Liebesfilmriss
doch in Ordnung, oder?« Finn schnappte sich das winzige Handy, das Tamsin nie aus den Augen ließ, und scrollte die Namensliste durch. »Ah, da sind wir schon …
»Das ist
mein
Handy!« Tamsin sprang panisch auf, als er es an sein Ohr hielt. »Hör zu, du kannst nicht einfach …«
»Zoe? Hallo, hier ist Finn Penhaligon. Wie geht es dir? Hör zu, das ist nur eine vorläufige Anfrage, aber ich rufe gerade bei Tamsins Freunden durch, um zu fragen, wer zu einer Überraschungsparty für sie am Samstagabend ins Connaught kommen könnte.« Er schwieg kurz, hörte zu. »Prima, das ist toll.« Dann reichte er Tamsin das Handy. »Hier, du kannst jetzt mit ihr sprechen. Zoe ist begeistert. Sie meint, sie kommt echt gern.«
Ginny sprang förmlich in die Luft und hätte beinahe die beiden klebrigen Karamellpuddings fallen lassen, die sie gerade aus der Küche trug, als Tamsin ins Restaurant gestürmt kam. Sie trug Jeans und ein weißes T-Shirt und trug ein Gesicht wie Donnerhall zur Schau, während sie inmitten des lärmigen, übervollen Raumes stand und jeden einzelnen Tisch mit den Augen absuchte. Evie hob die Augenbrauen in Richtung Ginny, dann trat sie auf Tamsin zu und fragte: »Suchst du jemanden?«
»Ich schaue nur, wer gerade hier ist.« Die Worte klangen gepresst. »Finn wollte es mir nicht sagen, aber es muss jemand aus dem Restaurant sein.« Tamsin musterte die Gäste, dann platzte es aus ihr heraus: »Du glaubst nicht, was mir gerade angetan wurde … von jemand Kleinkariertem, Boshaftem … Eifersüchtigem …« Ihre Stimme verlor sich, als ihr Blick auf Ginny zu ruhen kam. Ganz langsam dämmerte es der ungläubigen Tamsin. »Oder vielleicht ist es ja doch zu glauben. Sieh dir nur ihr Gesicht an! Verdammt, was geht hier vor? Du weißt genau, wovon ich rede, nicht wahr? Wer hat es Finn erzählt?«
Ginny starrte sie an. Also gut, das war jetzt ganz offiziell ein Albtraum. Sie leckte sich über die trockenen Lippen. »Ich war das.«
»Du? Wie denn? Mein Gott, ich hätte es wissen müssen. Du Miststück!« Tamsin wurde lauter, ihr Gesicht spitzer. »Lass mich raten, du bist eifersüchtig, weil ich Finn habe und du hast niemanden. Du erträgst es nicht, andere Menschen glücklich zu sehen, darum musst du für Schwierigkeiten sorgen, indem du ihre Gedanken vergiftest.«
Nahe dran, dachte Ginny, ich bin eifersüchtig, weil du Finn hast und du ihn nicht verdienst. Du betrügst ihn, was ich
niemals
tun würde. Mein Gott, alle beobachten uns.
Mit gleichmäßiger Stimme sagte sie: »Ich habe nicht gelogen.«
»Wahrscheinlich hast du selbst ein Auge auf ihn geworfen.« Tamsin schürzte die Oberlippe, legte katzengleiche Beißer frei. »Geht es darum? Warst du deshalb heute Nachtmittag in seiner Wohnung, weil du gehofft hast, er würde dich bemerken?«
»Das reicht.« Evie schob Tamsin zur Tür. »Du bist aufgeregt. Ich bringe dich zurück zur …«
»Nein!«, bellte Tamsin und riss sich los. Sie griff sich eine Karaffe mit Weißwein vom nächstgelegenen Tisch, wirbelte herum und schüttelte den Inhalt Ginny ins Gesicht. »Du Miststück, du hast mein Leben ruiniert!«
Jedermann im Restaurant schnappte nach Luft. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Minuten hätte Ginny beinahe den Karamellpudding fallen lassen. Sie blinzelte sich den Wein aus den Augen und sah, dass auch der Pudding etwas von der Weinattacke abbekommen hatte und zahlenden Gäste nicht mehr vorgesetzt werden konnte. Ach, was soll’s, bloß nichts umkommen lassen …
»Aaaaah!« Tamsin hatte offenbar nicht erwartet, dass eine einfache Kellnerin sich rächen würde. Sie schrie auf und starrte ungläubig auf die braunen, klebrigen Schlieren auf ihrem weißen T-Shirt und den Jeans.
»Das ist heute nicht dein Tag, stimmt’s?«, sagte Ginny. »Erst wird dein Leben ruiniert und nun auch noch dein Outfit.«
Zornentbrannt, aber unfähig, Evies eisenhartem Griff zu entgehen, stampfte Tamsin mit dem Fuß auf und stieß ein weiteres ohrenbetäubendes Geheul aus. An mehreren Tischen flüsterten die Gäste und kicherten.
Der Ehemann des Paares, das die Karamellpuddings bestellt hatte, sah Ginny an und fragte zögernd: »Waren das unsere?«
Ginnys Knie zitterten, aber sie brachte es fertig, mit gleichmäßiger Stimme zu antworten: »Es tut mir unendlich leid. Das war unser letzter Pudding. Aber ich kann die Schokoladentorte empfehlen.«
Auf wundersame Weise brachte Ginny es fertig, nach Hause zu fahren, ohne im Graben zu landen. Es war erst neun
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