LIEBES ABENTEUER
spielten.
Ich sehe mich allein vor dem Altar stehen, nur mit Rhett, meinem kleinen Hund, als heldenhaftem Begleiter. Alle meine Freunde heulen und schluchzen.
»Wir spielen hier nicht Fear Factor, Seth. Es geht um unsere Zukunft.«
»Sollen wir zu Fresh Choice gehen?« Das Schnellrestaurant mit Salattheke, in dem Seth mich wegen Arin sitzengelassen hat.
»Äh, nein danke. Ich möchte Rhett feiern.« Und vielleicht auch meine neu gewonnene Unabhängigkeit von dir. »Lass uns in ein schickes Restaurant gehen.« Wo du die Rabattmarke, die du im Geldbeutel hast, nicht zu zücken brauchst.
Aber in Wirklichkeit will ich nirgendwo mit Seth hingehen, und ich wundere mich, dass mein Mund das nicht sagt. Schließlich bin ich doch sonst nicht schüchtern. Wir steigen in sein Auto und fahren in die Stadt. Während der Fahrt reden wir kein Wort miteinander.
Als wir im Restaurant sitzen, einem malerischen, kleinen, italienischen Lokal, schaue ich Seth über den Tisch hinweg an und verspüre dabei ein seltsames Gemisch aus Verlangen und Wut. Wenn ich ihn so anschaue, finde ich ihn einfach umwerfend und kann es kaum erwarten, diese wunderbaren blauen Augen in den Gesichtern unserer Kinder zu sehen. Aber wenn ich an seine Ängste denke, möchte ich ihn am liebsten mit vorgehaltener Pistole zum nächsten Juwelier treiben und seine Kreditkarte maßlos überstrapazieren.
»Weißt du«, sagt Seth und reibt sich dabei die Hände wie Lady Macbeth, »was ich vorhin gesagt habe, war vielleicht ein bisschen daneben.«
Jetzt kommt’s.
»Ich glaube, es ist eine gute Idee, wenn ich mit Pastor Romanski spreche, bevor wir uns ernsthaft binden.« Seth nickt, als stimmte er sich selber zu.
»Um dir noch einmal den Galgen zu ersparen?« Ich dachte, wir hätten Schluss gemacht, aber Seth hat das noch nicht ganz begriffen.
»Was hast du da gesagt?«
»Nichts. Ich glaube, das ist eine gute Idee, mit dem Pastor zu sprechen, Seth. Vielleicht ruft Gott dich ja in die Mission.« Ich biete ihm noch eine Ausflucht an, und er nickt. »Ich habe übrigens den Vertrag unterschrieben, um die Hälfte von Kays Haus zu kaufen.« Mit anderen Worten, mein Leben geht weiter.
»Tatsächlich? Du willst es also wirklich kaufen?«
»Ich sehe nichts, was dagegen spricht. Es ist ein schönes Haus in einer guten Wohngegend, und Rhett wird es schon bald als sein Zuhause betrachten.«
»Magst du den Hund wirklich, Ash?«
»Ich liebe ihn.« Und anscheinend will er tatsächlich bei mir bleiben. Unsere Suppe kommt, und Seth sucht nach einem anderen Gesprächsthema, um nicht darüber sprechen zu müssen, wie es jetzt weitergeht. Neun Monate lang habe ich seine Bindungsphobie gefördert. Ich kann ja wohl nicht ganz normal sein. Wahrscheinlich wäre ich eine eigene Oprah-Sendung wert. Aber am meisten vermisse ich meinen Hund.
Ich stehe auf und bitte den Oberkellner, mir ein Taxi zu bestellen. Im Leben jeder Frau kommt der Tag, an dem sie den Tatsachen ins Auge sehen und aufhören muss, sich so erbärmlich zu benehmen. Heute ist dieser Tag für mich gekommen.
11
Was ist schlimmer? Zu vermuten, dass der eigene Freund sich nicht binden will, oder es tatsächlich zu wissen? Während meiner Unwissenheit gab es wenigstens noch die selige Hoffnung. Ich konnte mir vorstellen, wie Seth eines Abends (wie gestern Abend zum Beispiel) mit einem Verlobungsring auftauchen und vor mir auf die Knie fallen würde. Bei dem Gedanken an den Hund muss ich laut lachen. Ein Hund! Ich habe einen zweibeinigen Freund verloren, aber einen vierbeinigen gewonnen, inklusive kostenlosem Hundesitting. Eigentlich kein schlechter Deal. Im Moment passt Seth sogar auf Rhett auf.
Ich steige mit seltsam gemischten Gefühlen ins Flugzeug. Einerseits ist es gut, die Vergangenheit hinter mir zu lassen. Aber andererseits ist Taiwan auch nicht wirklich meine Zukunft. Ich hole mein Tagebuch heraus und versuche, eine neue Richtung für mein Leben zu entwerfen.
ZIELE:
Bis 1. Januar Chefsyndikus bei Gainnet werden.
Zufrieden sein als Single. (Oder ein nicht erzwungener Heiratsantrag.)
Und jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Das ist nicht gerade Leben mit Vision. Vielleicht ist das mein Problem, dass meine Ziele nicht hoch genug oder nicht genug auf die Ewigkeit ausgerichtet sind. Eigentlich könnte ich die Beförderung schon Ende der Woche haben, und vielleicht sollte das auch mein Ziel sein. Danach könnte ich dann längerfristige Pläne machen, die auch in der Ewigkeit Bestand haben. Ich zerknülle das Blatt
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