LIEBES ABENTEUER
Weinschorle?« Perfekt gekleidet in seinem Armani-Anzug hält Hans ihr ein Glas spritziger Schorle auf einem Silbertablett hin. Man hört das Eis knacken, als er die Flasche hochhält, um Ashleys Glas bis zum Rand zu Rillen.
Ashley schüttelt den Kopf. »Nein, ich will Wasser. Reines, gefiltertes Wasser.« Ashley sieht ihre Verehrer an. »Mit gestoßenem Eis.« Die Männer starren einander an und wissen nicht, wie sie die einfache Bitte erfüllen sollen. Plötzlich erscheint ein Blitz, und alle schauen zum Himmel und bedecken ihre Augen vor der hellen Sonne. »Egal.« Ashley schiebt sich durch die Männer hindurch. »Keiner von euch hat, was ich will.«
»Ashley, wach auf aus deinen Tagträumen, komm rein und hol Miles. Brea wartet.« Mrs. Browning tappt ungeduldig mit dem Fuß, während ich hinter dem Lenkrad meines Cabrios sitze und mich in einer besseren Welt als dieser verliere.
Meine Gedanken sind ganz weit weg von Mrs. Brownings Mund, der sich bewegt. Ich wünschte, ich würde im Badeanzug wirklich so gut aussehen. In meinen Träumen gibt es diese Zauberspiegel. Deshalb ist es dort so schön.
»Du hast den Hund nicht mitgebracht, sehr gut.«
Und dann ist mein Traum auf magische Weise verschwunden. Er verliert sich in Mrs. Brownings kantigem Gesicht. Breas Mutter hat die spitzeste Nase, die man sich vorstellen kann. Man denkt immer, sie fängt gleich an zu wachsen, während sie spricht, wie bei Pinocchio. Nicht, dass sie lügt. Es wäre ja schon beinahe ein Segen, wenn sie das täte, denn was sie wirklich denkt, ist so viel schlimmer als jede Notlüge.
»Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Mrs. Browning«, begrüße ich sie, greife nach meiner Handtasche und steige aus. Ich bin heute Morgen nicht aufgelegt für Lügen, und wenn Mrs. Browning keine Lust hat, habe ich auch keine.
»Werd nicht frech. Ich habe den ganzen Morgen auf dich gewartet, ich will nämlich in den Country Club, um die Weihnachtsfeier vorzubereiten. Brea hat gesagt du kommst, und ich habe mich darauf verlassen. Eigentlich sollte ich es ja besser wissen.«
In mir brennt eine Sicherung durch. »Wissen Sie, Mrs. Browning, alle Eltern von Freunden, die ich je kennen gelernt habe, mochten mich. Sogar Eltern von Jungen aus der Schulzeit, die mich sitzen gelassen haben, schicken mir heute noch Weihnachtskarten. Warum um alles in der Welt hassen Sie mich so?«
Sie spitzt die Lippen wie ein wütender Vogel aus einem Hitchcock-Film. »Ich hasse niemanden. Ich bin Christ. Und als Christ glaube ich, dass man gewisse Regeln einhalten sollte. Ashley Stockingdale, hast du die leiseste Ahnung, wie spät es ist?«
Ich kratze mich am Kopf. Ich weiß nicht nur, wie spät es hier ist, ich weiß auch, wie spät es in Taiwan, Indien und England ist.
»Ich bin nicht zu spät, Mrs. Browning. Ich bin sogar früh dran. Ich habe Brea gesagt, dass ich komme, sobald der Handwerker da ist.« Ich schlage die Autotür zu.
»Pfff.« Sie geht zu ihrem Wagen und dreht sich dann noch einmal zu mir um.
»Sogar Ihr Mann hatte mich gern«, erinnere ich sie.
»Ich habe dich auch gern, Ashley. Nur manchmal kann ich dich nicht leiden. Du bist so von dir selbst eingenommen.«
Ich nicke. »Da haben Sie recht. Aber wer ist das nicht?« Was ist mit dem Weihnachtsmarkt im Country Club? Ich gehe die Stufen zu Breas Haus hinauf, und sie empfängt mich an der Tür. »Wieso bist du auf? Marsch, wieder ins Bett mit dir.«
Sie stößt einen tiefen Seufzer aus. »Ich soll mich ein wenig bewegen wegen der Blutzirkulation. Armer Miles, er langweilt sich zu Tode. Er will die schöne Weihnachtsbeleuchtung sehen und vielleicht auch den Weihnachtsmann.«
»Den Weihnachtsmann?«, frage ich ungläubig. »Das sollte er definitiv mit seiner Mama machen.«
»Es ist sein erstes Weihnachten, Ashley. Er braucht unbedingt ein Foto mit dem Weihnachtsmann, und ich kann nicht. Es sei denn, du willst meinen Rollstuhl und Miles’ Buggy schieben. Und meine Mutter wird ihn zu irgendeinem billigen Kaufhaus-Weihnachtsmann bringen.«
Ich gehe durch die Fliegengittertür und sehe Miles auf dem Boden, wie er auf einem Gummiring für zahnende Babys kaut und auf seine Füße schaut. »Na gut. Was soll er anhaben?«
Brea zeigt mir einen kleinen rot-grün karierten Nicki-Strampler. »Von Heartstrings«, sagt sie, eine Marke, von der ich noch nie etwas gehört habe.
»Süß.«
»Nimmst du ihn mit ins Einkaufszentrum?«, meint Brea, und es hört sich an wie eine Frage, ist aber eigentlich ein Befehl. »Nach
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