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Liebesbrand

Liebesbrand

Titel: Liebesbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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süße Teigmännchen schenkte, zupfte das Weiche aus dem Weißbrot und rollte
     es zwischen ihren Händen zu Klümpchen und warf es in den Ofen, das war ihre Totengabe, sie warf Brotkrumen ins Jenseits und
     hoffte, daß ihr verstorbener Mann und ihr verstorbener Bruder danach schnappten wie Vögel. Was Schaden bringt, ist böser Einfluß.
     Man muß ihn verhindern. Man muß ihn bekämpfen …
    Ich bin kein abergläubisches dummes Weib, sagte sie.
    Ja, sagte ich, ich glaube nicht, daß du das Schlüsselloch mit Zeitungspapier verstopfst, damit keiner draußen steht und bösen
     Zauber hineinflüstert.
    Du verstehst es nicht.
    Kann sein, sagte ich, ich habe dich gebeten, es mir zu erklären.
    Bist du ein Materialist?
    Nein, sagte ich.
    Für dich bin ich doch nur eine Büßerin, rief sie.
    Nein, sagte ich wieder, sonst würde ich dir nicht hinterherreisen. Nein.
    Was bin ich für dich?
    Meine Frau, sagte ich, und ich sagte es nicht, leer bin ich, leer und verdrossen, und ich höre dein falsches Lachen, da du
     nackt bist, da du dich ausgezogen hast, und kaum daß ich mir mit dem Handrücken den verspeichelten Mund abwischte, bist du
     aufgestanden und hast mir das Wasserglas aus der Hand genommen, ich |342| dachte, daß du nach deiner Erweckung unantastbar geworden bist, ich war ausgeglüht, und du warst vergangen, ein Mann und eine
     Frau, die zueinander passen, überall sind wir uns begegnet, in anderen Städten, in anderen Zimmern, und so wie du mich, deinen
     Liebhaber, beißt und frißt, so bist du auch in anderen Betten mit mir umgegangen, während du meinen Körper liebst, meine schöne
     Katholikin, die du die Kirchen betrittst wie ein fremdes Wohnzimmer, während du auf meinem Körper liegst, flüstere ich dir
     diese beiden Worte ins Ohr: meine Frau, und du preßt deine Hand auf meinen Mund, es ist mir verboten, dich meinen Besitz zu
     nennen, es ist für dich obszön, wenn ich mich als dein besessener Liebhaber an dich dränge, mehr als diese Stunden, in denen
     wir uns verknäueln, stehen mir nicht zu, meine Frau meine Frau, die du zu dem Gott deines Herzens betest, wo gehörst du hin,
     ich, den du nach dieser deiner zulässigen kleinen Sünde der Nacht entlassen wirst in den Tag, ich kann den Blick nicht von
     dir wenden, ich sehe, wenn die Sommerschatten auf dich fallen, und ich sehe, daß am hohen schwarzen Damenstiefel der Nippel
     am Reißverschluß abgebrochen ist, ich sehe, daß du in die Öse eine Büroklammer gewickelt hast, was nützt es mir, daß ich die
     Kleinigkeiten deines Lebens, die Requisiten deines Körpers bemerke, du reibst die flachen Hände aneinander, bis die Innenflächen
     sich erhitzen, dann legst du die Hände auf deine schmerzende Stelle, bis der Schmerz versiegt, du hast mir davon erzählt,
     in Prag, froh darüber, daß du dich selbst heilen kannst, doch jetzt, da du dich anglühen läßt von meiner Hitze und da ich
     an Jarmila denke, die mir verraten hat, was ihr Name bedeutet: die Frühlingsliebende, aber auch die vom Frühling geliebte,
     doch jetzt bin ich in deiner Nähe, es ist mir erlaubt, nachdem ich dir von meinem Glauben sprach, |343| in dem der Sieg des Messias am Ende der Zeiten besungen wird, und ich erzählte dir von meinem heiligen Buch, in dem es heißt,
     daß das Feuer ihre Angesichter verbrennen wird, jener, die Gott, den Herrn, zum Verschwinden bringen wollten, und du nanntest
     mich das erste Mal bei meinem Namen, wie ein Hauch kam es über deine Lippen, der Herr hat mich erweckt, sagtest du, und ich
     kannte diese Zeile aus dem Gotteslob meines Glaubens, wo ist der Abstand, wo ist die Stille, wo ist das Geschrei, unsere Körper
     unser Atem unser Gotteslob, mehr würde kein Erzengel wollen, meine Frau meine Frau, sagte ich, mehr ist nur der kranke Wunsch,
     auf der Stelle zu sterben, um nicht aufräumen zu müssen hinter sich, dieses ungewollte Mehr darf nicht in deiner Seele sein,
     ich sagte es und ich sagte es nicht, dein falsches Lachen ist vergangen, denn auch ich schäme mich erst, wenn ich mich ausziehe
     vor einer Frau, leer bin ich und verdrossen, deine Brüste, dein Rücken, dein Haar und deine verschmierte Schminke – wir lagen
     nebeneinander, und Tyra ließ es zu, daß ich sie auf den Mundwinkel küßte.
    Soll ich gehen?
    Bleib’, sagte sie, aber ich werde dich im Schlaf an die Bettkante wegdrücken.
    Es macht mir nichts aus, sagte ich, auch ich schlafe wild.
    Träumst du? sagte sie.
    Ja. Aber ich vergesse den Traum sofort nach dem

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