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Liebesbrand

Liebesbrand

Titel: Liebesbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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in Deutschland kennengelernt, sagte die Mätresse, ich bin eine Deutsche. Damals hatte er nicht einmal das Geld
     für eine einfache Busfahrt. Ich habe ihn durchgefüttert.
    Nun ja, sagte der Maler, nun ja.
    Lüge ich etwa?
    Ich habe dir viel zu verdanken, das stimmt, gab der Maler zu.
    Du sollst mir nicht danken, sagte die Mätresse, du sollst weniger trinken. Deine Hände zittern, und du mußt deine rechte Hand
     mit der linken festhalten, um zu malen.
    Das ist natürlich eine Übertreibung, mein junger Freund. Bis vor kurzem saßen Sie mit einer schönen Frau zusammen, dann ging
     sie weg und überließ Sie Ihren Gedanken. Trügt der äußere Eindruck?
    Misch’ dich nicht ein, herrschte sie ihn an.
    Lassen Sie nur, sagte ich, es macht mir nichts aus. Ich bin in sie verliebt, sie kann sich nicht entscheiden.
    Sie meinen, das ist so einfach? sagte die Mätresse.
    Nein, Sie haben recht.
    Ich habe recht, stellte sie fest, sie ist widerspenstig, und für Sie ist jede Minute, die Sie sich gedulden müssen, vertane
     Zeit. Ich gebe Ihnen einen Rat: Schauen Sie sich nach einer anderen Frau um.
    Das kann ich nicht, sagte ich.
    |253| Wieso, sagte der Maler, sind Sie behindert?
    Entschuldige dich sofort bei dem Herrn, rief die Mätresse, so etwas gehört sich einfach nicht.
    Ach was, sagte der Maler, unser junger Freund hat sein Herz vor uns ausgeschüttet. Wir haben am offenen Herzen ein Urteil
     gefällt.
    Wie haben Sie beide sich kennengelernt? sagte ich, ich bin neugierig auf die Liebesgeschichten anderer Männer und Frauen.
    Ich führte ein gewöhnliches Leben. Routine, frei von Amplituden.
    Du und dein Pathos, sagte die Mätresse, er war vor den Kommunisten geflohen. Erst ging er nach Frankreich und führte dort
     für ein halbes Jahr ein Hundeleben. Sie kennen den Traum der Künstler: Paris sehen und sterben. Dort hat man ihn zu einem
     Exil-Oppositionellen gemacht. Seine Bilder interessierten niemanden. Kurz vor dem Hungertod hat er sich zu der Einsicht durchgerungen,
     daß es nicht gut ist, unter einer Brücke zu leben. Er kam nach Deutschland, nach Heidelberg ...
    ... über verschlungene Wege, sagte der Maler.
    Quatsch, sagte die Mätresse, bequem im Auto eines anderen Tschechen, der Imitate teurer Marken über die Grenze geschmuggelt
     hat.
    Na ja, sagte der Maler.
    Ich lag auf der Parkwiese, allein. Er sprach mich an mit den Worten: Die Rüschenbluse steht Ihnen gut.
    Ich habe ihr ein Kompliment gemacht.
    Komplimente hörte und höre ich jeden Tag. Von jungen und älteren Männern. Wie auch immer, er setzte sich auf die Picknickdecke,
     unaufgefordert, und ich wurde darüber wütend.
    Ich sagte ihr: Sie sind eine wunderschöne Frau. Haben Sie nicht Lust, für mich Modell zu stehen, ich bin nämlich Maler.
    |254| Und ich antwortete mit einem entschiedenen Nein. Maler hin, Maler her, er wollte mich nur nackt sehen. Er hat sich entschuldigt.
    Ich habe mein Angebot zurückgezogen … Jetzt haben wir einen schönen Kreis beschrieben, und wir sind wieder bei Ihnen, junger
     Freund. Die Liebe kommt später.
    Die Liebe kommt später? sagte ich.
    Die Liebe kommt später, sagte die Mätresse bestimmt.
    Ich starrte sie an, sie starrten zurück, die Aschesäule der Ladyzigarette zwischen den Fingern der Mätresse fiel auf das Tischtuch,
     sie hatte es bemerkt, sie pustete, und die Aschesäule rollte über die Tischkante zu Boden.
    Wenn sie zu früh kommt, bekommt man eine Art Schluckauf, fuhr sie fort, sehen Sie mich an, ich bin wirklich schön.
    Das sind Sie wirklich, gab ich zu.
    Danke. Nun, er hat sich mir also … empfohlen. Er hat einen Blick auf mich geworfen, ich lag auf der Wiese wie hingegossen,
     und da dachte er, er könnte ein amouröses Verhältnis anfangen.
    Wir sind jetzt seit sechzehn Jahren zusammen, sagte der Maler, die Liebe kam bald, aber später. Allerdings habe ich auch von
     anderen Fällen gehört. Die Liebe von Anfang an ist kein Gerücht.
    Aber selten, sehr selten, sagte die Mätresse.
    Ich möchte Sie nicht länger stören, sagte ich, ich muß gehen.
    Gehen Sie, aber passen Sie auf sich auf. Sie sind nicht zufällig Maler?
    Nein. Ich war an der Börse. Jetzt nicht mehr.
    Passen Sie auf sich auf, wiederholte die schöne Mätresse und drückte ihre Zigarette aus, von draußen schaute ich noch mal
     hinein, sie starrten zurück.
     
    |255| Es war kurz nach Mitternacht, es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis ich die Karmeliterstraße erreichte, sie ging über in
     die Ujezd-Straße, und ich sah im

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