LIEBES ABENTEUER
der Rubinring, den Sie für sie ausgesucht haben, gefallen. Danke.«
»Und danke für das.« Ich halte den herrlichen Saphirring hoch. »Ohne Ihr Verhandlungsgeschick hätte ich ihn niemals kaufen können.« Obwohl ich zugeben muss, dass der Ring mir nicht annähernd so viel Freude bereitet hat, wie ich dachte. Er hat den Schmerz durch Seths ständige Ablehnung und den Verlust meiner Gefühle für ihn nicht lindern können.
Hans tippt auf meinen Ringfinger. »Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack. Der Ring ist ein klassisches Renaissanccestück. Er wird nie aus der Mode kommen. So sollte Schmuck immer sein, nicht modisch. Mein Vater war Juwelier in Prag, und Sie haben einen geschulten Blick.«
»Das ist wohl eine Gabe«, erwidere ich. »Aber ich dachte, Sie kommen aus Österreich.«
»Komme ich auch. Mein Vater war Juwelier in Prag.«
Na schön. Das Leben meines Chefs ist komplizierter als ein Hybrid-Schaltkreis. Aber ich genieße Hans. Sofern es möglich ist, seinen schleimigen und gleichzeitig absolut charmanten Chef zu genießen. Zwischen uns besteht so eine Art Kameradschaft, bei der wir alles Förmliche außen vor lassen. Das gefällt mir. Ich muss meinen Glauben nicht verstecken, und er muss nicht so tun, als würde sein Lebensstil mich nicht beleidigen. Natürlich ist es eine Beleidigung für alle Frauen, dass er sich aus reiner Bequemlichkeit eine Frau hält, die er nicht liebt. Wenn Hans einmal stirbt, wird sein Nachruf von dem handeln, was er getan hat: GEWINNBRINGENDER GAINNET-GESCHÄFTSFÜHRER VERSTORBEN. Dabei könnte er so viel mehr sein als nur das, aber ich fürchte, er wird die bessere Seite an sich niemals entdecken.
Nach einer kurzen Warteschlange am Zoll sind wir draußen. Sophia wartet schon auf Hans und kommt auf ihn zugerannt, so ähnlich, wie ich es von Seth geträumt habe. Natürlich ist Seth nirgends zu sehen, und obwohl sich meine Gefühle für ihn geändert haben, bin ich trotzdem enttäuscht.
Inzwischen hat sich Sophia wie ein Wollschal um Hans geschlungen. Sie trägt enge, kaffeefarbene Lederhosen und einen Kaschmirpulli und sieht aus, als käme sie gerade vom Laufsteg. Das i-Tüpfelchen ist ihr glitzernder Lipgloss - genau das, was man als Frau um acht Uhr morgens trägt.
Ich glaube, nach dieser Reise werde ich Sophia mit anderen Augen sehen. Ich werde sie ganz sicher nie wieder beneiden. Sie ist vielleicht nicht die Hellste, aber sie klammert sich mit aller Kraft an etwas, was absolut nicht das Richtige für sie ist. Mir wird klar, dass sie sich in dieser Beziehung nicht sehr von mir unterscheidet. Um ehrlich zu sein, habe ich Gott schon lange nicht mehr wegen meiner Beziehung zu Seth gefragt. Ich hatte immer Angst, dass seine Antwort nicht so ausfallen würde, wie ich es mir wünsche.
Hans scheint Sophias Anwesenheit dagegen gar nicht wahrzunehmen, und das schmerzt, als hätte ich einen nahen Verwandten verloren. Wird er jemals jemanden wertschätzen? Oder wird er durchs Leben gehen, ohne etwas zu empfinden, weil Gefühle verletzlich machen?
»Wir sehen uns am Montag, Ashley«, verabschiedet sich Hans.
»Auf Wiedersehen, Ashley«, trällert Sophia mit ihrem wunderschönen italienischen Akzent. »Danke, dass Sie sich um meinen Hans gekümmert haben.«
Ich winke den beiden nach und schaue mich nach Seth um. Nachdem ich das Terminal für die internationalen Flüge abgesucht habe, laufe ich hinaus und hoffe insgeheim, dass mein Traum noch wahr wird, aber er steht auch nicht am Straßenrand. Komm schon, Seth, murmle ich ungestüm. Ich schalte mein Handy ein und entdecke, dass eine Nachricht auf meiner Mailbox ist. Ich tippe den Code ein und schließe die Augen, als ich Seths Stimme höre.
»Ashley, ich bin’s. Es tut mir wirklich leid, aber ich musste heute Morgen überraschend nach Indien fliegen. Ich habe so lange gewartet, wie ich nur konnte, aber es war der einzige Flug vor Mittwoch. Rhett ist zu Hause bei Kay und Sam wird dich abholen. Ich rufe dich an, sobald ich angekommen bin.« Ich versuche zu begreifen. Seth ist in Indien. Er ist ohne mich geßogen. Wozu muss man eine Sache abschließen?
Ich lasse mein Gepäck neben mir auf den Boden fallen und schaue zu den Taxis. Hans fährt gerade mit dem Firmenwagen davon, und ich warte auf Sam. Den großen, grimmigen Burrito- Esser. Ich setze mich auf meinen roten Koffer, aus Mangel an anderen Sitzgelegenheiten, und versuche krampfhaft, nicht über meine Lage nachzudenken. Die Tränen strömen trotzdem. Er hat mich
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