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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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gemacht. Das war doch klar.«
    »Aber es gibt keinen Zusammenhang.«
    »Der Zusammenhang ist der, den ich festgestellt habe. Tommy Levi, ein Musikpirat, hat zwei Mega-LPs auf den Markt gebracht, bevor die Plattenfirma es tat, und jetzt ist er tot. Und sein Tod war mysteriös. Ich habe nicht gesagt, die Ghea hat ihn umgebracht. Ich deute es nicht mal an. Ich habe sogar Zitate von ihnen: Sie hätten die Polizei informiert, das British Phonographic Institute, die Wettbewerbsüberwachung. Ich habe alles bis auf St. John, der sagt, das Schwein hätte den Tod verdient, aber das wäre auch wirklich das Sahnehäubchen auf der Torte gewesen.«
    Er hatte recht. Es war eine perfekte Story. Eine Story, die die Leute zum Reden brachte, die sie fragen ließ: »Was wäre, wenn?«
    »George?«
    Ich blieb stumm.
    »Hör mal, George. Sei doch ehrlich. Du wolltest doch nichts damit anfangen, oder? Er wartete geduldig auf meine Antwort.
    »Hast du mich deshalb zum Essen eingeladen? Mr. City revanchiert sich für einen Tip?«
    »Ich habe dich eingeladen, bevor du es mir erzählt hast, erinnerst du dich?« antwortete er fest.
    »Ich wollte dir auch keinen Tip geben.«
    »Okay. Ich bezahle dich auch nicht für einen Tip, wenn dir dann wohler ist.«
    »Du Schleicher! Was ist denn mit Tony Levi? Es muß dir doch in den Sinn gekommen sein, daß es nicht in unserem Interesse ist, die Sache mit den Schwarzkopien aufzudecken. Er ist übrigens kein >Pirat<.« Das letzte sollte eine billige Retourkutsche sein, aber ich klang nur noch verdrießlicher.
    Keith antwortete, ohne zu zögern, und bei seiner Antwort kam ich mir billig und gewinnsüchtig vor. »Nicht in deinem Interesse, meinst du wohl.«
    »Du wirst dafür bezahlen. Und ich hab’s dir erzählt«, sagte ich, aber ich wußte, daß meine Antwort ihn kaum in Bedrängnis bringen würde.
    »Das ist mir eigentlich egal, Georgina. Das solltest du wissen. Es kommt oft vor, daß Reporter angeblich krumme Dinger einfädeln, um sie dann aufzudecken, um zu beweisen, daß da etwas im Gange ist. Ich dachte, das wäre dein Motiv gewesen — nicht das Bedürfnis, dich auf billige Tour an der Ghea und an St. John dafür zu rächen, daß sie mit Carlas Tod allzu geschäftsmäßig umgehen, und erst recht nicht die Absicht, ein bißchen Geld zu machen.«
    Die Antwort saß. Ich haßte ihn, weil er die Story herausgebracht und weil er meine Motive im grausamen Licht seiner eigenen Integrität offenbart hatte. Aber vor allem haßte ich mich selbst. Und ich hatte andere Probleme. Tony Levi zum Beispiel. Dem würde das überhaupt nicht gefallen. »Danke für alles, Keith. Hoffentlich schreibst du als nächstes nicht über mich, denn wenn Tony Levi es erfährt, ist mein Leben wahrscheinlich weniger wert als die Eier eines Redakteurs.«
    »Jetzt bist du wieder die Alte, Georgina. Ich bin sicher, du wirst es überleben«, antwortete Keith fröhlich und fügte fast in einem Atemzug hinzu: »Übrigens, wann sehe ich dich wieder?«
    Ich legte auf und blickte hoch. Draußen war es dunkel. Das Telefon klingelte. Mit spitzen Fingern nahm ich im verhaltenen Zwielicht meines Wohnzimmers den Hörer wieder ab.
    »Wann?«
    »Gar nicht!«
    Es war schon dunkel. Ich hatte Angst, das Licht anzuknipsen, weil ich nicht wußte, was mich aus dem Schatten des frühen Abends anspringen würde. Nach zwei Minuten, die mir vorkamen wie zehn, tat ich es doch. Da war nichts. Keine Geister. Kein Tony Levi. Ich ging auf und ab und dachte an das, was Keith und ich besprochen hatten. Dann griff ich zum Telefonhörer und wählte.
    »David Richards.«
    Es war seine Durchwahl.
    Ich sprach so sorgfältig und bedrohlich, wie ich nur konnte.
    »Hör zu, du unglaublicher Scheißkerl. Laß dir ja nicht einfallen, eine Story über Carla und mich zu bringen. Wenn ich auch nur eine Andeutung davon sehe auf deiner Spieleseite für Yuppies, dann reiße ich dir die Eier ab — das heißt, falls du welche hast.«
    »Hey, George... Das hätte ich wirklich nicht gemacht...«
    Der Hörer lag wieder auf der Gabel, bevor er fertig war.

Es war nur eine Frage der Zeit. Sie würden die Zahlen addieren und vier herausbekommen. Ich sah St. John vor mir, wie er an seinem blöden Daumen kaute und auf seinem Bürostuhl hin und her rutschte und wie Dexter sich in seinem zurücklehnte, seinem PR-Mann zuhörte und ihn mit seinen blassen Augen beobachtete. Und Tony Levi? Der würde allein an seiner harten Holztheke stehen, auf der sauber gefaltet der Standard lag, und ein

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