LIEBES ABENTEUER
gesehen. Und dabei bin ich noch nicht einmal offiziell mit ihrem Sohn befreundet.
»Ich muss schnell ins Krankenhaus«, sagt Kevin laut. »Mutter, Vater, ich setze euch unterwegs bei mir ab.«
»Wir amüsieren uns prächtig hier. Warum kommst du nicht später wieder und holst uns hier ab?«, sagt Elaine lächelnd, aber an den müden Blicken meiner Familie erkenne ich, dass sie jetzt einen ruhigen Fernsehabend mit den üblichen Wissensshows bevorzugen. Sie haben die Nase voll davon, Gastgeber für das IQ; Kartell zu sein.
Dr. Novak senior streckt sich. Er spannt seinen Bizeps und stolziert vor meinem Vater daher. »Schau nur, Hank. Das kommt vom Sport. Ich könnte es immer noch mit meinem Sohn in einem Ringkampf aufnehmen, und ich bin achtundsechzig.«
»Ja, gut, Dad, lass uns nach Hause gehen, damit du Mrs. Stockingdales großartiges Abendessen abtrainieren kannst. Es riecht immer noch köstlich hier.«
Sie sind kaum zur Tür hinaus, da geht ein kollektiver Seufzer der Erleichterung durchs Zimmer.
»Ash, wo hast du bloß diese Leute aufgetrieben?«, fragt Dave.
»Ich bin nur froh, dass meine Mutter in China ist«, kichert Mei Ling.
Mein Vater steht auf und geht zum Fernseher. Als er an mir vorbeigeht, zeigt er auf mich. »Wirst du den Kerl heiraten?«
»Nicht unbedingt. Mama, was war los?«
»Nichts, Ashley. Kevin ist ein ganz lieber Junge. Mach dir keine Gedanken um seine Eltern. Schließlich habe ich auch deinen Vater geheiratet.«
Mein Vater schneidet eine Grimasse.
»Ich werde nicht heiraten. Ich habe ihn gerade erst kennen gelernt. Was ist passiert?«
»Mach dir nichts draus, Ashley. Es ist nicht so wichtig.« Meine Mutter nimmt den Kuchenteller vom Tisch. »Hilf mir aufräumen.«
Schon wieder spülen! »Kannst du mich nach Hause fahren, wenn wir fertig sind, Dave?«
»Weißt du, lieber höre ich Seth für den Rest meines Lebens von Matrix faseln, als das noch einmal durchzumachen.« Dabei zeigt er zur Tür. »Diese Leute brauchen dringend Hilfe, Ashley. Ich bring dich nach Hause, wenn ihr fertig seit.«
»Kommt schon, will mir niemand erzählen, was passiert ist?«
»Ich werde es dir sagen«, bietet Mei Ling sich an, aber Dave wirft ihr einen drohenden Blick zu.
»Wehe, du sagst ein Wort, Mei Ling. Diesen Müll muss man nicht noch wiederholen.«
Ich weiß, dass Mei Ling es mir später erzählen wird, aber ich muss wohl noch warten.
Drei Tage später marschiere ich in den Sonntagsschulunterricht der Ewigkeitssingles, als käme ich zu Verhandlungen nach Taiwan. Legt euch bloß nicht mit mir an. Im Raum sieht es typisch nach Singles aus. In allen anderen Unterrichtsräumen gibt es Kaffee, nur hier nicht. Es gibt keine Donuts, und das nur deshalb, weil sich keiner die Mühe macht, sie am Eingang mitzunehmen, wo für jede Klasse ein Teller bereitsteht. Diese Typen haben Glück, dass ich nicht gewalttätig veranlagt bin. Sie sitzen alle da, unterhalten sich lachend und ignorieren mich vollkommen. Und dabei trage ich DKNY und sehe gut darin aus. Das ist einfach nicht richtig.
Ich gehe zu Pastor Max und seiner lieben Frau Kelly, und die beiden lächeln mich verständnisvoll an, als wollten sie sagen, Die arme Ashley findet keinen Mann, der sie rettet. Ich höre ein Murmeln, als die anderen meine Anwesenheit bemerken und anfangen über Seths Abwesenheit zu reden. Ich weiß, was sie alle denken. Die arme Ashley wurde sitzengelassen, kann noch nicht mal einen so gewöhnlich aussehenden Kerl halten.
»Ashley, hattest du ein schönes Thanksgiving?«, fragt Kelly.
»Ja, das hatte ich. Ich würde gerne noch etwas ansagen, bevor wir anfangen, wenn ich darf.«
Max sieht etwas entnervt aus, und Kelly wirkt beunruhigt. »Worum geht es?«
»Es geht um die Weihnachtsfeier. Ich will es an Kays Stelle ansagen.«
Sie lächeln sich mit ihrem perfekten Osmond-Lächeln an. »Ja, natürlich. Nur zu. Das machen wir gleich als Erstes.«
Ich gehe zur Tafel und schreibe darauf:
Kay Harding, Dipl.-Ing.
14056 Channing Way
Palo Alto, CA 94301
Ashley Stockingdale, RA
14056 Channing Way
Palo Alto, CA 94301
Pastor Max hustet einmal und beginnt den Unterricht. »Nun, ich hoffe, ihr hattet alle ein wunderbares Thanksgiving. Kelly und ich hatten jedenfalls eines. Ich denke, ihr habt alle genossen, was auch immer ihr vorhattet. Heute fangen wir mit den Abkündigungen an, und die erste ist von Ashley zur bevorstehenden Weihnachtsfeier.«
Ich räuspere mich. »Zuerst muss ich noch etwas zu Thanksgiving sagen.« Ich
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