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Liebesdienst

Liebesdienst

Titel: Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Jacobson
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Ladys – offenbar gab sich jemand in der Museumsverwaltung der Hoffnung hin, es würde eine Fernsehserie daraus.
    Es war nicht gerade Marisas Lieblingsbild, vielleicht deswegen, weil die Countess of Blessington nicht ihr Lieblingsthema war. Marisa war, wie Sie sich erinnern werden, kein vollbusiger Typ, während die Countess in ganz Europa berühmt für ihren tiefen üppigen Ausschnitt war. Dennoch bewunderte sie Thomas Lawrences Ausführung des Porträts.
    Ich dagegen, obwohl ebenfalls kein vollbusiger Typ, lasse nichts auf die Lady kommen. Dass sie – in einem Kleid, das ihren Busen noch stützt und betont, und in einer Pose, als wollte sie zeigen, wie wenig er den Gesetzen der Schwerkraft unterliegt, so als würde alles Fleisch in ihr zu Luft – ihren berühmt-berüchtigten Brustkorb zur bestmöglichen Geltung bringt (bewundert, neben meinem Vater, von Charles Lamb und William Hazlitt), ist für mich kein Grund zum Spott, selbst wenn sie nicht von geringer Herkunft und von daher gezwungen gewesen wäre, aus dem, womit die Natur sie ausgestattet hatte, das meiste zu machen. Als das hässliche Entlein einer relativ unbedeutenden irischen Grundbesitzerfamilie wurde sie im zarten Alter von fünfzehn Jahren an einen Armeeoffizier verheiratet, einen Trunkenbold, der sie schlug und einsperrte. Nach drei Monaten Ehehölle gelang es ihr zu entkommen. Ich halte nichts davon, Frauen zu schlagen, aber ich betrachte diese Erfahrung als wichtig für die Entwicklung, die diese Frau später nahm: kinderlos, produktiv in ihrem literarischen Ausstoß (kein guter Autor, der nicht geschlagen oder in anderer Weise misshandelt wurde) und ein wenig kühl, um nicht zu sagen herrisch in ihren Liebschaften.
    Sie war noch immer keine zwanzig, als ein weiterer Offizier sie, wie man so sagt, unter seine Fittiche nahm, indem er sie von Tipperary nach Hampshire brachte. Dort las sie viel, lernte fleißig und erfüllte, wie wir annehmen dürfen, privat und öffentlich, alle Erwartungen, die an eine Mätresse gestellt wurden, denn schon sehr bald wurde sie Gegenstand einer weiteren Transaktion, aus den Händen des Captains entlassen und für die Summe von zehntausend Pfund – nach den Maßstäben von 1815 mehr als stattlich – an Lord Mountjoy, den späteren Earl of Blessington, weitergereicht.
    Man müsse das unverkrampft sehen, hatte ich, wie ich mich erinnere, Marisa im Verlauf einer Auseinandersetzung über Lady Blessington geraten. Wir verschachern Frauen heute nicht mehr, aber früher war das üblich. Ich kann nur sagen: Wenn eine Lady mit solch offensichtlichen Qualitäten es zulässt, dass sie wie ein Objekt behandelt wird, das man kaufen und verkaufen kann, darf man getrost annehmen, dass sie dabei die Vorteile des Geschäfts durchaus im Blick hat, als da wären: die Bewunderung eines einflussreichen Mannes; so viel Schmuck, wie sie tragen kann; ein Titel, den sie ihr Eigen nennen darf; Zugang zu der gebildeten Gesellschaft; die Gelegenheit, gehört und gelesen zu werden; und nicht zuletzt die Freiheit, sich selbst auf den Markt der sexuellen Dienstleistungen zu begeben, diesmal als Käuferin statt als Anbieterin.
    Wie immer man die Kompromisse beurteilt, zu denen sie gezwungen war, am Ende wurde aus Margaret, Countess of Blessington, nachdem sie mehrmals Mätresse gewesen war, ein Master, anders kann man es nicht nennen. Ihrer Stärken gänzlich bewusst, ließ sie sich mit einem um dreizehn Jahre jüngeren, dandyhaften französischen Comte ein, vor aller Öffentlichkeit und noch während sie mit dem Earl of Blessington verheiratet war, der nach allem, was man hört, keine Einwände dagegen hatte. Für mich ist klar, dass der Earl, ein für seine Großzügigkeit bekannter Mann, nicht nur »keine Einwände« hatte, sondern den Comte auch aktiv zu diesem Schritt ermunterte. Der Earl liebte seine Frau, und selbstverständlich ließ seine Liebe nicht nach, wenn auch andere Männer seine Frau liebten und seine Frau deren Liebe erwiderte. Ich bin mir sicher, dass er zugegen war, wenn die Countess den kleinen Franzosen übers Knie legte und mit ihm anstellte, was vorher allzu oft mit ihr angestellt worden war.
    Â»Reines Wunschdenken!«, sagte Marisa.
    Es war kein Wunsch von mir. Was für den Earl of Blessington galt, hätte niemals für mich gegolten. Ich spürte keinerlei Erregung bei dem

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