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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen
Autoren: Denise Danks
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dunklen, nassen Wagen und beobachtete ihn. Er genoß die Situation. In seinen Augen funkelten die Lichter der Halle, und seine Lippen krümmten sich zu einem unfreundlichen Grinsen aufwärts.
    Das kalte, wortlose Lächeln ging St. John an die Nerven. »Hey. Hören Sie nicht auf die. Die ist ’ne Lesbe. Trauen Sie ihr nicht. Ich habe Ihren Bruder nicht umgebracht, das schwöre ich bei Gott. Er hat Geld von mir verlangt, eine Menge Geld, aber ich habe ihn nicht umgebracht. Ich will gar nicht wissen, was ihm passiert ist. Ich will nur wissen, wo die Fotos sind. Der Report ist nicht mehr wichtig.«
    »Tja, ich habe nur eins. Und die Lady hier schwört, Sie hätten die anderen.«
    »Einen Scheißdreck weiß sie.«
    »Was ist mit Carla? Was ist mit Johnny Waits?« sagte ich. Meine Stimme klang schrill und anklagend.
    St. John zog die Oberlippe herunter. Ein Wunde klaffte dort, wo seine kantigen, kurzen Zähne sich eingegraben hatten. »Ist das da aufgeplatzt?«
    Tony schaute hin und nickte. »Sagen Sie’s ihr.«
    St. Johns Augen weiteten sich vor Ärger. »Ich wollte es ihr sagen, bevor sie mit diesem ganzen Scheiß rauskam... Schauen Sie, Cheryl hat mir das Printout über Johnny gebracht. Klar war ich überrascht — wer wäre das nicht? Sie war halb hysterisch deswegen. Ich wußte Bescheid darüber. Chris fummelte immer mit seinem Computer herum und ließ alles mögliche passieren. Er zeigte mir das statistische Modell über die Verkaufszahlen der Stars nach ihrem Tod, das er entwickelt hatte. Es war nichts Ernstes. Wir haben drüber gelacht. Aber sie hatten einen Deal gemacht, die beiden. Chris und Johnny.«
    »Einen Deal? Hat er das gemeint, als er mir erzählt hat, daß es ein Spiel zwischen ihnen beiden war?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht, was er dir erzählt hat. Johnny Waits hatte akut AIDS, okay? Er wußte, daß er sterben würde. Und wer zum Teufel will schon so abgehen? Also haben sie es geplant. Sicher wußte ich es, als ich den Report sah. Aber schon vorher hatte ich gewußt, daß da was im Busch war. Ich nahm an, Chris hätte Johnny dabei geholfen, sich einen Goldenen Schuß zu verpassen, um sichergestellt, daß er starb. Das war kein Mord, sondern ein gottverdammter Gnadenakt. Haben Sie schon mal Heroin genommen? Das ist wie der Himmel auf Erden, ein Hit — echt gute Nachrichten, ich sag’s Ihnen. Ich hab’s zweimal gemacht und wieder seingelassen. Johnny Waits wollte Schluß machen, mit Würde, ohne Schmerzen und schweinestinkereich. Was ist daran auszusetzen, Herrgott noch mal?«
    »Und was ist mit seinem Vertrag?«
    »Der Deal war natürlich, daß alles an seinen Nachlaß fällt. Die Ghea hat so oder so alle Rechte an dem, was sie mit Johnny produziert hat. Normaler Business-Deal.«
    »Dann gab es keinen Report zu Carla?« sagte ich.
    »Nein, es gab keinen gottverdammten Report zu Carla. Wer hätte Carla umbringen sollen? Chris hat es nicht getan; er hätte sich beinahe selbst umgebracht, als er sie in der Nacht zu retten versuchte. Ich hab sie auch nicht umgebracht. Warum sollte ich sie umbringen — den größten gottverdammten Star, den ich seit Jahren hatte? Hör doch auf!«
    »Du hast sie umgebracht, weil Dexters Computer ausgerechnet hatte, daß sie tot ein größerer Star werden würde. Darum. Du wußtest, daß Seethru Mist war. Die Platte wäre nicht gelaufen, wenn sie noch gelebt hätte. Du gewinnst an ihrem Vertrag, und die Ghea ebenfalls.«
    St. John sah aus, als wollte er sich schon wieder auf mich stürzen. Tony legte den Arm zwischen uns auf das Autodach. St. John hielt sich im Zaum und spuckte mir die Worte vor die Füße. »Mist! Sagt wer? Sagst du! Für den Markt war es richtig. Haargenau auf den Punkt. Für ein-, zweihundert popelige Clubfreaks vielleicht nicht, aber für Millionen von Kids, die sie hören wollten. Sie hätte den Sprung nach oben gemacht, okay? Du kleiner, beschissener Troublemaker. Bescheuerte Lesbe.«
    Jetzt wollte ich mich auf ihn stürzen, aber Tony wechselte diplomatisch das Thema. »Ich habe neulich nachts gesehen, wie Sie diesen Keith auf die Hörner genommen haben. Er dachte, ich war’s. Hat meinen Wagen angezündet. Rachsüchtiger Bastard, finden Sie nicht auch?«
    St. John blickte weg. Er fing an, das linke Bein einigermaßen aufgewühlt hin und her zu schwingen. Er hielt die Hand vor den Mund und kaute an seinem Daumen. »Er fickt sie. Ich weiß es«, sagte er, und seine Augen füllten sich mit Tränen.

Tony ließ mich bei einem großen Scotch mit
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