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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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benehmen. Er schlägt seine Frau zusammen. Er schläft mit zwanzig Frauen in einer Nacht. Er ist kein Mensch. Nein, er ist ein Gorilla. Im Ring liegt alle Aufmerksamkeit auf seiner gewaltigen Schlagkraft, auf seinem Punch. Mike Tyson ist ein Tier. Schaut ihn euch an, sagen sie. Aber sie irren sich alle. Er ist ein Mann. Nein, er ist Superman. Tyson kann punchen, sicher, aber er ist der brillanteste Exponent der Kunst der Selbstverteidigung. Die anderen können ihm nicht wehtun, verstehen Sie. Das ist es, was sie vernichtet. Er blockiert ihr Schläge, vereitelt ihre Taktik und weicht ihnen aus. Er neutralisiert ihre Attacken, und sie verteidigen sich und verteidigen sich. Und dann ist er binnen eines Augenblicks durch die Deckung des Gegners gedrungen und schlägt zweimal mit der Linken zu. Dazu braucht man ein Timing, das auf Sekundenbruchteile genau ist. Man muß ein Champion sein. Ali konnte es. Er war so sicher, daß er es konnte — er tanzte mit herabhängenden Händen herum. Timing und Körperkoordination, das braucht man dazu. Man muß etwas Besonderes sein. Boxen ist ein Sport, der ungeheure körperliche Fitness erfordert, geistige Beweglichkeit, Mut und Geschick — und er verzehrt diese Eigenschaften schaufelweise. Oh, und Selbstdisziplin. Deshalb wird Tyson verlieren. Er wird sich selbst besiegen.«
    »Und so hat Tony Levi verloren?« Ich riß mir selbst auch eine Dose Bier auf.
    Robert hob die breiten, klobigen Schultern. »All die Entbehrungen, die man Geist und Körper auferlegt, damit man unverwundbar ist — dazu ist das Training da, aber man kann nicht alles herausquetschen. Da draußen ist die Welt — die Clubs, die Mädchen, die Fans. In Levi steckte immer noch der Mann, unter dem Supermann. Völlig eingeschlossen, aber er war noch da. Er hat Sandino nicht im Zorn getötet. Aber Slater hat er zusammengeschlagen. Slater hat den Mann entblößt, und dafür mußte er leiden.«
    Ich setzte mich und nuckelte an meinem Bier. Tony Levi, Supermann. Der Mann mit dem Killerschlag. Der zornige Mann. »Steht er in Ihrem Album?« fragte ich, und Robert pustete mit dicken Wangen.
    »Tja, im Album des Dezernats für Wirtschaftsbetrug der Metropolitan Police, Computer-Sektion, steht er nicht. Was ich über ihn weiß, weiß ich, weil ich mich hier rumtreibe. Er hat vier Pubs, drei oder vier Geschäfte — vielleicht inzwischen mehr — , ein Speditionsunternehmen, ein großes Auto, ein hübsches Haus in Chigwell — alles ganz legal, natürlich. Tommy Levi, sein Bruder, war der schräge Vogel. Er hat nie gern allzu hart gearbeitet. Hat seine Zeit in Pubs und Clubs verbracht und den Damen nachgestellt. Hat mal wegen Hehlerei gesessen. Ziemliches Bürschchen.«
    »Rauschgift?«
    »Würde mich nicht wundern.«
    »Und wenn ich Ihnen sage, Tony Levi hat ein absolut legales Unternehmen?«
    »Würde mich auch nicht wundern.« Robert blätterte wieder in ein paar Ausschnitten. Er zog zwei von unten hervor. »Das ist Cheryl LeMat? Und das?«
    »Ja. Das erste ist über zehn Jahre alt. Da muß sie achtzehn oder neunzehn gewesen sein. Dexter hat bei der Modellagentur die Buchungen für sie gemacht; so haben sie sich kennengelernt. Er hat gekündigt, die Ghea gegründet, und sie haben geheiratet.«
    »Oh, hier erkenne ich Johnny Waits. Hier ist er noch mal, ein bißchen dünner... Oh, und Carla Blue mit ihrer Gruppe...«
    Er deutete auf die Seiten.
    »Band, Robert. Keiner hat heute mehr eine Gruppe; sie haben eine Band. Das ist Keith, und das da hinten ist Mick. Hier wird Keith zitiert, er redet davon, wie groß Big rauskommen wird. Carla sagte auch, wie groß Big rauskommen wird, und der einzige, der die Klappe hält und nicht sagt, wie groß Big rauskommen wird, ist der mit Verstand, dort hinten: Mick.«
    »Aber Sie hatten von Ghea Records gesprochen. Dreht sich darum nicht alles?«
    Ich nickte und erzählte ihm von Keiths Theorie, von dem Report und dem Virus, das jetzt in Dexters Netzwerk operierte. »Der einzige Befehl, auf den er reagiert, ist der Löschbefehl >Delete<. Wenn das Virusprogramm diesen Befehl erhält, setzt es >Copy< an seine Stelle und kopiert die Datei, die Dexter löschen will, automatisch auf alle Stationen im Netzwerk.« Robert belohnte mich, indem er gar nichts sagte.
    »Und?« sagte ich.
    »Gut gemacht«, antwortete er und riß mit sanftem Zischen eine neue Dose Bier auf.
    »Sie werden mir helfen?«
    »Natürlich. Wozu hat man Freunde, Mrs. Powers?«
    Ich wollte nicht zugeben, daß ich eigentlich

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