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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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kleines Glas kühles Bier trinken. Ich war tot. Zerquetscht. O ja. »Der Finger schwebt und schreibt, und ist’s geschrieben, zieht er weiter.« Aber ich saß noch da, und alle verdammten Finger deuteten auf mich.
    Ich schaute das Telefon an. Wer würde als erster anrufen? Vielleicht würden sie gar nicht anrufen. Ich schaute zur Tür. Vielleicht würden sie einfach vorbeikommen. O Gott, er kannte meine Adresse. Tony Levi hatte das Taxi bezahlt. Er würde mich finden. Er würde kommen und mich von Angesicht zu Angesicht fragen, wer Mr. City erzählt hatte, daß Tony schwarzkopierte Tapes verkauft hatte, und wer sonst noch davon wußte. Ich würde alles Keith in die Schuhe schieben. Ich würde sagen, ich hätte nur so mit Keith über unser Tape geplaudert und zufällig erwähnt, daß Tommy tot sei. Keith war es gewesen. Er hatte die Story zusammengefügt, und ich war es, der sie jetzt Druck machten. Niemand sonst wußte davon. Nur Keith. Ich hatte niemandem etwas erzählt. So saß ich im Dunkeln, trank und grübelte. Es war nicht meine Schuld. Es war Keith. Keiths Story. Eine tolle Story.
    Das Telefon klingelte, ein hartnäckiges elektronisches Trillern, und ich hielt den Atem an. Es klingelte noch einmal. Ich ließ es eine Weile klingeln, bevor ich mich ein bißchen wacklig erhob und zögernd den Hörer abnahm.
    »Georgina... was weißt du über diese Scheiß-Story?«
    »Was für eine Story?« fragte ich müde.
    »Keith — David — wie heißt er gleich? Richards. Dieser Mr. Fucking City, der einfach behauptet, die Ghea hätte irgendeinen Straßenhändler abgemurkst, weil er Kassetten von Carla und Johnny Waits verkauft hat. Dexter geht die Wände hoch. Hast du es gelesen?«
    »Nein.«
    »Die Bullen haben keines von unseren Tapes in Camden Lock beschlagnahmt — ’ne Menge anderen beschissenen Müll, aber nicht Seethru und nicht Unreleased. Jetzt kommt irgend so ein Pißgesicht mit Tommy Levis Tod. Du wußtest, wer die Kassetten verkauft hat. Woher weiß Mr. City es, he? Ich weiß, daß er ein Freund von dir ist, also erzähl mir jetzt keinen Scheiß. Hast du es ihm erzählt? Und dieser Tommy Levi? Kennst du den?«
    »Nein.«
    »Ist das der Typ, von dem du mir im Flugzeug erzählt hast?«
    »Könnte sein.«
    »Paß auf, ich hoffe, du steckst da nicht mit drin. Verstehst du, was ich meine? Bist du noch da? Ich habe gefragt, ob du noch da bist? Was ist denn los? Bist du besoffen oder was?«
    O Gott, Druck, Druck, Druck... »Noch nicht, aber ich gebe mir große Mühe. Äh... ich muß Schluß machen; da ist jemand an der Tür. Danke für den Anruf.«
    Da war wirklich jemand. Ich warf den Hörer mitsamt St. Johns vulgärer, hysterischer Stimme auf die Gabel. Es läutete einmal, dann zweimal, dann dreimal. Er wußte, daß ich da war. Ich wartete noch eine Weile. Dann fing das Klopfen an. Ich schob mein Auge an den Spion, und da schaute er mich durch das Fischauge an, die Hände in den Anzugtaschen. Scheiße.
    »Wer ist da?« rief ich matt durch die Stahltür.
    »Tony.«
    »Welcher Tony?« rief ich.
    »Tony Levi.«
    »Moment.« Ich schob die drei Stahlriegel zurück, schloß das doppelte Sicherheitsschloß auf und hakte die Kette los, die ihn draußen gehalten hätte. Er blieb stehen, bis ich in die Dunkelheit zurückwich und sagte: »Kommen Sie rein.«
    »Haben Sie einen Stromausfall oder so was?«
    »Nein.« Ich tastete nach einem Lichtschalter. »Ich habe Migräne.«
    »Tut mir leid, das zu hören«, sagte er und warf einen raschen Blick durch mein unordentliches Wohnzimmer. Ich fing an, die Zeitungen vom Fußboden und meinen Bademantel vom Sofa aufzuheben. Die Weinflasche entleerte das, was von ihrem Inhalt noch übrig war, auf den Teppich. Ich hob sie ebenfalls auf und trug sie in die Küche. Das schmutzige Geschirr stand immer noch in der Spüle.
    Carla lachte irgendwo in meinem Hinterkopf. »Wieso bist du so eine Schlampe, George?« fragte sie und warf Dosen in den Mülleimer.
    »Das ist mein höchst eigener schmutziger Protest«, sagte ich.
    »Gegen was denn?« Sie blätterte durch meine Post und setzte sich mit einem Oberschenkel auf die Schreibtischkante.
    »Gegen die Tyrannei der unterdrückerischen Ordentlichkeit und Konformität, die zur Unterjochung all der Völker führt, denen es schwerfällt, nach einer harten Sause den richtigen Platz für einen Slip und eine Strumpfhose zu finden. Kannst du mir bitte einen Kaffee machen?«
    »Ja. Aber, Junge, das ist vielleicht ’n Schlamassel hier.« Ach, Carla, das

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