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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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sagte, ich hätte Freunde in der Branche. Mehr hatte ich dazu nicht zu sagen.
    Die Weihnachtsparty bei der Ghea war schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Sie war in einem der Nachtclubs, in denen angeblich reiche Leute verkehrten; was man dort also traf, waren Spesenritter von außerhalb mit ihren Begleiterinnen, sofern nicht gerade das ganze Lokal an Handel und Industrie vermietet war. Keith hatte ebenfalls angerufen und gesagt, wir würden uns dort treffen; sonst wäre ich gar nicht hingegangen. Er meinte, wir sollten uns unterhalten. Ich wußte, worüber wir uns unterhalten würden. Carla. Es wurde Zeit, daß ich mit jemandem über sie redete, mit jemandem, der vielleicht ein paar Erinnerungen mit mir teilen könnte, der sagen würde, daß er sie vermißte, der mir erklären konnte, wieso sie bei harten Drogen gelandet war, und der darüber traurig sein könnte. So ähnlich. Ich wollte mit jemandem reden, der kein Geld mit ihr machte.
    Zwei stämmige Rausschmeißer im Smoking kontrollierten meine Einladung und deuteten über den roten Teppich ins dunkle Innere des Clubs, wo ungefähr fünfzig Gäste im sanft erleuchteten Halbdunkel beieinanderstanden, abseits des funkelnden Ovals der Tanzfläche. Zum Tanzen war es viel zu früh.
    Ein schwarzer Kellner blieb schweigend neben mir stehen; sein Silbertablett war schwer beladen mit zart perlendem Champagner. Ich nahm ein Glas und sah mich nach Keith um. Er war nicht zu entdecken. John St. John stand auf der anderen Seite der Bar; er sah mich und hob die Hand, um mich herüberzuwinken. Ich zwang mich zu einem Lächeln und verfluchte Keith. Wo steckte er?
    St. John stand bei Christian Dexter und einer großen, schönen Rothaarigen, die höchst wirkungsvoll ein faszinierendes schwarzes, schulterfreies Cocktailkleid und lange dunkle Handschuhe trug. Sie stand schweigend zwischen den beiden Männern und drehte ein leeres Glas in der Hand. Ich kannte sie irgendwoher. Ich kannte sie nicht, aber ich hatte sie schon gesehen. Sie konnte Sängerin oder Schauspielerin sein, aber ich war nicht sicher.
    »Guten Abend, Georgina«, sagte St. John und winkte mich an seine Seite. »Chris kennst du ja. Das ist seine Frau, Cheryl LeMat. Cheryl — Georgina Powers, eine gute Freundin von Carla.«
    Mrs. LeMat lächelte und bog dazu die Mundwinkel scharf nach oben, aber in ihren großen, feuchten, gleichgültigen grünen Augen sah man nichts davon. Cheryl LeMat. Sie war Model. Ich erinnerte mich sofort. Cheryl LeMat. Titelfotos auf Vogue, Sports Illustrated, was weiß ich. Es war ein paar Jahre her, aber sie sah immer noch gut aus mit diesen endlosen Beinen und dem Haar, das ihren Rücken wie ein Vorhang bedeckte. Aber solche Augen hatte ich noch nie gesehen: Pupillen, dunkel und leer wie ein Wasserstrudel. Ich fragte mich, ob sie von Dexter und Carla wußte, oder ob es sie überhaupt interessierte.
    »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte ich, und sie nickte, sagte aber nichts. Also redete ich weiter; ich hoffte, den Dauerfrost mit ein wenig Small talk zu brechen. »Waren Sie nicht...?«
    »Mal berühmt?« vollendete sie.
    »Na, sind Sie’s nicht immer noch?« Ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten.
    »Nun, sagen wir, ich arbeite heutzutage nicht mehr so viel«, schnappte sie und schaute weg. Sie drehte weiter das Glas in den Fingern.
    »Du könntest soviel arbeiten, wie du willst, wenn du dich bloß zusammenreißen und aus dem Bett hieven wolltest«, knurrte Dexter und trank sein Glas leer.
    »Das Dumme ist, Dexter Schätzchen, daß es keine Agenten wie dich mehr gibt. Du weißt, wie sehr ein Mädchen auf ihren Agenten angewiesen ist, und ich finde anscheinend keinen mit diesem persönlichen Touch.«
    Das Gespräch drehte sich um die Arbeit eines Models, aber in Wirklichkeit ging es nicht darum. Was wir hier erlebten, war ein häßliches kleines Scharmützel im Kampf der Geschlechter, und so wandte ich mich St. John zu, um meinen Small talk an ihm auszuprobieren. Ich bemühte mich, es weniger kontrovers zu gestalten als meinen Eröffnungsgambit bei Mrs. Le-Mat.
    »Wie war der Start?« fragte ich.
    Er konnte es gar nicht erwarten, darauf zu antworten. »Unglaublich. Einfach un-glaub-lich, verflucht. Wir haben dieses Schwimmbad gemietet. Das Porchester. Seethru. Durchsichtig. Wasser. Verstehst du?« Er zerrte an meinem Arm, um sich zu vergewissern, daß ich es verstand.
    »Ich verstehe. Angesichts der Umstände ein bißchen geschmacklos, denkst du nicht?«
    St. John hatte daran

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