Liebeserwachen in Virgin River
Ahnung, was er woanders dafür bekommen hätte, jedoch wette ich, mehrere Tausend. Er hat steif und fest behauptet, sechshundert wären genug, und dabei bin ich mir bewusst, dass das kaum für Leinwand und Farbe reicht. Wirst du es in deinem Haus für mich aufhängen?“
Sie hatten lange miteinander geredet, bevor Jillians Telefon anfing zu piepen. „Colin, mein Handyakku ist leer“, meinte sie. „Wirst du zurechtkommen, auch wenn ich dich nicht die ganze Zeit bis nach Hause wach halte?“
Er lachte leise. „Ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas schon mal gemacht zu haben. Mehr als eine Stunde lang mit einer Frau am Telefon zu plaudern.“
„Du kannst ja wohl unmöglich erwarten, dass ich dir das abnehme. Ich weiß doch, dass du eine Million Frauen hattest!“
„Keine wie dich, Jilly. Ich habe mich immer nur nach Frauen umgeschaut, die mit mir ins Bett wollten. Mir ist nie in den Sinn gekommen, mal nach einer Frau zu suchen, die mir zu Herzen gehen könnte.“
Colin war schon wieder drei Tage in Virgin River, als Jillian den Anruf von Jack erhielt.
„Ich hoffe, es war dir ernst damit“, sagte er. „Es gibt kein Gegenangebot. Das Haus gehört dir.“
Sie strahlte. „Oh, es war mein voller Ernst. Vielen, vielen Dank, Jack. Ich hoffe, du freust dich so wie ich.“
15. KAPITEL
Denny Cutler war sozusagen ein richtiger Familienmensch geworden, nachdem die Familie Sheridan ihn „adoptiert“ hatte. Etwa einmal in der Woche aß er im Haus der Familie zu Abend, tobte mit den Kindern herum, schubste sie auf ihren Schaukeln an, spielte Fangen mit ihnen oder half dabei, sie vor dem Essen zu waschen und in ihre Schlafanzüge zu stecken. Hin und wieder half er auch in der Bar aus, servierte und räumte ab, schleppte Getränkekisten oder reinigte die Kühltruhe. An den Wochenenden ging er mit Jack an den Fluss, wo sie ein wenig Zeit unter Männern verbringen konnten. Es war nicht das erste Mal, dass es in seinem Leben ein männliches Vorbild gab, denn da war ja auch Dan Duke, der ehemalige Freund seiner Mutter, gewesen, der ebenfalls ein netter Mann war und Denny offenbar wirklich gemocht hatte. Jack jedoch war etwas Besonderes für ihn, da auch noch Blutsbande im Spiel waren.
Während Jack zu Besuch bei Rick und seiner Großmutter war, legte Denny Doppelschichten ein. Nachts schlief er im Haus der Sheridans und versorgte den Hund. In aller Herrgottsfrühe schaute er bei Jillian vorbei und erledigte sämtliche Arbeiten im Garten und in den Gewächshäusern, die Muskelkraft erforderten, aber gegen Mittag stand er wieder in der Bar, um den Thekendienst zu übernehmen, zu servieren und abzuräumen und Preacher den Rücken freizuhalten. Jack hatte vor seiner Abreise dafür gesorgt, dass alle Vorräte aufgefüllt waren, daher konnte Denny am Nachmittag, wenn es in der Bar ruhig geworden war, rasch zu Jacks Haus fahren und den Hund rauslassen und alle nötigen Hausarbeiten erledigen, wie etwa den Müll zum Container ins Dorf mitzunehmen. In der Bar traf er dann rechtzeitig vor dem Abendessen wieder ein.
Mike Valenzuela leistete ihm Gesellschaft und half ihm beim Servieren an den Tischen, aber Denny kam sehr gut mit allem klar. Seine Arbeitstage waren lang und produktiv, und er war stolz darauf, so viel zu schaffen. Wirklich, wenn er so an sein bisheriges Leben zurückdachte, glaubte er, an einen wirklich guten Punkt gelangt zu sein. Jack und Mel mochte er sehr; der Ort und die Leute, die in die Bar kamen, gefielen ihm; und die Arbeit auf Jillians Farm machte ihm einen Riesenspaß. Es gab nur zwei Dinge, die er wirklich vermisste. Zum einen hätte er gern etwas mehr Platz für sich gehabt, als dieses kleine Zimmer über der Garage im Haus der Fitchs ihm bot. Zum anderen fehlte ihm eine Frau; er sehnte sich nach jemandem, der es ernst mit ihm meinte. Jack mochte ja bis ins hohe Alter von vierzig Jahren jede Art von fester Bindung gescheut haben, aber deshalb wollte Denny nicht unbedingt auch solch ein Leben führen. Er hätte gern eine feste Freundin, mit der er eine Familie planen könnte, das volle Programm. Nichts davon war am Horizont sichtbar, doch Denny hielt die Augen offen.
Spät am Montagnachmittag tauchte Jack wieder in der Bar auf. „Hallo Fremder, willkommen daheim“, begrüßte Denny ihn. „Bist du gerade erst zurück?“
„Gegen fünf. Ich habe Mel und die Kinder nach Hause gefahren und bin ins Dorf gekommen, um mal zu schauen, wie ihr euch haltet.“
„Ich glaube zwar nicht, dass wir dich
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