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Liebesbrand

Liebesbrand

Titel: Liebesbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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bluten anfing, ich schmeckte das Blut, sie wollte Kampf und Krieg im
     Bett, ich bog ihre Arme zurück und drehte sie auf den Bauch, sie bäumte sich dagegen auf, ich drückte sie mit aller Kraft
     in die Matratze und biß ihr in den Nacken, ich griff immer wieder hart in ihren Rücken, als wollte ich Fleischstücke herausreißen,
     ich bedeckte ihren nackten Körper mit meinem nackten Körper, und dann lag ich schwer auf ihr und fing an, sie zu küssen, sie
     stöhnte auf, sie rief mich bei meinem Namen, ich küßte sie auf den Nasenflügel, auf den Mundwinkel, ich küßte ihre Haare und
     ihre Achselhöhlen und roch ihren Körpergeruch, ich leckte den Schweiß in ihren Achselhöhlen, ich sog ihre Lippen in meinen
     Mund und ließ meine Zunge über ihre Zähne wandern, ich biß in ihre Wange, und als sie sich stöhnend wand, küßte und biß ich
     ihre volle Brust, sie drehte sich auf den Rücken und drückte mich an sich, du verdammter Kerl, sagte sie, du Mann, rief sie
     lauter, und als meine Hände ihre Brüste umschlossen, warf sie den Kopf zurück, und ich küßte sie und |106| biß sie an jeder Stelle, an der sie eine Frau war, Kampf und Krieg im Bett, sie liebte es, besessen zu sein, und ich wollte
     von ihr besessen sein, du verdammter Mann, schrie sie und nahm mich in sich auf, lass’ mich in Ruhe, schrie sie, umschlang
     mit ihren langen Beinen meine Hüften, hielt mich gefangen in ihrer Fleischzwinge, preßte sich an meine Lenden, ich drückte
     mich von ihr weg und drückte mich wieder an sie, drückte mich weg und preßte mich an sie, immer wieder, bis sie mich abwarf,
     was für eine Kampfkraft, jetzt spießte sie sich auf, jetzt umschloß sie mich an meinen Hüften, sie schlug sich hart gegen
     meine Lenden, immer wieder, bis sie mir in die Lippe biß und sich in das Kissen, in das Laken, in mich verkrallte, du hast
     mich geopfert, rief sie, du hast mich durchbohrt, und sie warf sich gegen mich, mein Schrei verklang in ihrem Schrei, du verdammter
     Mann.
    Wir lagen still da.
    Ich rührte mich nicht.
    Sie hielt die Augen geschlossen.
    Kampferschöpfung.
    Das schweißnasse Laken.
    Hast du bekommen, wovon du geträumt hast? flüsterte sie.
    Willst du es verderben? sagte ich.
    Nein, das will ich wirklich nicht, sagte sie mit einer faden Stimme, und ich drehte mich zu ihr und blickte auf ein schönes
     düsteres Gesicht, ich würde es nie verstehen, weshalb eine Frau Trauer überkommt danach, makellos erschien sie mir in diesem
     Augenblick, und ich war ein erlöster Mann, ich roch nach ihr, an meinen Händen klebte ihr Schweiß, und ich hätte ihr gerne
     dieses eine lächerlich altmodische Wort ins Ohr gewispert, Herrlichkeit, aber sie war nüchtern, sogar in ihrer Lust, sie war
     nüchtern traurig und vielleicht manchmal auch |107| nüchtern froh. Ich verstand sie, wie ein Mann bereit ist, eine Frau zu verstehen, mit der er nicht nur geschlafen hat, sondern,
     ja, Liebe gemacht. Wir hatten uns geliebt. Ich streckte die Hand aus, um sie leicht zu berühren, sie ließ es nicht zu.
    Kannst du bei offenem Fenster schlafen? sagte sie.
    Nein, nicht bei diesem Wind.
    Dann lösch das Licht. Ich möchte schlafen.
    Ich wünschte ihr gute Nacht, ich bekam keine Antwort – sie war jetzt wieder unnahbar geworden. Sie nahm meine Hand zwischen
     ihre kleinen Hände und drückte, als wollte sie eine Nußschale zerknacken, es tat weh, ich gab den Schmerz nicht zu, als sie
     mich danach fragte, sie überging meine Verliebtheit, sie wollte nichts davon wissen, daß wir einen herrlichen Anfang gemacht
     hatten, draußen ging eine Alarmanlage an, und weil sie mir weh tat, riß ich mich von ihr los, im Dunkeln, und ich dachte daran,
     daß ihre Augenlider gezittert hatten, als ich sie geküßt hatte im Licht der Kommodenlampe, und ich dachte daran, daß ich keinen
     Grund hatte, aufzustehen, mich anzuziehen und nachzusehen, der Bekannte konnte es sich nicht leisten, eine Alarmanlage in
     sein Auto einzubauen. Ich versuchte, nicht durch die Nase zu atmen, damit ich sie nicht aufschreckte mit seltsamen Lauten,
     ich lauschte ihren Atemzügen, unsere Körper berührten sich an einigen Stellen, doch nach einiger Zeit wurden diese Stellen
     taub. Ich schlief ein.
     
    Das Zimmermädchen weckte mich am nächsten Morgen um kurz vor sieben, sie stand schon vor meinem Bett und schrie überrascht
     auf, als ich mich aufrichtete, sie hätte mehrmals geklopft und wäre dann erst eingetreten, sagte sie in gebrochenem Deutsch,
     mit

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