LIEBES ABENTEUER
dass ältere Geschäftsmänner mit jungen Begleiterinnen reisen, aber ich bin Anwältin und nicht das »Handgepäck« meines Chefs, und so will ich auch behandelt werden.
Ich bin auf Geschäftsreise, und das muss ich diesem Mann, der nur wenig Englisch spricht, klarmachen.
Ich verneige mich. »Nein, ich teile kein Zimmer mit einem Mann.« Ich gestikuliere mit den Händen. »Kein Mann in meinem Zimmer.«
»Speisesaal. Ihr Mann im Speisesaal.«
Ich marschiere nach unten, bereit jeden k.o. zu schlagen, der sich mir in den Weg stellt. Hans wartet tatsächlich im Speisesaal auf mich. Er lächelt mich über die unvermeidliche Weinflasche hinweg verschlagen an, und sein schiefes Grinsen macht mich extrem nervös. »Warum haben Sie so lange gebraucht?«
Na gut, im Zweifel für den Angeklagten. »Ich habe meine Tasche eingecheckt, und es war viel Verkehr. Hans, hier ist etwas schiefgelaufen. Anscheinend bin ich in Ihr Zimmer gebucht.«
Er schüttelt den Kopf. »Sie sind nicht in meinem Zimmer. Wir haben eine Suite. Sie haben Ihr Zimmer, und ich habe meines. Aber so können wir auch spät abends noch arbeiten, ohne dass wir uns in der Nähe eines Bettes befinden. Klar? Keine Belästigung.« Er streckt sich und faltet die Hände hinter dem Kopf.
Es ist einfach praktisch, sage ich zu mir selbst. Wir haben unser eigenes Konferenzzimmer. Reiß dich zusammen, Ashley. Meine Gedanken wandern zu Sophia. Er ist mit einem Supermodel zusammen. Ich habe eine zu lebhafte Fantasie. Aber dann kneife ich die Augen zusammen. »Und was ist, wenn ich müde bin und Sie noch arbeiten wollen?«
»Dann machen Sie die Tür hinter sich zu und gehen ins Bett, Ashley. Sie können abschließen. Haben Sie Angst, dass ich die Tür eintrete?«
»Ich weiß, dass das mit dem Zimmer keine böse Absicht war. Aber es ist einfach nicht angemessen, trotz des Zimmers zwischen uns. Ich bin ledig, und ich bin Christ. Es ist einfach nicht richtig. Wir gehen zur gleichen Tür hinein.«
»Ich bin auch ledig«, sagt er und lehnt sich im Stuhl zurück, »und ich mache mir keine Sorgen.«
»Was wohl Sophia dazu sagen würde, dass Sie sich als ledig bezeichnen? Was sie wohl sagen würde, wenn sie hier anruft und ich gehe ans Telefon?«
»Sie würde denken, dass Sie an unser Telefon gegangen sind«, meint er mit einer entwaffnenden Handbewegung. »Setzen Sie sich. Sie wollen doch hier keine Szene machen. Sophia und ich sind keine amerikanischen Idealisten. Wir sind sehr modern, wie man sagt.«
Genau genommen würde ich unmoralisch sagen. »Hans, die Bibel setzt ganz eindeutige Maßstäbe, und danach richte ich mich. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, hätte ich lieber mein eigenes Hotelzimmer, um meines Seelenfriedens willen.«
Er lacht darüber. »Als Sie neulich abends Ihren Freund auf dem Gehweg vor meinem Haus abgeknutscht haben, schien das kein moralisches Problem zu sein.«
Ich schließe die Augen. Gibt es etwas Schlimmeres, als als Christ daran erinnert zu werden, dass man sich nicht als solcher verhalten hat?
»Oder sollte ich sagen, Ihr Verlobter?« Hans lacht.
»Hans, in meinem Privatleben bin ich vielleicht keine Leuchte, aber das hat nichts mit meinem Beruf zu tun. Ich kann Ihnen versichern, dass ich eine ausgezeichnete Patentanwältin bin, und deshalb bin ich hier. Warum sprechen wir nicht darüber?« Ich setze mich an seinen Tisch, und wieder einmal versucht er, mir Wein einzuschenken. Ich halte die Hand auf mein Glas.
»Kommen Sie, hier sieht Sie niemand. Trinken Sie mit mir.«
»Ober, eine Cola Light bitte«, sage ich und halte die Hand hoch. »Haben Sie schon Entwürfe zu diesem Patent?«
»Ich flirte gerne, und Sie sind darin ein Naturtalent. Warum tun Sie einem alten Mann nicht den Gefallen und flirten ein bisschen mit mir?« Er deutet mit dem Finger auf meine Figur. »Niemand, der so viel Geld für gute Kleidung ausgibt, flirtet nicht auch. Warum also nicht?«
»Sie sind kein alter Mann, und das wissen Sie. Und ich flirte nicht. Ich bin nur eine gut gekleidete Patentanwältin, und ich will die Stelle als Chefsyndikus, die Sie mir angeboten haben, Hans. Aber ich spiele keine Spielchen.« Obwohl ich zugeben muss, dass mir im Moment kaum etwas anderes übrig bleibt. Ich muss jetzt eine Hypothek abbezahlen.
»Ich liebe es, wenn Sie so ernst mit mir reden.«
»Ich gehe jetzt nach oben. Es ist neun Uhr abends, und ich will Seth anrufen und mich nach meinem Hund erkundigen.«
»Ach ja, Ihr Freund, der Sie nicht heiraten will. Grüßen
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