Liebesfilmriss
Herz brach in Galopp aus. Mental übte sie die Worte, dass es ein schreckliches Versehen war, dass sie nicht bleiben konnte, wie … tja, weil … äh, weil …
»Perry? Was ist hier los?«
Perry sah Laurel an und zuckte mit den Schultern.
»Hören Sie, es tut mir leid«, platzte es aus Ginny heraus, »aber mir war nicht klar, dass Sie einziehen würden. Es gab da ein Missverständnis. Ich dachte, Ihr Bruder sucht nach einem Zimmer.«
Laurel runzelte die Stirn. »Nein. Er hat schon eine Wohnung.«
»Tja, jetzt weiß ich das auch.« Mit weißen Fingerknöcheln rief Ginny aus, »aber bislang hat er das nicht erwähnt.«
Laurel sah sie fest an. »Was wollen Sie mir damit jetzt sagen?«
O Gott, was wollte sie denn sagen? Ginny saß in der Klemme, und sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Um Himmels willen, sie war Britin. Es lag nicht in ihrer Natur, die Gefühle eines anderen Menschen bewusst zu verletzen. Außerdem stand Perry auf sie und wollte sie zum Essen einladen. Das war eine gute Nachricht und fast besser, als … nun ja …
»Wollen Sie mich nicht hier haben?« Tränen funkelten in Laurels riesigen, grünen Augen. »Muss ich wieder gehen?«
Das gab den Ausschlag. Wie könnte sie jetzt Ja sagen und sich hinterher noch im Spiegel ansehen? Ginny schüttelte den Kopf. »Nein, nein, natürlich müssen Sie nicht gehen. Alles in Ordnung.«
Laurel blinzelte die Tränen weg und lächelte schief. »Danke.«
Perry strahlte vor Erleichterung auf. »Hervorragend.«
Sofort fühlte Ginny sich besser, nicht mehr belastet durch Schuldgefühle. Na also, sie hatte es getan. Und sie hatte eine Verabredung mit Perry, auf die sich freuen konnte, darum würde alles gut werden. Sie vergaß, was Perry ihr gesagt hatte, nahm die Champagnerflasche und meinte fröhlich zu Laurel: »Lassen Sie uns feiern!«
»Ich darf nichts trinken.« Laurel schüttelte den Kopf. »Wegen meiner Medikamente.«
Medikamente. Alles wird gut, rief Ginny sich in Erinnerung. Laut meinte sie mitfühlend: »Antibiotika?«
Laurel blinzelte. »Antidepressiva.«
Oh.
»Na schön, ich sollte jetzt wieder ins Geschäft.« Perry sprang auf. »Ich lasse euch beiden Mädels allein, damit ihr euch näher kennenlernen könnt. Bis dann.«
Hastig rief Ginny »Ich bringe Sie hinaus«, und folgte ihm zur Haustür.
»Sie ist ein reizendes Mädchen. Sie werden es nicht bereuen.« Perry sprach leise. »Hören Sie, ich melde mich wieder. Wenn ich den Mut finde, Sie zum Essen einzuladen, würden Sie dann ja sagen?« Er lächelte spielerisch.
Ginny erwiderte kokett: »Möglicherweise.«
»Großartig. Ich rufe Sie an. Tun Sie mir einen Gefallen, sagen Sie nichts zu Laurel.«
»Warum denn nicht?« Ginny war verwirrt.
»Ach, es ist nur so, dass sie mit Männern in letzter Zeit nicht viel Glück hatte, wissen Sie. Laurel ist momentan gegen Beziehungen eingestellt. Ich habe ihr erzählt, dass Sie geschieden sind, und ihr gefiel die Idee, mit jemand zu leben, der im selben Boot sitzt. Wenn sie wüsste, dass wir uns treffen, dann fühlt sie sich womöglich ausgeschlossen.«
Ginny fragte sich, ob sie hier wirklich das Richtige tat. Irgendwie waren im Laufe eines einzigen Vormittags all ihre Pläne auf den Kopf gestellt worden. Worauf hatte sie sich da eingelassen?
»Pst, machen Sie sich keine Sorgen.« Offenbar konnte er ihre Gedanken lesen – oder den panischen Gott-was-tue-ich-hier-Blick in ihren Augen deuten. Perry hob den rechten Zeigefinger an die Lippen, lächelte und presste dann denselben Finger an ihren Mund. »Sie beide werden eine tolle Zeit haben. Sie sind genau das, was Laurel braucht, um über ihre Flaute hinwegzukommen.«
Die Berührung seines Fingers an ihren Lippen rief in Ginnys Knien ein herrlich kribbelndes Gefühl hervor. Meine Güte, wenn das ein Vorgeschmack auf seine Küsse war, konnte sie den Ernstfall kaum erwarten.
»Ich muss jetzt wirklich los.« Perry sah auf seine Uhr.
Ginny öffnete die Haustür und sagte »Bis bald.« Ihr Mund brannte immer noch von dem Quasi-Kuss.
Alles würde gut werden. Definitiv.
»Ich glaube, Perry ist es leid, mich darüber reden zu hören«, sagte Laurel stimmlos. »Männer stehen da nicht so drauf. Schon gar nicht Brüder. Jedes Mal, wenn ich Kevin erwähne, versucht er, das Thema zu wechseln. Aber ich
muss
über Kevin reden«, fuhr sie fort, »es ist wie ein Zwang. Wissen Sie, ich habe ihn so sehr geliebt.
So
sehr. Und ich kann ihn nicht einfach aus meinem Leben wischen, denn er ist immer
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