LIEBES ABENTEUER
früher. Das bringt mich noch einmal zum Nachdenken über diese ganze Sache mit der Bindungsfrage. Bevor man auf das Ziel zusteuert, sollte man sicher sein, dass man im richtigen Rennen ist.
Ich werfe einen Blick auf Kevins Profil, und es beunruhigt mich, dass ich mit meinen Gedanken nicht hier in der Gegenwart bin. Das Leben ist kostbar. Ich nehme mir vor, optimistischer zu sein. Ich werde noch heute Abend eine To-do-Liste machen.
Auf dem Weg ins Krankenhaus klingelt mein Handy. »Frohes Thanksgiving. Hier ist Ashley Stockingdale.«
Kevin lächelt bei meiner kreativen Begrüßung.
»Ash, dein Hund ist abgehauen. Er spaziert gerade durch die Straßen von Palo Alto, und ich werde ihm nicht hinterherlaufen.« Kay ist mit den Nerven am Ende und legt auf, nachdem sie die Nachricht übermittelt hat. Kurz und bündig, das liebe ich. Ich weiß, dass das nicht alleine Rhetts Schuld ist. Jeder, der ein Abendessen für die Ewigkeitssingles gibt, könnte so enden. Aber Rhett hat sicher seinen Teil dazu beigetragen.
»Ich komme«, sage ich in die tote Leitung hinein.
Kevin sieht enttäuscht aus. »Was?«
»Mein Hund. Er ist weggelaufen.«
Kevin fragt nicht einmal. Er dreht einfach um. »Ehrlich gesagt, wenn ich uns beide und unsere vereinten Telekommunikationseinrichtungen so anschaue, haben wir wenig Chancen, jemals miteinander auszugehen.«
»Ich komme ins Krankenhaus, sobald ich ihn gefunden habe. Versprochen.« Sonst bin ich zu Hause wahrscheinlich nicht sehr willkommen.
In der Zwischenzeit bete ich im Stillen für Rhett. Er ist der süßeste Hund der Welt, und wenn er nicht so verrückt wäre nach Nylonstrümpfen, würde er wahrscheinlich den Rest seines Lebens glücklich und zufrieden im Garten verbringen. Aber es ist Thanksgiving, ein Feiertag für Strumpfwaren-Liebhaber in den Straßen von Palo Alto. Rhett ist einfach nur Opfer seiner mangelnden Selbstbeherrschung geworden.
Als wir vor meinem Haus halten, sehe ich, dass Kays Gartenbeleuchtung zerstört ist und Sand überall auf dem Weg liegt. Kay steht in der Tür, und egal ob ich verkuppelt bin oder nicht, ich habe das Gefühl, meine Tage hier sind gezählt.
»Ashley, der Hund muss weg. Er hat meine Feier ruiniert!«
Nun, ich bin mir sicher, dass die Gäste ihren Teil dazu beigetragen haben.
Kevin schaut mich an, bestrebt, Kays Zorn zu entgehen. Wer könnte es ihm verübeln? »Wir sehen uns nachher, ja?«
Ich nicke. »Im Krankenhaus. Ich funke dich an, wenn ich da bin. Und ich werde kommen. Versprochen.«
»Ich habe noch jede Menge zu tun, bis du kommst. Lass dir Zeit.« Kevin wartet, bis ich die Autotür schließe, und fährt weg.
Ich schleiche den Weg hinauf und sehe, dass meine schwarzen Rosen auf der Veranda verstreut liegen, ein unheimliches Anzeichen dafür, dass dieser Tag nicht gut enden wird.
»Komm rein. Wir müssen miteinander reden«, sagt Kay und klingt dabei fast wie meine Mutter. Nein, noch schlimmer, sie klingt wie Breas Mutter.
Ich marschiere ins Haus, und hier herrscht das absolute Chaos. Es hat aber nichts mit meinem Hund zu tun. Nicht mal den Tisch haben die Ewigkeitssingles abgeräumt. Das Truthahnskelett liegt wie eine Trophäe mitten auf dem Tisch, zerknüllte Servietten zieren den Boden, und unter dem Couchtisch blinkt ein zerbrochenes Glas. Kay lässt sich aufs Sofa fallen und fängt an zu weinen.
Und damit meine ich nicht ein bisschen Gefühlsduselei und ein paar vereinzelte Tränen, sondern richtig herzzerreißendes Schluchzen.
»Kay, entschuldige. Ich hätte Rhett nicht hier lassen dürfen. Ich habe nur an mich selbst gedacht. Es tut mir wirklich leid.« Ich würde alles tun, damit sie aufhört zu weinen. Kay gehört zu der Sorte Frauen, der man nicht in einer dunklen Gasse begegnen möchte, und sie jetzt in diesem Ashley-Zustand zu sehen bringt mich total aus der Fassung. Vielleicht sollte ich Hans anrufen.
»Es ist nicht wegen Rhett, Ashley. Er ist wieder da«, sagt Kay schniefend. »Er ist im Garten.«
»Was ist dann passiert? Geht es dir nicht gut?«
»Schau dir das nur an, Ash! Sie sind verschwunden, sobald das Footballspiel zu Ende war. Niemand hat angeboten, beim Auf räumen zu helfen. Sie haben sich noch nicht einmal bedankt.« Sie fängt wieder an zu schluchzen.
»Kay, du brauchst jetzt einen guten Frauenfilm. Ich werde aufräumen. Du bleibst hier sitzen, ich hole einen meiner Kuschelfilme, und dann tust du so, als wärst du ich, genauso naiv und sorglos, und lässt dich von Teenagerhumor unterhalten.« Ich
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