LIEBES ABENTEUER
zu sein, und da steht es: »Die Liebe kennt keine Angst. Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht.«
Und wissen Sie, ich hatte diese Angst so deutlich vor Augen: Seth. Er hat Angst davor, sich an eine Gemeinde zu binden, an einen Job, an einen Menschen ... und auf unheimliche Weise scheint etwas von dieser Angst auf mich übergegangen zu sein, denn - Hallo? - Kevin ist fabelhaft und an mir interessiert - und ich an ihm. Es ist besser, den Weg einzuschlagen und zu sehen, was passiert, als mein Herz mit einer Teflonschicht zu schützen und es nie wirklich zu erfahren. Stimmt’s?
Es klingelt.
Ich öffne die Tür, und Rhett stürmt auf Kevin zu, der in seiner ledernen Fliegerjacke und der braunen Hose himmlisch aussieht. Er ist so hoffnungslos unmodisch, aber sieht darin so gut aus, dass es mir total egal ist.
»Hallo!« Er legt seine Hände um Rhetts Schnauze. »Wie geht’s, mein Junge?«
Wenn ihm aufFällt, dass ich neue Sachen anhabe, dann werde ich so was von verliebt sein. »Hallo.«
»Wow, tolles Outfit. Ist das neu?« Alles klar.
»Ja. Ich war einkaufen wegen unserer Verabredung.« Na schön, das war jetzt Aufrichtigkeit pur. Eine Frau würde niemals zugeben, dass sie einkaufen war, um einen Mann zu beeindrucken, es sei denn, sie ist schon so gut wie verlobt mit ihm. Ich mache das extra für Kevin. Keine Angst mehr. Keine Angst mehr.
»Das hast du gut gemacht.«
Habe ich. Fünfzig Prozent heruntergesetzt bei Ann Taylor. Eine tolle schwarze Bluse mit Rundhals-Ausschnitt und einen roten Bleistiftrock mit schwarzen Stickereien. Und das Beste: Meine roten Stuart-Weitzman-Pumps dazu. Sie mögen vielleicht denken, rote Pumps sind eine schlechte Investition, aber ich habe diese hier schon seit Jahren, und jedes Mal, wenn ich sie anziehe, fühle ich mich wie die Königin des Laufstegs. Sie waren jeden einzelnen Cent ihres frevlerischen Preises wert. Ich habe zwar Rhett seine Strumpfhosen-Leidenschaft noch nicht abgewöhnen können, habe aber festgestellt, dass blickdichte Strümpfe nicht so leicht Laufmaschen bekommen. Sehen Sie? Fast jedes Problem ist eine Frage der Mode.
»Ich habe Karten für Les Miserables.« Er hält zwei Karten hoch, und ich greife danach.
»Das kann nicht wahr sein! Das ist mein Lieblingsmusical.« Ich fange an zu singen. »Ohne ihn ist die Welt nicht mehr die gleiche ...«
»Aha, du bist Eponine-Fan, aber du wirst niemals unerwiderte Liebe erleben, nicht wenn ich es verhindern kann.«
Kevin verkörpert dieses Leben ohne Angst.
»Marius ist überhaupt nicht mit dir zu vergleichen, Kevin. Du würdest dich niemals in die alberne Cosette verlieben.«
»Stimmt. Ich habe lieber Frauen mit etwas mehr Biss.« Er lässt seine Augenbrauen spielen. Na schön, er ist zum Anbeißen. »Geht das in Ordnung, wenn wir Rhett den ganzen Abend bei Kay lassen? Das Stück ist lang.«
Kay kommt herein, und ich setze dieses bettelnde Lächeln auf. »Was?«, fragt sie.
»Kevin hat Musicalkarten.«
»Und was hat das mit mir zu tun? Als ob ich das nicht wüsste.« Sie schaut hinunter zu Rhett, der den Kopf hebt.
»Geht schon«, sagt sie. »Die Singles kommen, um einen Film anzuschauen - zumindest diejenigen davon, die keine Verabredung haben.«
Hmm. Ich war auch schon mal dabei, und es macht tatsächlich Spaß.
Mit Kay zusammenzuwohnen und Single zu sein ist die beste Zeit meines Lebens. Ich hatte solche Angst davor, allein zu bleiben, mit einer Frau und ohne Freund zusammenzuleben. Ich dachte, das sieht so erbärmlich aus. Aber wissen Sie, wir haben so viel Spaß miteinander. Wir können essen gehen, wann immer uns danach ist. Wir können einkaufen gehen. Wir können mit Rhett in den Rancho San Antonio Park fahren und ihn dort laufen lassen. Wir können mit den Singles Weggehen, wenn sie etwas Schönes unternehmen. Wir können nach einem langen Arbeitstag ins Kino gehen ...
Es ist einfach ein gutes Leben, und ich glaube, deshalb habe ich die Angst überwunden. Das Schlimmste, was passieren kann, wenn Kevin mich sitzenlässt - oder wenn ich ihn sitzenlasse -, ist, dass ich mein Leben wieder wie vorher lebe. Und das ist nicht so schlimm, wie ständig zu hoffen, dass das Telefon klingelt, oder wie der armselige Zustand, in dem ich mich mit Seth befand. Ein Leben mit guten Freunden ist so viel lebendiger als ein Leben mit einem mittelmäßigen Freund.
»Was schaut ihr euch an?«, fragt Kevin.
»Wir wussten, dass
Weitere Kostenlose Bücher