LIEBES ABENTEUER
verlassen. Ich habe mir eingebildet, ich hätte ihn sitzengelassen, aber zu guter Letzt hat Seth sich aus dem Staub gemacht.
Eine halbe Stunde vergeht, und ich warte immer noch und habe nicht mehr die Energie, aufzustehen und in ein Taxi zu steigen. Als ich mich gerade zwingen will, mich zu erheben, fährt Dr. Kevin Novak in seinem Porsche Boxster vor. »Ich höre, du suchst eine Mitfahrgelegenheit. Kann ich dich mitnehmen?«
Sein Anblick löst noch mehr Tränen aus, und ich laufe auf ihn zu, um mir eine dringend benötigte Umarmung zu holen. Aber als mir klar wird, dass man mich hereingelegt hat, bleibe ich abrupt stehen. Sam. Nicht genug, dass Seth außer Landes ist. Sam muss sich auch noch alle Mühe geben, um meine Chancen zunichtezumachen. Er bringt Kevin ins Spiel.
Trotzdem bin ich dankbar, dass Kevin aufgetaucht ist. Ich bin so tierisch müde. Als ich das letzte Mal solchen Jetlag hatte, schlug ich unbeabsichtigt einen Polizisten mit meiner Prada- Handtasche und landete im Knast. Also nehme ich das Angebot an, in dem Wissen, dass ich dann wenigstens nicht im Kittchen nächtigen werde.
»Hast du keine Rufbereitschaft?«, frage ich ihn durchs Fenster.
»Ich habe die ganze Nacht gearbeitet. Ich dachte schon, ich hätte dich verpasst. Ich habe den Anruf über den Pager bekommen, ihn aber erst vor einer halben Stunde abgehört. Ich vermute mal, dass Arin angenommen hat, dass ich die Nachricht schon erhalten würde.«
Arm?
»Dann passen wir ja prima zusammen. Ich habe Jetlag, und du hast nicht geschlafen.«
»Wir holen uns unterwegs einen Espresso«, meint Kevin beim Aussteigen.
»Das ist Musik in meinen Ohren. Wie kommt es, dass du hier bist?«
Kevin nimmt mir meine Tasche ab. »Sam wurde aufgehalten, da hat er Arin angerufen, und Arin konnte nicht, da hat sie mich angerufen.«
»Warum hat er nicht einfach Kay angerufen?«
»Da war irgendetwas mit einem kleinen Hund und einem zerrissenen Teppich. Mehr weiß ich auch nicht.« Kevin öffnet die Kofferraumklappe und verstaut mein Gepäck in dem bisschen Kofferraum, den der Wagen hat. »Ich habe diese Woche deinen Hund besucht.«
Er hält mir die Tür auf, und ich lasse mich hineingleiten wie in ein Flugzeugcockpit. »Danke, Kevin. Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
»Du klingst nicht so.« Er zieht eine Augenbraue hoch, und seine unglaubliche Fähigkeit, wie ein Schauspieler zu wirken, fasziniert mich.
Ich schnalle mich an und starre geradeaus. »Nein, wirklich, ich bin froh. Ich hatte mir alles nur anders vorgestellt. Erwartungen und so. Warum hast du meinen Hund besucht?«
»Einer meiner Kollegen hat eine kleine Krebspatientin, und sie liebt Hunde. Leider ist ihr Hund zu Hause gestorben, während sie zur Chemotherapie im Krankenhaus war. Ihre Mutter will es ihr noch nicht sagen, da habe ich Rhett mitgenommen, um sie ein bisschen aufzumuntern. Ich bin davon ausgegangen, dass du nichts dagegen hast.«
»Nein, gar nicht. Mochte sie Rhett?«
»Du hättest die beiden sehen sollen, Ashley. Sie liebt Rhett, und er ist ihr nicht von der Seite gewichen. Ich glaube, er ist ein sehr intelligenter Hund, denn er hat sofort die Operationsnarbe gefunden. Als ob er wusste, wo der Krebs war.«
»Ernsthaft?« Ich nicke. »Ich wusste, dass er ein toller Hund ist.«
»Einen schönen Ring hast du da.« Kevin greift nach meiner Hand. »Hast du den in Taiwan gekauft?«
Ich nicke.
»Ich wollte schon sagen, an den kann ich mich gar nicht erinnern.«
»Du erinnerst dich an alles. Zum Beispiel daran, dass ich eine Diät mache.«
»Du siehst auch großartig aus. Aber es gehört zu meinem Beruf, mich an Dinge zu erinnern. Ohne Gedächtnis hätte ich das Studium nicht geschafft. Ich erinnere mich an alles, also pass auf, was du sagst. Wenn du mir zum Beispiel sagst, dass diese Stiefel 400 Dollar gekostet haben, dann versuch später nicht, mir zu erzählen, sie hätten 200 gekostet.«
Ich hebe lachend den Fuß. »Das ist nur eine Imitation - 75 Dollar.«
»Ich wusste gar nicht, dass du eine Schnäppchenjägerin bist.« Sein Lächeln ist umwerfend. Als ich mich zu ihm umdrehe und ihn anschaue, bin ich von seinem Profil wie verzaubert.
»Das Geheimnis ist, dass man es nie übertreiben darf bei der Zusammenstellung der Kleider. Hast du meine Kenneth-Cole- Wildlederjacke gesehen?«
»Ich habe deine Wildlederjacke gesehen. Auf Markenschilder achte ich nicht so.«
»Die Markenjacke ist der Mittelpunkt des Outfits. Wenn ich jetzt dazu noch Stiefel von Prada kaufen
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