Liebesdienst
öffnete ihre Schenkel, spreizte ihre Beine, tippte mit dem Griff seiner Reitgerte auf ihre Schamlippen und f ührte den Griff der Gerte, als er sah, dass die Frau bereit war, Stück für Stück in ihre Vagina ein.
Die Frau gab Töne von sich wie ein singender Vogel â kein erkennbar menschliches Geräusch, aber vielleicht das von Abertausenden Jahren der Scham, die ihrem Körper entwich.
Wäre die Welt in diesem Moment in Flammen aufgegangen, selbst dann hätte der Mann den Blick nicht von der Vagina seiner Frau wenden können, die die Gerte in sich aufsaugte.
Was sonst noch passierte, blieb Felix verborgen, denn er wollte nicht l änger bleiben. Für ihn war die Welt bereits in Flammen aufgegangen. Er war nicht angewidert. Unter Perversen herrscht eine GroÃzügigkeit, die denen, die sich als normal betrachten, fremd ist. Befreit von der Angst vor den eigenen Begierden, schrecken sie auch vor denen anderer nicht zurück. Manche Akte sind jedoch allzu intim, ganz gleich ob man sie gutheiÃt oder nicht und ungeachtet der Wünsche der Teilnehmer. Das letzte Sexspiel war nicht grausam in Felixâ Augen, es war nur allzu persönlich, wie der Anblick einer im Gebet versunkenen Person, deren Andacht man auch nicht stören wollte.
In dieser Stimmung beobachtete er weiter und dachte nach. Was er dann schlieÃlich tat, tat er, weil er meinte, überhaupt etwas tun zu müssen, aus Solidarität sozusagen, aber das war es nicht allein. Auch die Langeweile, die sich allmählich seiner bemächtigte, bewog ihn dazu, etwas zu tun. Floggen kann etwas Monotones an sich haben, für den Zuschauer jedenfalls, mag der Flogger noch so exotisch sein, der Geschlagene noch so betörend. Welche Schönheit, welche Lüsternheit in der EntblöÃung, und dennoch, wie rasch der L üsternheit die Möglichkeiten ausgehen, sich auszudrücken. Am Ende bleibt nicht viel, was man einem Anus oder einer Vagina antun kann, von einem Folterinstrument gedehnt, den geilen Blicken von Männern und Frauen ausgesetzt, die nichts mehr erschüttern oder schockieren kann. Der stärkste Beweggrund aber war natürlich seine Verärgerung über Marisas Weigerung, ihm diesen kleinen Gefallen zu tun, um den er sie gebeten hatte, während hier, in dieser Unterwelt der h öllischen Passionen, die Liebe allen gefällig war. Er zog sein Hemd aus und probierte es zuerst mit einer Auspeitschung, nur so, aus Nostalgie, aber die Frau, an die er sich deswegen wandte, weil sie ähnlich gebaut war wie Marisa, besaà kein Gespür für die Feinheiten der Auspeitschung, so wie Felix sie verstand â wobei das Wichtigste war, dass sie ihn auspeitschte, ohne ihm wehzutun. Danach gesellte er sich zu der Riege der weibischen Devoten und wartete, dass ihm jemand seine Boots zum Ablecken hinstreckte. Er hatte Glück und fand eine Mistress mit südländischem Ãu Ãeren, die ihm erlaubte, ihre FuÃknöchel zu küssen, dann ihre Beine, ihre Schenkel, über den Strumpfrand hinaus, bis zu einem Punkt, den er nicht passieren durfte. Sie instruierte ihn mit Bewegungen ihrer Finger â hier, hier, hier â und zog ihn am Schopf hoch, wenn seine Lippen sich der Grenzübertretung schuldig gemacht hatten.
Es machte ihm nicht die geringste Freude. Er fand dieses So-tun-als-ob anstrengend und albern. DrauÃen, in der wirklichen Welt, hätte er sich niemals zum Diener dieses Mädchens gemacht. Er nahm es ihr übel, dass sie ihn an den Haaren zog, ihm sagte, welche Stellen ihres K örpers für ihn tabu waren, als gäbe er auch nur das Geringste auf ihren Body. Er hasste ihre damenhafte Selbstgefälligkeit, auch wenn sie angeblich ihm zu Gefallen war. Er hasste ihren Geschmack und ihren Geruch. Und schlieÃlich: Er hasste sie dafür, dass sie nicht Marisa war.
Als sie fertig waren, suchte er eine Toilette auf und spülte sich den Mund aus. Es war nicht gegen die Frau gerichtet, sondern gegen sich selbst. Er wollte seinen Fetisch wiederhaben, er wollte wieder das Gefühl haben, treu zu sein.
Das Letzte, was er sah, bevor er den Club verlieÃ, war der alte Mann, Typ Schuldirektor, mit dem Bleistiftstummelpenis, der noch immer ekstatisch mit sich allein tanzte.
Nach diesem Abend in der Hölle kehrte Felix heim und war mehr als je zuvor in seine Frau verliebt.
Mag man sich der Aufrichtigkeit noch so sehr verpflichtet fühlen, manche Dinge
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