LIEBES ABENTEUER
mit dem Leben fertig zu werden, gefällt mir immer besser. Er trifft seine Entscheidungen so selbstbewusst, und wenn er einen Fehler macht, schüttelt er ihn ab, als passierte so etwas eben. »Das ist keine Operation«, sagt er scherzhaft, denn dabei würde er nie wagen, einen Fehler zu machen. Er weiß, was im Leben wirklich wichtig ist. Rhett hat ihn mehr oder weniger adoptiert. Ich glaube, Kevin ist der bessere Elternteil für ihn, denn er nimmt ihn mit zu den Kindern im Krankenhaus, und Rhett liebt Kinder.
Hans dagegen lebt sein Leben immer noch mit derselben draufgängerischen Art. Er arbeitet jetzt bei der Konkurrenz und macht mit der gleichen Firma Geschäfte, deren Vertrag er damals bei Gainnet frisiert hatte.
Ich habe gehört, dass Seth offiziell zurück ist und zur Silvesterparty kommen wird. Aber man sagt ja, die beste Rache sei, gut auszusehen. Und das werde ich. Ich war bei Bloomingdale’s und habe eines dieser Kleider für besondere Anlässe gekauft, für die ich nie Verwendung hatte - bisher.
Genau genommen habe ich das Kleid gar nicht bei Bloomingdale’s gekauft, obwohl ich es dort anprobiert habe. Ich habe es bei ebay gekauft. Es ist ein umwerfendes Laundry-Kleid von Shelli Segal aus schwarzem Samt mit Chiffon-Schultern und schwarzen Perlen bestickt. Es ist schräg zum Fadenverlauf geschnitten und sitzt, als hätte ich ein Vermögen dafür bezahlt. Ich habe es für etwa ein Viertel des Ladenpreises gekauft, so dass Rhett auch morgen noch genug zu fressen haben wird.
Es klingelt.
Ich öffne die Tür, und draußen steht Kevin in einem schwarzen Smoking und einem grauen Rollkragenpulli. »Du siehst umwerfend aus.«
»Du auch.« Und das tut er. Er hält mir Blumen hin, was inzwischen schon sein Markenzeichen geworden ist. Heute sind es Lilien. »Du verwöhnst mich, weißt du das?«
»Eines Tages werde ich dich wirklich verwöhnen dürfen, Ashley.«
»Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst.«
»Ach, wirklich? Und mein Weihnachtsgeschenk?«
Ohrringe mit Rubinen. »Viel zu extravagant.«
»Und das Weihnachtsessen, zu dem ich dich einladen wollte?«
Candlelight Dinner bei Ewia. »Ich hatte noch Steaks im Kühlschrank, die wegmussten, und außerdem habe ich doch gesagt, dass ich lernen wollte, für dich zu kochen.«
»Aber den Zehn-Kilo-Sack mit Hundefutter hast du angenommen.«
»Ich bin ja nicht verrückt. Du hast ihn mir sogar in die Garage getragen. Das war schon die halbe Miete.«
»Aber das war Hundefutter, Ash. Das ist nicht gerade sehr romantisch.«
»Aber du in diesem Smoking, das ist sehr romantisch«, sage ich leise und ziehe ihn am Kragen zu mir. Er drückt mir einen Kuss auf die Lippen.
»Dieser Kuss ist romantisch. Der Rest ist unwichtig.«
»Ashley, ich habe mein Leben lang darauf gewartet, jemanden verwöhnen zu dürfen.« Das Herz klopft mir bis in den Hals. So ist Kevin. Er spricht immer in Extremen: ein Leben lang, romantisch. Das reicht, um jemand Zwanghaftes wie mich zu Tode zu erschrecken, obwohl ich mir vorgenommen habe, keine Angst mehr zu haben. Tatsache ist, je näher man jemandem kommt, desto tiefer steckt man drin. Und umso tiefer kann man dann fallen.
Ich habe mein ganzes Erwachsenendasein damit verbracht, über Männer mit Bindungsangst zu jammern, aber jedes Mal, wenn Kevin einen Schritt auf mich zukommt, will ich mich zurückziehen. Damit ich nicht wieder verletzt werde. Ein gewisser glatzköpfiger Ingenieur hält mich im Moment davon ab, jedem außer Jesus zu vertrauen.
»Ich muss meine Handtasche holen.« Oh, meine Handtasche! Es ist eine klassisch aussehende Abendtasche mit Perlen, die himmlisch zu meinem Kleid passt. Auch von ebay, kaum zu fassen.
Nach der langen Fahrt in die Stadt kommen wir zum Brannan- Einkaufszentrum, das von grässlich bunter Weihnachtsbeleuchtung und lauter Musik erfüllt ist. Wow, die Ewigkeitssingles sind aufgestiegen.
Als wir das Gebäude betreten, begrüßen uns Brea und John mit ihrem neuen Goldstück im Arm. »Was machst du denn hier? Du müsstest doch schon längst im Bett sein.«
»Wir sind eingeladen, und Jonathan wollte ein bisschen ausgehen.« Sie reicht mir das Baby, und ich drücke es an mich. Er fühlt sich so warm an, und sein liebliches, schlafendes Gesicht bringt meine biologische Uhr zum Rasen. »Miles ist bei seiner Großmutter.«
Ich sehe zu, wie das Baby mit dem ganzen Körper atmet. Ein.
Aus. Ein. Aus. Er kann perfekt Yoga. »Wer hätte gedacht, dass dieses himmlische Geschöpf seiner Mutter solche
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