LIEBES ABENTEUER
Männer lachen, essen Dip und warten geduldig auf ihre Getränke. Kevin greift nach meiner Hand, als er seine Limo nimmt, und plötzlich habe ich eine Erleuchtung.
Zuneigung - das war es, was Seth fehlte! Ich war so damit beschäftigt, ihn dazu zu kriegen, sich zu binden, dass mir nie auffiel, dass Seth kein bisschen Zuneigung zeigte, weder für mich noch für andere. Als Rhett sich wie ein kleiner Hund benahm oder störte, wollte Seth ihn wieder ins Tierheim zurückbringen. Und als unsere Beziehung aus den Fugen geriet, oder wie ich es nenne, in die Extra-Risiko-Phase eintrat, warf Seth alles hin und ging weg.
Kevin zeigt dagegen so viel Zuneigung, dass es mich nachdenklich macht. Vielleicht haben Hans und Seth mehr gemeinsam, als ich mir eingestehen will. Vielleicht sind sie beide hartherzig. Vielleicht wollte ich das nicht wahrhaben, weil ich darauf wartete, dass Seth endlich bereit war, sich zu binden. Aber als praktisch veranlagte Frau auf der Suche nach einem gottesfürchtigen Mann muss ich mich dem stellen. Ich hasse es, Dinge auf diese Art lernen zu müssen. Im Unterricht hatte ich immer Einser, aber außerhalb der geheiligten Hallen eines Schulgebäudes, in echten zwischenmenschlichen Beziehungen, bekommt das Wort »durchfallen« eine ganz andere Bedeutung.
Kevin hält mich immer noch am Handgelenk. Sein Lächeln fängt mit einem gewöhnlichen Grinsen an, greift dann aber auf seine Augen über und breitet sich schnell auf seinem ganzen Gesicht aus. Während Seth alles verbergen konnte, zeigt Kevin seine Gefühle so offen, dass er mich damit zu Tode erschreckt. Dysfunktionales und mechanisches Verhalten kenne ich. Schließlich gehöre ich zu den Ewigkeitssingles. Aber Offenheit und Aufrichtigkeit? Das ist nicht mein Fachgebiet.
»Ashley?« Kevin stellt seine Limo ab, nimmt meine Hand in seine und führt mich hinaus auf die Veranda.
»Kevin, es tut mir leid, dass du so lange auf deine Limo warten musstest. In Sachen Gastfreundschaft kann ich mit meiner Mutter nicht mithalten.« Ich rede einfach, um meine innere Unruhe zu überdecken.
»Du bist wunderbar, und von mir aus kannst du dir ewig Zeit lassen mit den Getränken.« Er schaut auf seinen Pager und hält ihn hoch. »Ich muss zurück ins Krankenhaus. Ich habe einen Transplantationspatienten, dem es nicht sehr gut geht. Er wartet auf eine Leber, und er ist heute nicht gut drauf. Ich will hinfahren und ihm versichern, dass seine Leber kommen wird. Ich will mit ihm beten.«
»Werden seine Eltern nichts dagegen haben?«
»Er kommt aus Chile. Seine Eltern sind noch dort. Mein Spanisch ist nicht mehr so gut, aber ich glaube, Gott wird die Gebete schon verstehen. Er ist mit seinem Cousin hier, der Englisch spricht, aber wir beide scheinen uns auf einer ganz anderen Ebene zu verständigen.«
Ich werfe einen Blick zurück ins Haus. »Kann ich mitkommen?«
»Este liegt auf der Isolierstation, damit er für die Operation gesund bleibt. Aber es wäre schön, wenn du mir auf dem Weg Gesellschaft leisten würdest.«
»Oh, ich will mich nicht einmischen, aber dann könnte ich Brea besuchen.« Und von hier wegkommen. »Meinst du, ich sollte bei unseren Eltern bleiben, oder kann ich sie allein lassen?«
»Schau dir unsere Eltern doch an. Sie planen praktisch unsere Hochzeit. Ich glaube, deine Mutter hat meiner Mutter gerade deinen Durchschnitt beim College-Aufnahmetest verraten. Du hast bestanden.« Kevin lacht, und ich kann ein heftiges Blinzeln nicht unterdrücken. Er hat das Wort Hochzeit benutzt, ohne dabei aus der Haut zu fahren. Er greift nach meiner anderen Hand und nimmt beide in seine Hände. »Ich weiß, dass Seth erst vor Kurzem gegangen ist. Ich kenne deine Theorie zu Ubergangsfreunden und Übergangsfreundinnen. Arin hat sie mir erklärt. Aber die Sache damals auf dem Parkplatz war nicht nur ein verrückter Augenblick, Ashley.«
Aber für einen verrückten Augenblick war es ziemlich gut. Als ich an seinen Kuss denke, kribbelt es in meinem Magen ganz ungeheuer, und wieder sehe ich diesen vertrauten Ausdruck in seinen Augen. Augenblicklich schaue ich auf meine Füße. »Ich habe noch andere Theorien außer der Übergangstheorie.«
»Sind die auch so irrsinnig wie die mit dem Übergangsfreund?«
»Früher habe ich einmal gedacht, du hättest Kohlitis.«
»Die Darmerkrankung?«
»Nein, einen Mangel an Charakter. Menschen, die ihr ganzes Leben lang gut aussehen, so wie Kohli Cahners, haben es nicht nötig, Charakter zu entwickeln.«
»Moment mal. Du
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