LIEBES ABENTEUER
erwidere ich.
»Ich habe gehört, dass du in der Kirche die Bande ein bisschen aufgemischt hast mit den Dankeskarten an Kay.« Er lacht.
Christen können wirklich gut tratschen. Jetzt bin ich auf der halben Welt das Tagesgespräch, was mir auf seltsame Art Genugtuung verschafft. Allerdings nur kurz, da meine Beförderung Ziel einer Untersuchung wegen Drogenmissbrauchs und Veruntreuung ist.
31
Als Rhett und ich nach Hause kommen, finden wir Kay auf dem Dach vor, wie sie Girlanden mit Weihnachtsbeleuchtung befestigt. Sie kämpft mit den Drähten, und als ich Rhett aus dem Auto lasse, winselt er. »Ich weiß genau, was du meinst, Rhett.«
Wie in Schöne Bescherung. Kay steckt zwei Enden zusammen, lächelt und winkt mir zu.
»Was machst du denn da oben?« Ich schlage die Autotür zu. »Komm runter.«
»Ich dachte, ich fange mit der Weihnachtsdekoration an.« Ihre Augen leuchten auf wie bei einem Kind, das zum ersten Mal den Weihnachtsmann sieht. »Wir werden das schönste Haus in der Straße haben. Das hier ist wie die Zuckerbäcker-Straße.«
Will ich überhaupt wissen, was sie meint? »Zuckerbäcker-Straße?«, frage ich zurück.
Sie breitet die Arme aus. »Alle hier dekorieren ihre Häuser, und jeden Abend fahren Hunderte von Autos hier durch. Da werden wir auch Süßigkeiten an die Kinder austeilen müssen.«
Ich muss gestehen, dass mir das ein wenig Angst macht. Kay hat zu jedem Anlass eine besondere Dekoration, vom Valentinstag bis zum Tag des Beitritts Kaliforniens zu den Vereinigten Staaten (überall kalifornische Flaggen). Mir hätte längst klar sein müssen, dass unser Haus an dem Feiertag schlechthin eine ganz besondere Attraktion sein wird. Aber wenn die ganze Nachbarschaft mitmacht, frage ich mich, wie ich überhaupt hierherziehen konnte. Ich muss an das herausgerissene Innenleben unseres Hauses denken und das Leben ohne Toilette, aber es ist in Ordnung.
»Wieso bist du überhaupt hier?«, frage ich misstrauisch.
Gott steh uns bei, wenn wir beide arbeitslos sein sollten und die weihnachtliche Stromrechnung bezahlen müssen.
»Ich arbeite heute von zu Hause aus. Ich habe mir heute Morgen frei genommen, weil ich heute Abend ein paar Telefonkonferenzen mit Taiwan habe.« Sie kommt zur Leiter und will heruntersteigen. »Und warum seid ihr beide hier?«
»Ich denke gerade ernsthaft über meine Arbeitsstelle nach. Vielleicht habe ich doch nicht gründlich genug geprüft, ob Gainnet wirklich der richtige Arbeitsplatz für mich ist.«
»Ashley«, sagt sie im Tonfall einer enttäuschten Mutter. »Hast du mal wieder einen Job verloren?«
Stille. »Ich weiß nicht genau.« Ich fummle in meinen Haaren herum und kontrolliere die kaputten Spitzen. Zeit, zum Frisör zu gehen. »Sie werden mir nach der Untersuchung Bescheid geben.« Ich schüttle den Kopf. »Nein, ich habe schon einen Job, aber ich will sichergehen, dass es nicht nur ein Vorzeigejob ist, verstehst du?«
Kay verdreht die Augen. »Im Haus steht ein Blumenstrauß für dich.«
»Kein schwarzer, oder?«
Sie schaut mich zweimal an. »Was? Nein, ich glaube, sie sind von Kevin. Aber Seth hat angerufen. Also, wer weiß?«
Uuuh! Blumen. Es reicht mit dieser Unterhaltung. Ich laufe ins Haus und entdecke einen großen Strauß orangefarbener und roter Sonnenblumen in einer Vase mit einer großen roten Schleife darum. Im Strauß steckt eine Karte, und ich reiße sie so ungeduldig auf wie ein Weihnachtsgeschenk.
Liebe Ashley,
Rote Rosen oder blaue Veilchen.
Tulpen war’n vom Ändern.
Diese Blumen soll’n dir schmeicheln.
Kevin
Noch ein Poet! Ich glaube, wir könnten die nächste große Liebesgeschichte sein, wie in Elizabeth Barrett Brownings berühmtem Gedicht, Wie liebe ich dich? Lass mich zählen, wie. Es klingelt. Ich schiebe die Karte zurück in den Umschlag, und Rhett fängt an zu bellen. Unwillig richte ich mich vom Boden auf, wo ich gerade noch in romantischen Träumereien von einem unerreichbaren Arzt geschwelgt habe.
Ich öffne die Tür und erwarte, Kay in Lichterketten verwickelt zu sehen, aber es ist mein Chef, Hans. Oder mein Ex-Chef. Ich schaue mich draußen um und zerre ihn schnell herein. »Was machen Sie hier?«
»Ich wollte Ihnen das Ganze ein bisschen erklären.« Er schnieft, und plötzlich gewinnt diese Angewohnheit eine ganz neue Bedeutung in meinen Augen.
»Wissen Sie«, erwidere ich mit erhobener Hand. »Erzählen Sie mir am besten gar nichts. Ich will nicht in die Sache verwickelt sein.« Ich stelle mich mitten ins
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