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Liebesfilmriss

Liebesfilmriss

Titel: Liebesfilmriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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und Mae wusste. Evie blieb ebenfalls stumm; sie hatte die Geschichte unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt, und es war sehr wahrscheinlich, dass es Finn nicht gefallen würde, wenn er herausfand, dass hinter seinem Rücken über ihn geredet wurde.
    »Aha.« Ginny wappnete sich. Diese Form der Lüge fiel ihr am schwersten. Sie setzte einen Ich-weiß-gar-nichts Gesichtsausdruck auf – ein heikles Gleichgewicht zwischen nicht allzu großäugig und nicht zu dorftrottelig –, nickte und meinte unschuldig: »Dann waren Sie also … äh … verlobt?«
    Brillant. Die nächste Stufe war Superhirn. Und dann vielleicht ein Universitätsabschluss in Astrophysik.
    »Das war ich.« Finn schwieg. »Ich dachte außerdem, dass Mae meine Tochter sei. Aber wie sich herausstellte, war sie das nicht.«
    »Oh! Wie schrecklich!« Ginny fuhr sich mit der Hand an den Mund und schüttelte bestürzt den Kopf. Natürlich verhalten,
natürlich
verhalten. »Das muss ja … furchtbar … äh …«
    Er nickte. »Ja, es war furchtbar. Tamsin zog daraufhin zu Maes leiblichem Vater. Sie wohnen jetzt in London. Er ist sehr wohlhabend.«
    »Ist … er das?«
    »Aber das wussten Sie ja schon.«
    Wusch
machte Ginnys Gesicht, schneller als ein Formel- 1 -Rennwagen. Sie bemühte sich sehr, so auszusehen, als habe sie keine Ahnung, wovon er redete, hob die Augenbrauen und fragte: »W-wie kommen Sie denn darauf?«
    »Lassen Sie mich raten.« Finn sah zu Evie. »Jemand hat es Ihnen erzählt. Ich muss leider sagen, dass Sie die hoffnungsloseste Lügnerin der Welt sind.«
    »Ja, ich habe es ihr erzählt.« Evie schenkte ihm reinen Wein ein.
    »Vielen Dank auch«, sagte Finn.
    »Sie hat nicht geklatscht«, warf Ginny rasch ein. »Sie hat mir nur die Sachlage erklärt. Damals, als ich in den Fettnapf getreten war und irgendwas Schreckliches gesagt hatte, von wegen, es sei offensichtlich, dass Sie kein Vater sind. Ich fühlte mich danach scheußlich.«
    »Na schön.« Finn nahm das Foto wieder zur Hand. »Und was mache ich jetzt damit? Vermutlich sollte ich es wegwerfen.«
    »Das können Sie nicht.« Ginny entriss es ihm, bevor er es zerknüllen konnte. »Nicht ein Fotos wie dieses.«
    Irgendetwas huschte über sein Gesicht. »Aber es basiert auf einer Lüge.«
    »Sie werden es trotzdem nicht wegwerfen.« Um die Stimmung aufzuheitern, sagte sie: »Es lässt Sie nämlich menschlich erscheinen.«
    Finn entgegnete lapidar: »Ich danke Ihnen sehr.«
    »Es stimmt doch. Versprechen Sie mir, dass Sie es nicht wegwerfen«, verlangte Ginny.
    Er rollte mit den Augen, steckte das Foto aber in seine Hemdtasche.
    »Na schön, ich ziehe jetzt los.« Evie trank ihr Glas aus und nahm die Straßenkarte zur Hand. »Darf ich die mitnehmen und sie am Montag wiederbringen?«
    Ginny meinte neidvoll: »Viel Spaß morgen.«
    »Oh, den werde ich haben. Ich kann es kaum erwarten, mein kleines Baby wiederzusehen!« Zu spät wurde Evie klar, was sie gesagt hatte. »Finn, ich und meine große Klappe. Ich meinte Philippa. Ich weiß, sie ist jetzt erwachsen, aber für mich ist sie immer noch mein kleines Baby.«
    Unter hastig hingeworfenen Abschiedsworten zog Evie los. Ginny trank ihr Glas aus, dann sammelte sie ihre Sachen ein.
    Als Finn sie zur Tür brachte, sagte Ginny: »Tut mir wirklich leid wegen heute Nacht.«
    »Ist nicht Ihr Fehler.« Seine Mundwinkel zuckten. »Ausnahmsweise.«
    »Und es tut mir leid, was mit Tamsin und Mae geschehen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das für Sie gewesen sein muss. Sie sind bestimmt durch die Hölle gegangen.«
    Einen Augenblick lang sagte Finn nichts. Dann nickte er, sein Gesicht abgewandt. »Ja, das kann man so sagen. Mae war der Mittelpunkt meiner Welt, das Wichtigste, was mir je passiert war. In der einen Minute war sie da, und ich wäre für sie buchstäblich in den Tod gegangen, in der nächsten Minute war sie weg, und es stellte sich heraus, dass ich überhaupt nie ihr Vater gewesen war. Sie lebt, aber vermutlich werde ich sie nie wiedersehen. Und es gibt keinen Grund, warum ich mir das wünschen sollte. Aber sie ist immer noch dasselbe Kind.« Er schwieg erneut. »Nur eben nicht
mein
Kind.«
    Es war eine unerträglich traurige Geschichte. Wieder machte sich ein Kloß in Ginnys Hals breit. Wenn Finn jemand anderes gewesen wäre, sie hätte ihn in den Arm genommen. Stattdessen umklammerte sie ihren Autoschlüssel und ihre Handtasche und meinte unbeholfen: »Sie werden jemand anderen kennenlernen. Die richtige Frau. Und dann

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