Liebeserwachen in Virgin River
Zuhause. Als ich hierherzog, kannte ich keine Menschenseele, und wage nicht, mir zu sagen, dass ich nicht hierhergehöre.“
„Das ist etwas anderes, und das weißt du. Es tut mir leid. Alles war eine Lüge, und es tut mir leid.“
„Okay, ich verstehe ja, dass du enttäuscht bist. Nimm’s, wie es ist – wir sind nach wie vor gute Freunde. Du bedeutest meiner Familie, dem Dorf und vielen Leuten sehr viel.“
„Ja. Vielleicht, bis sie die Wahrheit herausfinden.“
„Ich habe kein Wort darüber verloren.“
„Du wirst es Mel erzählen müssen.“
„Natürlich tue ich das“, entgegnete Jack. „Allerdings stellt, das keinen Grund dar, weshalb sich zwischen uns etwas ändern sollte. Und ich habe keine Ahnung, warum wir das im Ort ausposaunen sollten. Sei mal etwas nachsichtiger mit deiner Mom, Kleiner. Sie hatte einen letzten Wunsch vor ihrem Tod. Ich weiß nicht, ob es dabei nur um dich ging oder auch genauso um sie selbst. Sie war nicht glücklich in dieser Beziehung. Das Einzige, was sie daran nicht bedauert hat, warst du. Dich hat sie gewollt. Sie hat dich geliebt, und sie hat dich zu einem guten Mann erzogen.“
„Ach ja? Vielleicht hast du recht. Doch selbst wenn ich das berücksichtige, habe ich noch immer keine Lust, in einem Hirngespinst zu leben.“
„Mir ist klar, dass dich das kränkt. Es ist nicht das, was du erwartet hast. Wie wär’s denn, wenn du dich einfach mal daran erinnerst, dass das gar nicht so viel mit uns zu tun hat. Wir waren schon monatelang gute Freunde, bevor du mit der Sprache herausgerückt bist.“
Denny holte seine Schnur ein. „Ja. Hör mal, wenn es für dich in Ordnung ist – ich schätze, ich habe für heute genug geangelt.“
Jillian und Colin genossen ein leckeres Lachsessen in Erins Berghütte, zu dem Jillian eine Auswahl an Salatsorten beigesteuert hat. Selbstverständlich wusste sie längst, dass sie sich mit Colins Familie sehr gut verstand, also war das nichts Neues. Im Gegenzug bot sie nicht nur eine Führung durch das viktorianische Haus an, sie bereitete rasch ein leichtes Abendessen zu und lud alle dazu ein, inklusive Denny.
Aber die wirkliche Begeisterung in den Wochen nach dem Picknick am vierten Juli kam in Form der Ernte einiger ihrer kostbarsten Früchte und Gemüsesorten. Die Russian Roses waren reif. Nicht ganz so riesig wie die ihrer Nana, dennoch groß, dunkel, köstlich und schön. Ebenso konnte sie gelbe Tomaten ernten – eine Staude befand sich im Garten, eine andere wuchs aus ihrem Hängekorb an der Veranda. Sie hatte Baby-Melonen, Miniaturauberginen, verschiedene bunte Paprikasorten, Lollo Rosso, roten Rosenkohl und winzige rote Beete, kleiner als Kirschtomaten. Jillian und Denny verpackten einige der besten Exemplare und schickten sie per Overnight-Express an Kelly. Sie würde wissen, ob das Gemüse den Qualitätsansprüchen der Spitzenrestaurants gerecht würde.
Abgesehen von den seltenen alten Kulturpflanzen hatte sie aber auch ein wundervolles, vielfältiges Sortiment an Biofrüchten und Biogemüsen angebaut. Ihre Zucchini, die gelben und grünen Gurken, Lauch und Schalotten waren einfach himmlisch, und täglich erhielt Preacher einen Korb mit diesen Köstlichkeiten. Selbst einige ihrer Raritäten teilte sie mit ihm, denn sie konnte nicht so viel aufheben oder gar alles essen. Allerdings wurde jedes Stück fotografiert.
Sie stand mit Denny am Gartenzaun, wo sie ihre Ernte in eine Schubkarre einsammelten und danach sortierten, was sie essen und was sie ins Dorf schicken wollten.
„Jillian, willst du es ihm diesmal nicht bringen?“, fragte Denny.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, mach du das nur. Du hast genauso viel dazu beigetragen wie ich. Und schaust du nicht ohnehin gewöhnlich nach der Arbeit dort vorbei?“
„Manchmal“, antwortete er achselzuckend.
Es war nicht das erste Mal, dass sie das Gefühl hatte, er könnte etwas stiller sein als gewöhnlich, so, wie er jetzt den Blick abwandte und mit den Schultern zuckte. Tatsächlich wirkte er weniger begeistert, als sie erwartet hätte. „Hey, stimmt etwas nicht mit dir? Ich dachte, du wärst ganz gespannt auf die Ernte! Und das ist erst der Anfang.“
Denny duckte nur scheu den Kopf. Da hielt sie ihn am Ärmel fest und zog ihn herum, sodass er sie ansehen musste. Sie legte den Kopf zur Seite und drängte auf eine Antwort.
„Ja“, meinte er. „Es ist besser, als ich angenommen habe. Du hast eine Begabung, Jillian. Ich weiß nicht, was es ist, aber wenn du einen
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