LIEBES LEBEN
nicht einmal Kinder bekommen, also kann ich nicht mal das richtig machen.«
»Was?!« Ich bin versucht, meine beste Freundin zu würgen. Sie ist vollkommen durchgeknallt. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Ich werde sie noch in der Klinik besuchen müssen, die niemand wirklich Klinik nennt. »Du hast eine Fehlgeburt gehabt, Brea. Nicht alles im Leben ist vollkommen und fix und fertig mit Schleifchen. Ich weiß, dass es in deinem Leben meistens so lief, aber daran musst du arbeiten. Ich muss an allem arbeiten, Brea. Ich habe keinen Mann oder Eltern, die zu meiner Rettung kommen. Wer kam mir zu Hilfe, als mein Auto in San Francisco beschlagnahmt wurde?«
Brea scharrt mit den Füßen. »Meine Eltern.«
»Und wer ist bei der College Abschlussfeier im richtigen Moment aufgestanden und hat Beifall geklatscht, nicht wie meine Eltern, die dachten, ich hätte meinen Abschluss in Wirtschaft gemacht?«
»Meine Eltern und ich.«
»Bei dir war alles immer schön verpackt, Brea. Du machst mich wahnsinnig.«
»Seth kam auch schön verpackt, Ashley. Er lag dir zu Füßen mit rotem Schleifchen, aber du hast das Geschenk nie ausgepackt, weil du immer gedacht hast, es kommt noch etwas Besseres.«
»Habe ich nicht! Das ist nicht wahr!« Wie kann sie mir nur vorwerfen, wählerisch zu sein!
»Doch. Ich glaube, du bist schon längst in Seth verliebt gewesen. Du wolltest dich nur einfach nicht dazu herablassen, dir deine Schwäche einzugestehen. Aber du bist auch nur ein Mensch, genau wie ich. Genau wie Dave. Genau wie deine Mutter. Das macht dich wahnsinnig, nicht wahr?«
»Du redest Blödsinn.«
»Du tust so, als wärst du vollkommen außer dir wegen all dem, was Seth dir angeblich angetan hat, dabei bist du selbst schuld. Du hast Seth immer etwas bedeutet, er war immer da für dich, und du bist ihm aus dem Weg gegangen, weil er nicht deinen Vorstellungen vom Traumprinzen entspricht, weil du dieses Bild vom Aschenputtel im Kopf hast.«
Mir verschlägt es die Sprache.
»Dein Traumprinz kann keine Karrierefrau entführen, die über jede Romantik erhaben ist.«
»Karrierefrau? Was soll ich denn sonst sein? Ich muss ja schließlich meinen Lebensunterhalt verdienen.«
Brea bleibt hartnäckig. »Was hast du geantwortet, als Seth dich beim Skifahren gefragt hat, ob du mit ihm allein essen gehst?«
»Ich musste arbeiten, Brea. Ich war schon den ganzen Tag Ski fahren gewesen. Wir waren mit der ganzen Single-Gruppe dort. Es hätte komisch ausgesehen, wenn wir beide allein weggegangen wären.«
»Was hast du zu Seth gesagt, als er dich letztes Jahr gefragt hat, ob du mit ihm zusammen die Bibelgruppe der Singles leiten würdest?«
»Ich war jede zweite Woche geschäftlich unterwegs. Wie hätte ich mich denn auf die Bibelarbeiten vorbereiten sollen?«
»Und was hast du gesagt, als er dich an deinem Geburtstag eingeladen hat, mit ihm Matrix anzuschauen?«
»Das war sein und Sams dummes allwöchentliches Ritual. Das war keine echte Einladung.«
»Ich würde mal sagen, Seth hat seinen Teil mehr als erfüllt, um dir nachzulaufen, und du hast ihm einfach einmal zu oft eine übergebraten, Ashley Wilkes Stockingdale. Und jetzt hast du deinen Traumprinzen an der Hand und plötzlich möchtest du doch lieber den Dienstboten, der schon die ganze Zeit da war.«
Ich schüttle den Kopf. »Du irrst dich, Brea. Keine dieser Gelegenheiten war so, wie du sie schilderst. Es gab immer einen praktischen Grund, weshalb er mich einladen wollte. Denk nur an das Abendessen bei Fresh Choice. Hä?«
»Payback-Punkte stinken wohl, oder? Bei einem Mann wie Seth ist alles praktisch. Du würdest einen romantischen Mann doch wie einen Käfer am Boden zertreten.«
Ich umklammere meine Brust. »Autsch!«
»Meine Beweisführung ist abgeschlossen«, sagt Brea. »Du kannst dich jetzt vor Sehnsucht nach Seth oder Kevin oder mit wem auch immer du diese Woche rummachst, verzehren, aber werd dir endlich mal über dich im Klaren. Soweit ich das erkennen kann, sind sie alle beide wunderbare Männer. Entscheide dich und überleg dir, wen du wirklich willst, sonst hast du am Ende gar keinen.« Brea geht nach oben. »Ach, übrigens werden John und ich das Baby adoptieren. Ich will, dass das Kind in einem christlichen Elternhaus aufwächst, und das ist ein Weg, um das sicherzustellen.« Sie knallt oben die Tür zu.
Was ist faul an mir, dass sich in letzter Zeit so viele über mich ärgern?
Ich spiele Scarlett. Darüber werde ich ein anderes Mal nachdenken. Ich logge
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