LIEBES ABENTEUER
machen. Ich kann keine Geschenke von einem Mann annehmen, der nicht mein Ehemann ist. Das wäre einfach nicht richtig. Es ist nicht richtig.«
Der Verkäufer ignoriert meinen Hilferuf und nimmt Hans’ Kreditkarte.
Hans flüstert: »Psst... Sie können es mir später zurückgeben.« Er schüttelt unmerklich den Kopf, und ich stecke meine Kreditkarte wieder ein.
Der Ring pulsiert regelrecht an meinem Finger, wie Frodos Ring. Dieser Ring hat zu viel Macht, und ich habe das Gefühl, mich beschmutzt und verkauft zu haben. Ich ziehe ihn ab und stecke ihn in die Tasche. »Ich werde ihn erst tragen, wenn Sie ihn mich bezahlen lassen«, sage ich, als wir den Laden verlassen.
»Gehen Sie morgen noch einmal hin und kaufen Sie etwas im gleichen Wert für Sophia. Jetzt wissen Sie ja, wie es geht.«
»Woher soll ich wissen, was Sophia gefällt?«
»Sie mag Rot und Gold - auffällig. Kaufen Sie ihr etwas Rotes. Ich kann ja schlecht ohne etwas nach Hause kommen, wenn Schmuck auf meiner Kreditkartenabrechnung steht.«
»Lassen Sie uns den Ring zurückgeben, Hans.«
Aber ich weiß, dass man in Taiwan keinen Schmuck zurückgibt. Und Hans schüttelt nur den Kopf. »Das ist noch schlimmer. Dann sieht es so aus, als ob es nicht nach meinem Willen gegangen wäre und ich dann den Schmuck zurückgegeben hätte.«
Zugegeben, ich hätte nicht gedacht, dass Sophia so viel Grips hat, eine Kreditkartenabrechnung zu lesen. Aber wenn man eine Beziehung unter falschen Vorzeichen anfängt, bleibt das wohl immer so.
Wir betreten das Hotel. Hans bleibt stehen und lehnt sich mit verschränkten Armen und gekreuzten Beinen an die Wand. »Ich weiß, was Sie von mir denken, Ashley, aber ich will Ihnen etwas sagen: Eine Ehe ist harte Arbeit. Wenn einer der Partner aufhört, daran zu arbeiten, ist es fast unmöglich, und deshalb sollte man sich nicht auf jemanden einlassen, der nicht bereit ist, den ganzen Weg zu gehen. Sie brauchen einen Marathonläufer, keinen Sprinter.«
»Wer hat bei Ihnen aufgehört zu arbeiten?«
»Meine Frau hat mich wegen eines anderen Mannes verlassen. Sie hat die Kinder genommen und ist gegangen, als sie meine langen Arbeitszeiten leid war. Und ich vermute mal, dass meine umherschweifenden Blicke ein Übriges dazu beigetragen haben.«
»Ich dachte, Sie hätten sie wegen Sophia verlassen.«
»Nein, im Grunde sind Sophia und ich übrig geblieben. Keine Greencard und ohne die Kinder auch keine Arbeit. Der Rest ist eben passiert. Es war einfach bequem.«
»Es ist noch nicht zu spät, Hans. Wenn Sie Ihre Frau immer noch lieben ...«
»Ich war schon zwei Mal verheiratet. Ich kann das einfach nicht.« Er winkt in seiner lässigen Art mit zwei Fingern. »Aber Sie ...« Sein schlaksiger Zeigefinger zeigt auf mich. »Sie haben eine Chance, noch einmal von vorne anzufangen. Machen Sie es richtig. Suchen Sie sich jemanden, der sich um Sie kümmert, jemanden, der Ihnen aus Liebe einen Ring kauft.«
»Sie haben auch noch eine Chance. Neuanfänge sind Jesu Spezialität. Wirklich, Hans.« Ich schaue kurz gen Himmel.
Er seufzt. »Sie haben Ihre Einkäufe erledigt. Morgen wird gearbeitet. Und keine Predigten mehr.«
»Einverstanden. Gute Nacht, Hans.«
Jetzt sitze ich also in meinem Hotelzimmer, das ich ganz für mich habe (Hans hat beide Zwischentüren zugemacht), es liegt teurer Schmuck auf meinem Nachttisch und ich habe einen Kloß im Hals. Warum versuche ich immer, Dinge wieder in Ordnung zu bringen? Dadurch mache ich es nur noch schlimmer. Jetzt sehe ich aus, als wäre ich käuffich. Ich fühle mich innerlich sogar noch leerer als zu Beginn der Reise. Ich hole die Bibel aus meinem Koffer, als mein Firmenhandy klingelt.
»Hallo. Ashley Stockingdale.«
»Ashley, ich bin’s, Seth. Können wir jetzt über mein Weggehen sprechen?«
Ich atme tief ein.
»In Ordnung.« Ich schniefe. Ich schaue auf den Ring auf meinem Nachttisch und sehe mich plötzlich mit all meinen zerstörten Träumen konfrontiert. Vielleicht waren es armselige Träume, aber Träume müssen keinen tieferen Sinn ergeben. Zum Beispiel der mit dem Schuh.
»Du hast mir keine Gelegenheit gegeben, es zu erklären«, wirft Seth mir vor.
»Ich glaube schon.«
»Ash, ich wollte dich einladen mitzukommen«, sagt er, und ich schnappe aufgeregt nach Luft, als er fortfährt. »Es gibt auch Patentangelegenheiten zu erledigen. Sie brauchen dringend Hilfe auf dem Gebiet der Telekommunikation, und ich glaube, es wäre eine gute Erfahrung für dich.«
Hans’ Worte, dass
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