Liebeserwachen in Virgin River
etliche Nächte schlief er in dem Bett, das er für sie gekauft hatte.
Aber es gab auch Gemälde, die er in der Hütte ließ. Er hatte sie eingewickelt und umgedreht an die Wand gestellt, damit Jillian keinen heimlichen Blick darauf werfen konnte, wenn sie bei ihm übernachteten. Eines der Bilder zeigte eine Gärtnerin, die wadenhohe Gummistiefel, Gartenhandschuhe und einen breitkrempigen Strohhut trug, ansonsten nichts. Sie hatte sich zur Seite gedreht, sodass nur die untere Hälfte ihres Gesichts sichtbar war – die Linie ihres energischen Kinns und die schönen, vollen roten Lippen, auf denen ein feines Lächeln lag. Auch ihr nackter Körper war im Profil gemalt – die weiche Kurve ihrer Brust, die geschwungene Rundung ihres perfekten Pos, ihre langen, eleganten Beine, die anmutigen Arme und eine bezaubernde Schulter. Es war Jillian, so, wie er sie sah.
Das Gegenstück zu diesem Bild war die nackte Gärtnerin, wie sie beim Unkrautjäten mit einer kleinen Schaufel in der Hand zwischen Pflanzenreihen kniete. Niemand außer Colin würde je wissen, wie perfekt jede einzelne dieser Kurven in seine großen Hände passte, wie weich sich diese samtene Haut an seiner raueren Haut anfühlte, welche Freude diese wundervollen Lippen ihm schenkten.
Sie war wie die Antwort auf ein Gebet, dessen er sich nie bewusst gewesen war.
Nach einem ganzen Nachmittag mit idealem Licht reinigte Colin seine Pinsel, räumte seine Farben ein und wusch sich im Badezimmer auf der oberen Etage die Hände. Auf einmal hörte er aus dem Raum direkt unter ihm ein quietschendes Geräusch. Noch während er sich die Finger an einem kleinen Handtuch abtrocknete, lief er nach unten in Jillians Schlafzimmer und stellte fest, dass sie das Bett von der Wand abgerückt hatte und den Raum ausmaß.
„Was ist los?“, erkundigte er sich.
Sie wandte sich zu ihm und erklärte ihm mit strahlenden Augen: „Ich habe ein Angebot für mein Haus in der Stadt erhalten, und das werde ich annehmen. Deshalb habe ich den Makler gebeten, ein Umzugsunternehmen damit zu beauftragen, meine ganzen Sachen einzupacken und sie mir hierher zu bringen. Es ist doch so, entweder verstaue ich sie hier, wo ich wohne und reichlich Platz habe, oder ich muss sie irgendwo einlagern und dafür bezahlen. So viel ist es gar nicht, denn das Haus in der Stadt ist ziemlich klein. Nun … das hier werden wir ändern. Dieses Bett kommt nach oben, und hier stelle ich meinen Schreibtisch, mein Buffet und Regale auf. Das wird mein Büro. Was hältst du davon?“
Colin neigte den Kopf zur Seite und runzelte leicht die Stirn. „Willst du denn nicht lieber hinfahren und dein Haus selbst ausräumen? Deine Sachen selbst einpacken? Deine Freunde noch mal sehen? Wenn du weg bist, kann ich Denny dabei helfen, den Garten in Schuss zu halten.“
„Ich habe nicht einmal vor hinzufahren, um den Verkauf abzuwickeln. Mir war gar nicht bewusst, wie wenig mir dieses Haus in der Stadt bedeutet, bis ich hier eingezogen bin. Das war nichts weiter als ein Schlafplatz, denn meine ganze Zeit habe ich im Büro zugebracht. Falls ich irgendwann wieder dorthin zurückkehre, werde ich mir etwas anderes suchen.“
„Du musst doch bei der Arbeit Freunde gefunden haben, die du vermisst.“
Sie holte tief Luft und setzt sich auf den Bettrand. „Ich glaube, jetzt bin ich auch so weit, dir davon zu erzählen. Von ihm. Von dem, was mir passiert ist.“
Colin ließ sich neben ihr auf die Matratze sinken. „Nur, wenn du das wirklich möchtest.“
„Ja, das will ich. Wenn ich daran denke, ist alles ganz verschwommen und irgendwie irreal… Ich kann noch immer nicht glauben, dass es tatsächlich geschehen ist. Der Mann hatte ein Ziel. Und das hat er gnadenlos verfolgt …“ Zwanzig Minuten später hatte sie Colin viele Einzelheiten ihrer Beziehung mit Kurt anvertraut und ihm die Geschichte mit rückhaltloser Offenheit erzählt.
„Er muss dir ganz schön den Kopf verdreht haben, wenn du bereit warst, es mit den Regeln einmal nicht ganz so genau zu nehmen“, meinte Colin und zog sie näher an sich.
Sie lachte. „Ganz ehrlich, ich hatte ihn befördert, weil jemand aus meiner Abteilung gegangen ist, und Kurt war mit exzellenten Empfehlungsschreiben zu uns gekommen. Ich behielt ihn genau im Auge, um festzustellen, ob er den zusätzlichen Verantwortungen gewachsen war. Er hingegen behielt mich aus anderen Gründen genau im Auge und ließ mehr und mehr durchblicken, dass er mich attraktiv fand. Er war
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