Liebeserwachen in Virgin River
benutzt hatte. Aber es passte zu ihr. Und er müsste lügen, wenn er behaupten wollte, dass es ihn nicht bezauberte !
„Oh, glauben Sie mir, Sie können etwas viel Besseres finden als mich! Vielleicht sollte ich mal einen Strip hinlegen, allerdings nur bis auf meine Gartenhandschuhe, den Strohhut und die Gummistiefel … dafür wird Ihnen der Playboy bestimmt eine fette Summe zahlen!“ Und sie lachte weiter, während in seinem Kopf ein unwiderstehliches Bild entstand, das er auf Leinwand bannen wollte. „Doch mal Spaß beiseite, wer kauft denn Gemälde von Tieren?“
„Das nennt sich Wildlife Art “, erklärte er. „Recherchieren Sie das mal bei Gelegenheit im Internet. Es hat mich wahnsinnig überrascht.“
Sie nippte an ihrem Kaffee. „Dann beschäftigen Sie sich also jetzt schon eine Weile damit?“
Was soll’s? dachte er. Wahrscheinlich wissen alle anderen eh längst Bescheid, zumal Luke hier lebt . „Ich war Pilot in der Army und bin mit meinem Hubschrauber abgestürzt. Das hat mir eine Reihe Knochenbrüche und Verbrennungen beschert, weshalb ich sechs Monate in Behandlung war, um wieder auf die Beine zu kommen. In dieser Zeit habe ich gemalt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Gezeichnet und gemalt habe ich schon immer, nun jedoch scheint es ganz so, dass ich meine Zeit damit verbringen werde, zumindest fürs Erste. Die Army hat mich in den Ruhestand geschickt.“ Er schob das Kinn vor. „Deshalb versuche ich jetzt auch, gut zu werden.“
„Oh“, erwiderte sie und wurde ernst. „Es tut mir leid, dass Sie diesen Unfall hatten. Sind Sie denn wieder ganz gesund?“
„Es wird. Ich habe noch ein steifes Bein und gelegentlich Schmerzen, aber größtenteils geht es mir recht gut.“
„Und Sie sind hierhergekommen, weil …?“
„Weil mein Bruder in Virgin River ist, und außerdem gibt es hier eine Menge Wildtiere. Mein anderer Bruder lebt in Chico, aber sein Haus ist nicht von Rehen, Füchsen oder Adlern umgeben. Ich habe bis September, wenn die Jagdsaison beginnt, eine Hütte im Wald gemietet. Dann müsste ich so weit sein, dass ich den Abflug machen kann. So lange kann ich malen. Meine Hütte liegt sehr abgeschieden in einem Tal an einem Bach, und da sind mir schon ein paar sehr gute Tierfotos gelungen.“
Sie setzte sich etwas auf. „Was haben Sie denn vor, nachdem die Jagdsaison eröffnet ist?“
„Ich werde reisen. Natürlich beabsichtige ich auch, hin und wieder auf einen Kurzbesuch in Virgin River reinzuschneien. Doch ehe ich mich entscheide, wo ich als Nächstes leben möchte, will ich für sechs Monate nach Afrika gehen. In die Serengeti. Und vielleicht unternehme ich noch eine Tour zum Amazonas.“
„Großwild“, murmelte sie und schloss die Augen. Colin fragte sich, ob sie es sich so vorstellen konnte, wie er es tat – großflächige Gemälde mit Elefanten, Löwen, Tigern, Gnus …
„Für mich ist es Großwild, für Sie sind es kleine ausgefallene Gemüsesorten. Was schätzen Sie, wie wir uns darin schlagen werden?“
„Ich weiß nicht, wie Sie sich schlagen werden, ich allerdings werde den Markt ordentlich aufmischen. Ich bin Expertin für Marketing und Public Relations, und die beste Lehrerin hat mir das Gärtnern beigebracht – meine Nana. Sie konnte einen Stein in den Boden werfen und Steinreben ziehen.“ Sie grinste. „Sie kennen mich nicht, aber glauben Sie mir. So begeistert war ich seit Ewigkeiten nicht mehr.“
4. KAPITEL
Colin versuchte, die Abendessen bei Luke auf einmal in der Woche zu beschränken. Ans Alleinsein gewöhnt, beunruhigte es ihn, dass er diese Besuche tatsächlich genoss. Sollte er seine so geschätzte Eigenständigkeit etwa ein Stück weit eingebüßt haben? Er mochte Shelby; dieses niedliche junge Ding war ein Schatz, den Luke unmöglich verdient haben konnte. Seine größte Freude aber war Brett. Der Kleine krabbelte jetzt und versuchte, sich an den Möbeln hochzuziehen. Mit Luke hatte Colin nach wie vor ein Problem, und das würde wahrscheinlich auch ewig so bleiben. Vielleicht lag es daran, dass Luke der älteste der Riordan-Jungs war, jedenfalls hatte er immer dieses patriarchale Gebaren an sich – zumindest im Umgang mit Colin. Er spielte sich auf, als wäre er der Vater, und das raubte Colin den letzten Nerv.
Seiner Meinung nach müsste der Bevormundung älterer Brüder gesetzlich ein Riegel vorgeschoben werden. Vom Alter her waren sie nur zwei Jahre auseinander, und Luke war weder klüger, noch hatte er erheblich mehr
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