Liebesfilmriss
wollten.«
»Lassen Sie mich raten«, meinte Ginny erhitzt, »Sie haben keine Kinder, oder?«
Er fixierte sie einen Moment lang, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
»Nun, das ist ziemlich offensichtlich, denn wenn Sie welche hätten, dann wüssten Sie, dass kein anständiger Mensch mit Kindern jemals eine so schreckliche Lüge erzählen würde, nur um sich aus etwas herauszuwinden. Ich würde mein Leben für meine Tochter geben.«
»Ist ja gut, ich bin sicher, Sie haben recht. Können wir das jetzt abhaken?« Finn hob die Hände. »Wir hatten keinen guten Anfang, aber jetzt werden Sie für mich arbeiten, und da wird es sehr viel einfacher sein, wenn wir versuchen, miteinander auszukommen. Finden Sie nicht auch?«
Ginny war immer noch empört, aber ihr war klar, dass er recht hatte. Sie nahm seine ausgestreckte Hand. »Ja, das finde ich auch.«
»Gut. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muss etwas mit Evie bereden.«
Er ging ins Büro. Ginny trank ihren lauwarmen Kaffee, lehnte sich zurück und zwirbelte müßig eine Locke ihres Haares. Hier würde sie also arbeiten, in diesem sonnigen Restaurant mit den Holzbalken an der Decke und dem Eichenparkett. Die Gemälde an den dunkelroten Wänden bildeten eine faszinierende Mischung aus alt und modern. Die Samtvorhänge vor den Fenstern waren mit dicken Satin-Stoffbahnen zurückgebunden und auf jedem Tisch stand eine individuelle Schale oder Vase mit Grünzeug und Frühlingsblumen.
Sie wartete auf Evies Rückkehr und hatte nichts anderes zu tun, als ihre Umgebung zu betrachten. Nach wenigen Minuten bemerkte Ginny den zerknitterten Geldschein auf dem Boden.
Sie beugte sich vor und zog ihn unter Tisch sechs hervor. Kurz überlegte sie, ihn in winzige Schnipsel zu zerreißen.
Das würde ihm eine Lektion erteilen.
Aber zwanzig Pfund waren zwanzig Pfund, und sie brachte es nicht über sich. Stattdessen griff sie in ihre Handtasche und zog ihren Geldbeutel heraus – zum Glück war sie an diesem Morgen beim Automaten gewesen. Dann tauschte sie den zerknüllten 20 -Pfund-Schein gegen zwei nagelneue Zehner. Die legte sie unter Tisch sechs.
Minuten später kam Evie ins Restaurant zurück, gefolgt von Finn.
»Tut mir leid, dass ich Sie hier ganz allein gelassen habe! Finn hat mich aufgehalten.«
Ich wette, das hat er, dachte Ginny und sah, wie Finns dunkle Augen in Richtung von Tisch sechs wanderten. Als er die beiden Zehner auf dem Boden sah, hätte er –
beinahe
– gelächelt.
»Netter Versuch«, sagte Ginny, als sich ihre Blicke trafen.
»Was ist?« Evie war in diesen spontanen Test offenbar nicht eingeweiht worden.
Finn schüttelte den Kopf. »Nichts. Na schön, ich lasse euch allein. Mein Kontakt aus New York trifft offenbar soeben ein.«
Eine lange, schwarze Limousine fuhr vor dem Antiquitätengeschäft vor. Ginny und Evie sahen zu, wie Finn über den Hof ging, um den Ankömmling zu begrüßen.
»Meine Güte, es ist eine Frau. Sie hat keine Chance.« Evie warf Ginny einen Seitenblick zu. »Hat er Sie schon wieder angepflaumt?«
»Er hat es versucht, aber allmählich gewöhne ich mich daran. Ehrlich gesagt, habe ich zurückgepflaumt.« Stolz fügte Ginny hinzu: »Er hat eine Bemerkung über Jem gemacht und ich sagte ihm, es sei offensichtlich, dass er kein Vater ist.«
»Aha. Und was hat er darauf erwidert?«
»Nichts. Nun ja, er hat zugegeben, dass er keine Kinder hat.«
Evie setzte sich ihr gegenüber. »Na schön, da Sie hier arbeiten werden, sollte ich es Ihnen wohl besser erzählen. Finn wollte eigentlich an Weihnachten heiraten. Er und Tamsin haben letzten Sommer ein Baby bekommen.«
»O Gott!« Ginny fuhr sich mit der Hand entsetzt an den Mund. »Sagen Sie nicht, dass das Baby gestorben ist!«
Evie schüttelte den Kopf. »Nein, niemand ist gestorben. Mae wurde im Juli geboren und sie war das schönste Baby, das man je gesehen hat. Nun ja, bei solchen Eltern war es auch nicht anders zu erwarten. Finn war daraufhin … er blühte förmlich auf. Man hat die Verwandlung, die sich in ihm vollzog, kaum glauben können. Er hat dieses Anwesen gekauft, und wir haben Tag und Nacht gearbeitet, um die Renovierungsarbeiten zu beenden und das Restaurant zum Laufen zu bringen. Aber er schaffte es nicht, auch nur eine Sekunde von Mae getrennt zu sein. Sie war immer bei ihm. Man hat noch nie einen glücklicheren Mann gesehen«, sagte Evie traurig. »Er war der geborene Vater.«
Ginny saß am Haken. »Und was geschah dann?«
»O Gott, es war
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