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Liebereise nach Las Vegas

Liebereise nach Las Vegas

Titel: Liebereise nach Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Betts
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seinem Bruder auf deren Ranch zu helfen. Dann striegelte er Pferde, erntete Heu oder reparierte Zäune und hatte Spaß daran, den Tag unter freiem Himmel zu verbringen. Aber normalerweise tat er all dies nicht in einem italienischen Anzug, der mehr gekostet hatte als der Lieblingssattel seines Bruders.
    Er befürchtete, dass er aufgeben und sich ein Taxi zurück ins Hotel nehmen musste, wenn Elena nicht bald dort ankommen sollte, wo sie hinwollte. Doch dann betrat sie eines der Geschäfte, und er atmete auf. Also kauft sie schließlich doch noch ein, dachte er und warf von außen einen Blick durch das Schaufenster ins Ladeninnere. Verwirrt stellte er fest, dass es keine schicke Boutique war, sondern ein Geschäft in dem es Kinderspielzeug und Süßigkeiten gab. Elena sah sich die Auslagen an und zeigte der Verkäuferin dann die Dinge, für die sie sich entschieden hatte.
    Was zum Teufel macht sie denn da, überlegte Chase. Er beobachtete, wie die Verkäuferin den großen Stapel Spielzeug neben die Kasse legte und dann nach Elenas Anweisung Bonbons und andere Süßigkeiten in mehrere Tüten füllte. Anschließend gab sie alle Beträge in die Kasse ein, und Elena reichte ihr zum Bezahlen eine Kreditkarte. Es war nicht seine goldene Kreditkarte, also musste es ihre eigene sein. Sie packte alles in ihre große Einkaufstasche und winkte der Verkäuferin beim Verlassen des Geschäfts noch einmal zu.
    Eilig versteckte Chase sich im Eingangsbereich des Ladens daneben. Jetzt rief Elena ein Taxi herbei, und einen Moment befürchtete er, er würde ihre Spur verlieren. Als er dann selbst ein Taxi erwischt hatte, kam er sich vor wie in einem schlechten Krimi. „Folgen Sie dem Wagen!“, befahl er und gab dem Fahrer einen Hundertdollarschein, um sich einen dummen Kommentar zu ersparen.
    Nach einigen Minuten Fahrt hielt Elenas Taxi vor einem grauen Backsteingebäude. Chase beobachtete aus sicherer Entfernung, wie Elena ausstieg und neben dem geschlossenen Tor unter dem Zaun hindurchschlüpfte. Er bat den Taxifahrer auf ihn zu warten, und folgte ihr, um zu sehen, was sie vorhatte.
    Als er näher kam sah er, dass sie nicht in das Gebäude gegangen war, sondern auf einer Bank vor einem roten Picknicktisch aus Plastik am Rand des Spielplatzes eines Schulhofes saß. Er beobachtete, wie Kinder aller Altersstufen sich um sie versammelten. Elena lächelte und lachte und unterhielt sich sehr gestenreich mit den Kindern. Sie schien für jedes Kind ein nettes Wort zu haben. Ab und zu strich sie einem der Jungen und Mädchen über die Wange, griff nach einem Arm oder strich einem Kind über den Kopf. Sie wirkte glücklich, ausgelassen und gelöst. Schließlich packte sie ihre Einkäufe aus.
    Chase brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass die Kinder sehr leise waren, und dass Elenas Gesten nicht ihrer übersprudelnden Laune zuzuschreiben war. Sie unterhielt sich in der Gebärdensprache, die Kinder waren taub. Dennoch ging sie ganz selbstverständlich mit ihnen um. Er sah sich um und entdeckte an der Gebäudefront ein Schild. Es handelte sich um eine Schule für taubstumme Kinder.
    Chase schnappte nach Luft. Er wollte das nicht sehen. Er wollte nicht einmal etwas davon wissen. Abrupt drehte er sich zu dem Taxi um, das auf ihn wartete, dann blickte er zurück auf den Schulhof. Die Kinder liebten Elena, liebten die Geschenke, die sie ihnen mitgebracht hatte, und die Aufmerksamkeit, die sie ihnen widmete, das war nicht zu übersehen.
    Schlagartig wurde ihm klar, warum ihm das nicht gefiel: Es war der offensichtliche Beweis dafür, dass Elena nicht mehr das oberflächliche, egoistische Mädchen war, das er vor fast zwanzig Jahren gekannt hatte.
    Aufgewühlt stürmte Chase zurück zum Taxi und wies den Fahrer an, ihn zum Hotel zu bringen. Während der Fahrt kämpfte er mit seinen widersprüchlichen Empfindungen. Er wollte Elena nicht als süße, rücksichtsvolle Frau sehen, die die Gebärdensprache beherrschte. Es passte ihm nicht, dass sie die Zeit in Las Vegas lieber damit verbrachte, behinderten Kindern eine Freude zu bereiten, als auf seine Kosten einen Einkaufsbummel zu machen.
    Hatte er jemals eine Frau getroffen, die sich so verhalten hatte? Seine Mutter und seine Schwägerin vielleicht, aber die zählten nicht. Wie sollte er sich ihr gegenüber verhalten, wenn sie am Abend ins Hotel kam? Er würde ihr nie wieder gegenübertreten können oder sie berühren können, ohne diese Szene auf dem Schulhof vor sich zu sehen.
    Weil Chase am Tag

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