitte, kommen Sie mit», sagte sie, aber ihre Stimme ging unter in einem abscheulichen dumpfen Krachen. Gleich darauf klirrte splitterndes Glas, und dann ertönte Tante Beas herrische Stimme. Sie wollte wissen, welcher Idiot denn da seinen unbeleuchteten Wagen genau an der Stelle abgestellt habe, wo sie hineinfahren mußte.
    Die Wirkung des Getöses auf die Menschen glich etwa der eines Stiefels, der in einen Ameisenhaufen tritt. Gaylord ließ alle Vorsicht und sämtliche Zuckerkugeln fahren, sprang aus dem Saatkasten und lief zum Haus hinüber. Katastrophen waren verhältnismäßig selten, und trat einmal eine ein, wollte er dabeisein, und zwar in der ersten Reihe.
    Miss Wendy Thompson rang buchstäblich die Hände und rief: «Das war bestimmt mein Wagen!»
    Opa war seit eh und

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