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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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offensichtlich nicht gedacht, und nach ihren Gesichtern zu urteilen, die anderen auch nicht. Sie wechselten Blicke, bis er für alle antwortete. »Niemand ist darauf eingegangen. Beide Platten waren schon in der Vorbestellung vergriffen — Weihnachten sind sie auf Nummer eins und zwei. Seethru allein hat heute zwanzigtausend Exemplare verkauft. Das ist ein zweiter Thriller, und CBS kann mich am Arsch lecken.« Er lachte wie einer, der soeben in der Staatslotterie gewonnen hatte und schlug Dexter auf den Rücken.
    Dexter lachte nicht, und Cheryl LeMat schaute St. John an, als habe sie ihn gerade ausgespuckt. St. John tat die Wucht unserer gemeinschaftlichen Mißbilligung mit einem Achselzucken ab und boxte Dexter spielerisch gegen die Brust.
    »Komm schon, du jämmerlicher Hund! Hey, hört mal... Georgina war es, die diese Kassetten entdeckt hat, Chris. Sie hat in Camden Lock welche gekauft. Ihr beide würdet euch gut verstehen. Sie ist Computerjournalistin, schreibt über diesen High-Tech-Kram...« Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. Nach seinen Maßstäben konnte ich ein Genie oder eine Irre sein. »Ja, Chris ist dein Mann, Georgina. Tap, tap, tap, immer an der Tastatur, einer von diesen Drahtköpfen, stimmt’s nicht, Alter?«
    St. John fing wieder an zu lachen, aber Dexter ignorierte ihn weiter, diesmal jedoch aus einem anderen Grund. Er und Cheryl LeMat standen angespannt nebeneinander und schauten an uns vorbei. Ich drehte mich um. Ein ziemlich großer, kahlköpfiger Mann stand am Fuße der Treppe. Er stand breitbeinig und fest auf seinen Plattfüßen, die pummeligen Hände in die Hüften gestemmt.
    »Der Mistkerl...«, sagte St. John, als der Mann sich ein Glas von einem Tablett schnappte und seinen Blick durch den Raum schweifen ließ wie ein schnaubender Stier, der die Pferde in der Arena mustert. Er war nicht allein. Seine Nachhut bildete ein breitschultriger Schwarzer mit einem rasierten Schädel. Die beiden bewegten sich auf eine Clique von Musikjournalisten zu und gingen dort zehn Minuten später mächtig lachend wieder weg. Jetzt kamen sie auf uns zu.
    »Mikey! Domey! Du fetter Mistkerl! Wie geht’s denn?« St. John trat vor und streckte die Hand aus.
    Jetzt wußte ich, wer das war. Mike Dome von der Mike Dome Agency. Sie schüttelten sich die Hände, als ständen sie an einer Wasserpumpe. Dome beugte sich vor und küßte die reizende Cheryl sanft auf die wunderschöne Wange. Sie lächelte. Kein breites, weiß strahlendes Lächeln für die Kamera, sondern ein schmales, verspanntes, verkniffenes für ihn.
    Dome wandte sich ihrem Gatten zu. Diesmal gab es keinen Händedruck und schon gar kein Küßchen. »Wie geht’s Dexter, alter Knabe?«
    »Ganz okay.« Dexter machte ein Gesicht wie einer, der was am Schuh hat.
    »Ach, komm, besser als okay, besser als okay! Hey, ich wette, du kannst dein beschissenes Glück noch gar nicht fassen...«
    »Was?«
    »Zwei tote Stars in zwei Jahren an der Hand! Hey!« Dome klatschte mit leisem, schweißfeuchtem Plopp in die Hände. »Bingo!«
    St. John schob die Hand leicht nervös auf Domes Schulter und gab die Turnhallenkameraderie noch nicht auf. »Hey! Hey, Mikey... Domey... Immer mit der Ruhe, du verrückter Hund — was ist denn los?«
    Der breitschultrige Schwarze mit dem gefährlichen Haarschnitt nahm behutsam St. Johns Hand von Domes Schulter, samt Elmer Fudd und allem Drum und Dran — wie eine gute Ehefrau, die ihrem Mann einen Fussel vom Anzug zupfte. Wenn Dexter Angst hatte, zeigte er es nicht. Die Leute begannen die Szene zu bemerken. Die Musikjournalisten schoben sich wie ein vielbeiniger Klumpen ein Stück näher heran.
    Dome fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Dexters Gesicht herum. »Ich hab dir vor Gericht mit Johnny den Arsch aufgerissen, du kalter Drecksack. Du hast verdammt Glück gehabt, daß er dir abgekratzt ist, so daß du mich auszahlen kannst. Aber du hast zweimal Glück gehabt. Ich sage dir, du wirst unvorsichtig, Dexter, sehr unvorsichtig. Was sagst du dazu?«
    »Ich sage, du bist ein Schwein, Dome, und du hast keine Achtung vor irgendjemandem.«
    »Ach ja? Na, das Schwein wird seine niedlichen kleinen Ferkelchen man von dem fiesen alten Speckmetzger wegholen. Gefällt dir diese Idee, Großmaul?«
    »Mach dich weg, Dome.« Dexter sprach mit zusammengebissenen Zähnen und schaute dabei auf Dome herunter, der sich bereits abwandte, um zusammen mit seinem schweigsamen Freund die Party zu verlassen.
    St. John hatte Cheryl LeMats Ellbogen

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