Liebesfilmriss
noch da drin.« Sie klopfte sich an den Kopf. »Ich muss dauernd an ihn denken. Wie kann man jemand vergessen, der einem das Herz gebrochen und es in eine Million Stücke gerissen hat?«
»Nun«, meinte Ginny unsicher. »Äh …«
»Obwohl er mich mittlerweile sicher vergessen hat.« Laurel wischte sich mit einem richtigen Taschentuch über die Augen. (Kein Papiertaschentuch.) »Weil ich ihm nicht mehr wichtig bin. Kevin führt jetzt ein neues Leben, er hat in null Komma nichts jemand Neues kennengelernt und liebt sie so sehr, dass er sie gebeten hat, ihn zu heiraten. Wissen Sie, ich bin hin und wieder an seinem Haus vorbeigefahren. Eines Abends sah ich, wie sie sich vor der Haustür küssten. Ich war so unglücklich, ich dachte, ich müsse sterben. Und wissen Sie, was? Sie hat pummelige Knöchel. Ich schwöre es, pummelige Knöchel! Ehrlich … richtig
fett
.«
Ginny bemühte sich sehr, angemessen geschockt und mitfühlend auszusehen, aber der schreckliche Drang zu gähnen breitete sich in ihrem Brustkorb aus. Jetzt hörte sie schon neunzig Minuten lang der Geschichte von Kevin zu. Neunzig Minuten, so lang war ein kompletter Film. Sie hätte
Anna Karenina
anschauen können. Das hätte sie auch weniger deprimiert.
»Vermutlich langweile ich Sie«, meinte Laurel mit monotoner Stimme.
»Nein, nein.« Hastig schüttelte Ginny den Kopf.
»Es ist nur so, dass ich dachte, wir würden heiraten und Kinder bekommen und den Rest unseres Lebens glücklich sein, aber er hat seine Meinung geändert, und jetzt habe ich
gar nichts
mehr. Wahrscheinlich wird er mit ihr Kinder bekommen. Der Gedanke ist mir unerträglich. Warum muss das Leben so unfair sein?«
Oje, noch so eine dieser unbeantwortbaren Fragen. Mittlerweile war Ginny etwas verzweifelt. »Ich weiß es nicht, aber wie wäre es, wenn Sie … äh … nicht mehr ganz so oft an ihn denken würden?«
Laurel sah sie mitleidig an, als ob sie vorgeschlagen hätte, die Schwerkraft außer Kraft zu setzen. »Aber ich habe ihn so sehr geliebt. Er war mein Leben. Er ist es noch.«
O Gott.
11. Kapitel
Obwohl Perry Kennedy versprochen hatte, sich bei ihr zu melden, hatte er nicht angerufen, und Ginny brauchte dringend eine Aufmunterung. Carla, die das zwar nicht ausgesprochen hatte, die aber Laurels süßholzraspelndem Bruder nicht traute, traf eine Einscheidung: »Also gut, ich führe dich zum Essen aus.«
Ginny sah überrascht auf. »Wann?«
»Heute. Jetzt gleich. Außer, du willst nicht.«
»Soll das ein Witz sein?« Ginny strahlte auf. »Natürlich will ich.«
Carla zuckte mit den Schultern. »Wenn du lieber zu Hause bleiben und mit deiner neuen besten Freundin Laurel ein Schwätzchen halten möchtest, dann würde ich das natürlich verstehen.«
»Nein!!!«
Carla liebte ihren Job und war sehr gut darin. Wenn potentielle Kunden Kontakt zu
Portsilver Wintergärten
aufnahmen und sie einen Termin vereinbarte, um sich deren Heim anzuschauen, wandte sie stets ihre spezielle, ganz entspannte Methode an, um sie davon zu überzeugen, dass ihre Firma die Beste war, sollten sie sich den besten Wintergarten wünschen.
Und fast immer war Carla erfolgreich. Sie war großartig, wenn es darum ging, die Kunden zu bezaubern und sie in die Lage zu versetzen, sich vorzustellen, wie viel Freude ein sonniger Wintergarten in ihr Leben bringen würde. Carla reiste durch den ganzen Südwesten und arbeitete häufig abends und an den Wochenenden, aber das war auch ein Bonus, denn das bedeutete, dass sie sich, wann immer sie wollte, einfach einen Tag freinehmen konnte.
Wie an diesem Tag. Und sie war fest entschlossen, es zu einem denkwürdigen Tag zu machen, weil die letzten Monate nicht leicht für ihre Freundin Ginny gewesen waren. Sie verdiente eine Erholungspause. Insgeheim vermutete Carla, dass diese plötzliche Verliebtheit in Perry hauptsächlich auf den Umstand zurückzuführen war, dass es sehr lange her war, seit Ginny so intensiv von einem attraktiven Mann angeflirtet worden war. Ginny zuliebe hoffte Carla, dass sie am Ende nicht verletzt werden würde.
Ginny amüsierte sich bereits prächtig. Sie flitzten in Carlas schwarzem Golf über den Asphalt, die Sonne schien, und sie wollte keine Schuldgefühle haben, weil sie Laurel zu Hause gelassen hatte, wo sie den Küchenboden putzte. Ginny hatte das weder erwartet noch erbeten, Laurel hatte sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet und traurig hinzugefügt: »Ich arbeite gern im Haus, dann habe ich das Gefühl, einen
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