Liebeserwachen in Virgin River
Besseres haben kannst. Das wäre egoistisch von mir, denn ich kann dir nichts garantieren. Natürlich habe ich Ideen. Ideen, die ich allerdings vielleicht nicht umsetzen kann. Wenn man eine Firma gründet – oder eine Farm, wie es eventuell hier der Fall sein wird –, muss man immer oben ansetzen und dann Abstriche machen. Ich werde Pläne entwerfen müssen, um erfolgreich zu sein, gleichzeitig aber auch für Alternativen offen sein. Damit meine ich – ich werde mich nicht wie ein Idiot verhalten. Sobald ich sehe, dass es nicht funktioniert und mir keine Lösung einfällt, werde ich nicht gutes Geld schlechtem hinterherwerfen. Kannst du mir so weit folgen?“
„Ich denke, ja.“
„Also gut. Ich habe Ideen. Ich habe das Land gekauft und will auf vier Hektar Biofrüchte und -gemüse anbauen, vieles davon besondere Spezialitäten. Dazu werde ich noch etwas länger brauchen. Und ich muss Abnehmer finden. Doch wie es aussieht, sind wir auf dem richten Weg. Ich möchte nicht viele Leute anstellen, denn ich will meine Gärten selbst beaufsichtigen und meine Pflanzen im Auge behalten. Aber ich werde einen Farm-Manager brauchen. Wenn ich morgen schon so weit wäre, wärst du genau der Mann dafür, und die Stellung wäre mit einer besseren Bezahlung, Zulagen und so viel Sicherheit verbunden, wie überall sonst. Das heißt, heutzutage ist es mit der Sicherheit der Arbeitsplätze nirgends weit her. Schließlich habe ich selbst meinen Job in der Firma verloren, die ich mit aufgebaut habe, und das hätte ich mir niemals träumen lassen.“ Sie lächelte. „Wahrscheinlich haben dir die Marines mehr Sicherheit geboten.“
Denny erwiderte ihr Lächeln. „Du hast aber nicht etwa vor, mich in den Krieg zu schicken, Jillian? Davon habe ich nämlich die Nase voll.“
„Ich wäre dir dankbar, wenn du mit niemandem über meine Pläne reden würdest. Ich werde dich auf dem Laufenden halten, dir meinen Businessplan zeigen, wie er sich entwickelt – und alle Änderungen, die ich daran vornehme. Aber das sind heikle Informationen. Kann ich mich darauf verlassen, dass du darüber Stillschweigen bewahrst, Denny?“
„Natürlich, aber …“
Sie unterbrach ihn, indem sie die Hand hob. „Das sage ich dir nur, damit du bei deinen Überlegungen ein paar Alternativen hast. Ziemlich unsichere Alternativen, ich weiß. Trotzdem, ich sehe keinen Grund, weshalb ich dich nicht einweihen sollte. Seit März arbeiten wir jetzt zusammen, das sind fast fünf Monate. Ich vertraue dir. Wenn ich es schaffe, diese kleine Farm auf die Beine zu stellen, wärst du als Manager meine erste Wahl. Wenn du allerdings andere Gelegenheiten beim Schopf packen musst …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Das ist das Risiko, das ich eingehe.“ Sie beugte sich zu ihm vor. „Einen Rat möchte ich dir jedoch geben: Entscheide dich für eine Arbeit, die du liebst. Das ist wichtiger als alles andere, vor allem wichtiger als Geld.“
„Ja“, erwiderte er und stand auf. „Ich bring jetzt das Gemüse für dich ins Dorf.“
„Willst du noch ein Sandwich, bevor du fährst?“, fragte sie. „Ich mach dir eins.“
„Nein danke, Jillian. Wenn ich Preacher Lebensmittel bringe, hat er für mich etwas zu essen.“ Er lächelte sie an. „Ich werde über alles nachdenken.“
„Sollte dich der Richtige anrufen, Denny, habe ich volles Verständnis. Das war von Anfang an unsere Vereinbarung.“
Denny salutierte kurz und verließ das Haus. Sie sah ihm durch das Fenster zu, wie er das Gemüse aus der Schubkarre in ein paar Kartons verteilte, die er hinten auf seinen Truck packte. Sie blieb am Küchenfenster stehen, bis er losfuhr. Erst dann wandte sie sich zu Colin um. „Ich habe heute den ganzen Tag wie ein Muli geschuftet und habe das ziemlich gut gemeistert. Aber die letzten fünfzehn Minuten haben mich geschafft. Jetzt fühle ich mich, als hätte ich achtzig Jahre auf dem Buckel.“
Er trat auf sie zu und legte ihr die Arme um die Taille. „Du warst fantastisch und hast dich durch den ganzen Mist, den Kurt von sich gegeben hat, nicht aus der Ruhe bringen lassen.“
„Was hätte ich sonst tun sollen? Ich glaube, ich brauche unbedingt eine Dusche.“
„Natürlich, aber sag mir vorher noch eins: Als er dich als Proletarierhure bezeichnet hat, hast du nur gelächelt. Wie, um alles in der Welt, konntest du ihn da anlächeln?“
„Ich war niemals eine Hure. Das wäre leicht gewesen. Ich war eine Sklavin! Ich habe so schwer für Harry gearbeitet, dass nicht mal
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