LIEBES ABENTEUER
mir die Tränen über die Wange laufen.
»Ich glaube, der Hund braucht ein bisschen frische Luft.« Kevin öffnet die Haustür und zerrt mich auf den Bürgersteig hinaus.
Einen Augenblick lang kann ich gar nichts sagen, dann schaue ich den Hund an, und alles bricht aus mir heraus. »Wie konnte ich nur so dumm sein?«
Kevins Kiefermuskeln spannen sich an. »Warum glaubst du, du bist dumm, Ashley?«
»Ich hätte es wissen müssen. Warum habe ich es nicht gewusst, Kevin?«
Er legt mir seine Hand auf die Wange und wischt meine Tränen ab. »Weil es manchmal leichter ist, sich etwas vorzumachen.« Er nimmt den Hund hoch. »Lass uns wieder hineingehen. Lass ihn nicht sehen, dass du so aufgelöst bist.«
Ich nicke, richte mich auf und öffne die Tür. Kevin setzt den Welpen im Flur ab und verabschiedet sich mit einem Winken. Er wirft mir einen letzten Blick voll Zustimmung zu ... und voll Abscheu.
»Willst du nicht zum Pizzaessen bleiben?«, fragt Seth ihn.
»Nein, und Ashley macht gerade Diät. Bestell besser einen Salat für sie.« Mit diesen Worten geht Kevin, und ich wünschte, ich würde mit ihm gehen.
Brea und John sind die Nächsten. »Es ist ein süßer Hund, Ashley«, sagt Brea leise. »Ruf mich an.« Das hat sie gesagt, aber gemeint hat sie, »Bring ihn um, Ashley, und dann ruf mich an und schildere mir jede grausige Einzelheit.«
Kay schaut ebenfalls angewidert drein. »Wir sehen uns zu Hause. Wenn ich an unsere Parkettböden denke, weiß ich nicht, wo du das Vieh halten willst.« Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss.
Jetzt sind also nur noch Seth, ich, der Hund und Sam übrig, um auf die Pizza zu warten. Ich glaube, ich wusste irgendwie, dass es keine Verlobungsparty werden würde, aber musste es unbedingt eine öffentliche Demütigung vor all meinen guten Freunden sein? Das war wirklich nicht nötig gewesen. Ich überreiche Seth den Hund.
»Vielen Dank, aber ich glaube nicht, dass ich ihn behalten kann«, sage ich, und es tut mir leid, dass ich meine Wut jetzt an dem armen, kleinen, unschuldigen Tier auslasse.
Seth steht die Enttäuschung über meine Ablehnung ins Gesicht geschrieben. Am liebsten würde ich ihn fragen, wie er sich jetzt fühlt. Wenigstens waren keine seiner Freunde da, um zuzusehen, so wie meine. Nur Sam, und der interessiert sich nur für eine Extraportion Salami auf seiner Pizza. Ich gehe ohne meinen Ann- Taylor-Wildlederblazer, aber in Würde. Zumindest im Augenblick.
10
Als ich nach Hause fahre, verfolgen mich Schuldgefühle und Seths niedergeschlagener Ausdruck, aber auch die großen braunen Augen des kleinen Hundes, die zu mir aufschauen. Wir haben uns sofort miteinander verbunden gefühlt. Es ist, als ob der Hund eine Abmachung besiegelt hätte, als er mir über das Gesicht leckte. Ich sehe immer noch seine weißen Pfötchen und sein rotbraunes und schwarzes Fell vor mir. Er ist so winzig. Er braucht mich. Er ist einfach mein Hund. Mit quietschenden Reifen mache ich auf der Stelle kehrt und fahre zurück zu Seth. Ich höre meine Absätze auf dem Pflaster, als ich den Gehweg entlangrenne, und muss daran denken, wie schick ich mich für diesen Anlass gemacht habe. Welche Verschwendung.
Ich hämmere an die Tür, und als Seth aufmacht, steht er mit verschränkten Armen da. Seine leuchtend blauen Augen strahlen nicht mehr, und ich habe den Eindruck, dass er es kaum ertragen kann, mich anzuschauen. Als hätte ich seinen Erstgeborenen abgelehnt.
»Ich habe es mir anders überlegt«, sage ich. »Kann ich meinen Hund haben?«
»Ach, jetzt ist es dein Hund?«
»Ja.«
»Ich will ihn niemandem überlassen, der ihn nicht wirklich schätzt.«
Aber mein kleiner Hund kommt schon auf mich zugerannt und leckt an meinen Knöcheln. Ich hebe ihn hoch und drücke sein warmes Köpfchen an meine Wange. »Siehst du, er weiß, zu wem er gehört. Hallo Kleiner.«
»Interessiert es dich, wie er heißt?«, fragt Seth, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Wie er heißt? Er hat noch keinen Namen. Ich gebe ihm einen Namen.«
»Nach Auskunft des Tierheims heißt er Lumpi.«
»Nein, er heißt...« Ich hebe ihn hoch, und er zappelt mit den Füßen, um Halt zu finden. Sanft lege ich ihn wieder in meine Armbeuge. »Er heißt Rhett Butlah. Er hat so etwas von Clark Gable, findest du nicht? Gut aussehend, romantisch und männlich ...« Rhett und ich geben uns einen Eskimokuss zur Bestätigung.
»Rhett Butler?«
»Nein, nicht Buder, sondern Budah, mit richtigem Südstaatenakzent. Kapiert?«
Seth
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