LIEBES ABENTEUER
kündigen müssen.«
Aber kann ich hier wirklich bleiben? Das ganze Büro denkt, ich hätte ein Verhältnis mit dem Boss, der wiederum ein Verhältnis mit weißem Pulver hat. Der Vorstand denkt, ich kaufe mit der Firmenkreditkarte Schmuck.
»Mr. Whiting«, meldet sich Tracy plötzlich zu Wort. »Ich kann Ihnen versichern, dass wir Mitarbeiter die Atmosphäre im Büro sehr wohl bemerkt haben. Ich würde mich mit meinem Leben dafür verbürgen, dass Ashley unschuldig ist. Sie hat eine Scheinanstellung nicht verdient, falls es das ist, was Sie Vorhaben.«
Und schon wieder. Absolut keine Menschenkenntnis. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Tracy sich für mich einsetzt.
»Bitte entschuldigen Sie mich.« Ich schaue in all die traurigen Gesichter. »Ich brauche ein bisschen Zeit, um nachzudenken. Bitte ziehen Sie das Geld für den Ring von meinem Gehalt ab.« Ich stehe auf, lasse den Ring auf dem Tisch liegen und nehme meine Aktentasche. Ich komme bis zur Eingangstür, dann klingelt mein Handy. Es wird keine Rufnummer angezeigt.
»Ashley Stockingdale.«
»Ashley, ich bin’s, Hans. Sie müssen mir etwas aus meinem Büro holen.«
Ich lege auf. Das Letzte, was ich meiner beruflichen Karriere jetzt noch hinzufügen möchte, ist Erfahrung als Drogenkurier.
Das Handy klingelt wieder. »Ich meine es ernst, Hans. Lassen Sie mich in Ruhe!«
»Ashley?« Es ist Seth.
»Das ist kein guter Tag heute.« Ich bleibe abrupt stehen. »Ich habe den Hund vergessen.«
»Ashley, hier ist es mitten in der Nacht. Bitte sprich mit mir, bevor ich einschlafe.«
»Ruf mich in zehn Minuten noch mal an.« Ich lege auf, hole Rhett aus der Hundeecke und gehe zum Auto. Die Sicherheitsbeamten kontrollieren meine Aktentasche, und ich überstehe die Demütigung alles in allem ganz gut. Ich steige in meinen Audi und kuschle mit Rhett. »Ich bin Gott so dankbar für dich, Rhett. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.« Als Antwort bekomme ich einen nassen, klebrigen Kuss.
Das Handy klingelt wieder, und Rhett knurrt. »Nein, ich will auch nicht mit ihm sprechen. Hallo.«
»Ashley«, flüstert Seth ins Telefon. »Es tut so gut, deine Stimme zu hören.«
In mir kommen keine warmen, schönen Gefühle auf, und ich fange auch nicht an zu kichern, wie sonst immer. Ich mache Fortschritte. Zum ersten Mal seit Jahren habe ich das Gefühl, dass ich mich seinem Bann entzogen habe. Ich bin frei! Aber ich kann zumindest höflich sein. »Wie läuft’s in Indien?«
»Ich glaube, es wäre nicht das Richtige für dich gewesen, Ashley.«
»Ganz eindeutig nicht. Wo ist das nächste Einkaufszentrum?«
»Du musst mit mir nicht so oberflächlich sein, Ash.«
Oberflächlich? Bin ich jetzt oberflächlich? Er hat ja keine Ahnung. »Es hat sich erwiesen, dass meine Einkäufe einen Betrug von internationalem Ausmaß ausgelöst haben. Ich habe also mehr Tiefgang, als du denkst.«
»Hör mir zu. Ich hatte nie wirklich die Gelegenheit, dir die Sache mit Arin zu erklären. Und das will ich tun.«
Ich verdrehe die Augen. »Weißt du, Seth, das ist wirklich nicht mehr wichtig für mich. Und das meine ich nicht oberflächlich oder verbittert. Ich will damit sagen, dass es mir wirklich nichts ausmacht. Wenn du beschließt, Arin morgen zu heiraten, schicke ich euch ein schönes Hochzeitsgeschenk.«
»Du bist also fertig mit mir? Einfach so?«
Ist das so schockierend? »Ja. Ja, das bin ich.« Ich reibe Rhett mit der Hand über die Schnauze. »Seth, als du nach Indien gegangen bist, war das für mich eine ziemlich klare Botschaft. Ich bin vielleicht von der treuen Sorte und vielleicht auch ein bisschen naiv, aber ich bin nicht dumm. Es gibt Christen da draußen, die mit mir zusammen sein wollen, und eines Tages werde ich den Richtigen finden. Oder ich werde weiter in einem wunderbaren Bungalow in Palo Alto leben, der bald eine Küche mit Arbeitsflächen aus Granit haben wird. Eigentlich kein schlechtes Leben.«
»Ich bin nicht mit Arin zusammen. Ich wollte nur, dass du das weißt.«
»Danke. Vielen Dank.«
Seth will alles, was zu einer Ehe gehört. Er will das tröstliche Gefühl, mich an seiner Seite zu haben. Er will meine Unterstützung bei allem, was er tut. Aber er will mir nichts dafür geben. Nichts als diesen Hund, und das ist das Beste, was er mir je von sich gegeben hat.
»Seth, ich habe im Moment einen kleinen Gesetzeskonflikt. Ich muss gehen.«
»Vielleicht sollten wir uns noch länger unterhalten. Vielleicht später.«
»Ja, vielleicht«,
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