LIEBES ABENTEUER
Pfotenabdrücken.
»Rhett!« Ich bücke mich und knuddle meinen Hund. »Du warst ein braver Hund, den ganzen Tag zu Hause. Komm, du bekommst eine Belohnung.«
Ich laufe hinter Rhett den Weg zum Haus entlang und öffne die Haustür. Als wir hereinkommen, schaut Kay gerade Zeit der Zärtlichkeit. Sie schnieft und hat ein Papiertaschentuch in der Hand. Mit geröteten Augen schaut sie mich an. »Was machst du denn hier?«
»Kevin und ich wollten ein paar Bissen essen, wenn es dir nichts ausmacht.«
Kay schaltet den Fernseher aus und steht auf, um in die Küche zu gehen.
»Setz dich hin, Kay. Wir machen das schon selbst.«
»Nein, nein. Bitte lass mich das machen. Es wird mir guttun, jemanden zu bedienen, der es zu schätzen weiß.«
»Wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen, Kay. Wir werden es zu schätzen wissen, wie ein schwer arbeitender Cowboy die Wagenkolonne«, meint Kevin und tätschelt sich den Bauch.
Ich schaue Kevin mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Bist du jetzt auf einmal Clint Eastwood, oder was?«
Er zeigt auf mich. »Nur weiter so. Du rettest mir noch den Tag.« Er kommt ganz nah zu mir und nimmt mich in die Arme, während Kay fröhlich summend in ihr Reich verschwindet. »Du wirst also eines Tages für mich kochen?«, flüstert er in mein Haar.
»Ich habe gesagt, ich würde gerne für dich kochen können. Ich habe nicht gesagt, dass ich es kann.« Ich schaue auf. »Aber ich werde es versuchen.«
»Ich finde es großartig, dass du für mich kochen willst«, raunt Kevinr.
Einatmen. Ausatmen. »Na dann, Kochkurs, ich komme!«
Er beugt sich zu mir und küsst mich fest und entschlossen. In meinem Magen bricht ein Sturm los, aber ich ignoriere ihn. Irgendetwas stimmt hier nicht. Der Schausteller P. T. Barnum hat einmal gesagt, jede Minute wird ein Trottel geboren. Ich habe das Gefühl, dass ich gerade dabei bin, mein letztes Hemd wegzugeben.
29
Ich weiß nicht, was mich bei meinen Eltern erwartet, und habe kein gutes Gefühl, als ich auf das Haus zugehe. Es ist still. Zu still. Immerhin sind sie diejenigen, die mich nach Ashley Wilkes benannt haben. Dazu gibt es zwar eine herzerwärmende Geschichte, aber da sie niemand kennt, denken die Leute nur, wir seien ein wenig neben der Spur. Und damit haben sie ja auch Recht.
Ich drehe mich zu Kevin um. »Keine Rufe. Das ist kein gutes Zeichen.«
»Vielleicht sind sie gerade beim Nachtisch. Mach die Tür auf«, erwidert Kevin, wie in einem Film, in dem jemand ein Geisterhaus betritt. Als ich gerade die Tür öffne, piept sein Pager.
Vorwurfsvoll lege ich ihm den Zeigefinger auf die Brust. »Du hast das Ding extra so eingestellt!«
Er hält wie zum Schwur zwei Finger hoch und schüttelt den Kopf. »Großes Ehrenwort.«
Ich mache die Tür auf, und da sitzt meine ganze Familie schweigsam am Esstisch und spielt Scrabble. Mit den Mensa-Leuten. Wunder über Wunder.
»Hallo«, sage ich leise. Ich will niemandem den dreifachen Wortwert oder so etwas vermasseln. Ich wusste nicht einmal, dass meine Eltern überhaupt ein Brettspiel besitzen.
Mei Ling, meine Schwägerin, steht mühsam auf und tappt zu mir herüber. Es gibt nichts Schlimmeres, als sich neben einer schwangeren Frau dick vorzukommen. Mei Ling umarmt mich und flüstert mir ins Ohr: »Schaff sie hier weg.«
»Dr. und Mrs. Novak!«, rufe ich und klatsche dabei in die Hände, als würde ich im Kindergarten ein Spiel ankündigen. »Ich bin so froh, dass Sie kommen konnten.«
»Ach Ashley, es war großartig hier. Wussten Sie, dass Ihre Mutter in der Schule Scrabble-Meisterin war?«
Ich schaue meine Mutter an. Ich habe sie noch nie Scrabble spielen sehen. Ich habe sie noch nicht einmal ein Kreuzworträtsel machen sehen. Das Lächeln meiner Mutter zeigt mir, dass sie die Zähne zusammenbeißt, und ich habe das Gefühl, dass die Novaks nicht gerade ihre erste Wahl in Sachen Schwiegereltern sind.
Kevin dirigiert seine Eltern zur Tür, indem er ihnen die Mäntel reicht, als sie aufstehen. Ich schaue zu ihm hin und sehe sein Lächeln. Wahrscheinlich sind unsere Eltern uns beiden peinlich. Sie stehen auf, er führt sie zur Tür und kommt dann ganz nah zu mir, so dass ich seinen warmen Atem auf meinem Haar spüre.
Kevin flüstert mir zu: »Was auch immer du tust, mach mich nicht für das Benehmen meiner Eltern verantwortlich. Denk daran, dass sie am anderen Ende des Landes leben. Du wirst sie nur zwei Mal im Jahr zu sehen kriegen.«
Ich nicke, aber ich habe sie dieses Jahr schon zwei Mal
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