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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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meinen Eltern, die haben sich scheiden lassen, als ich fünf Jahre alt war. Und obwohl ich damals noch ziemlich klein war, kann ich mich lebhaft an die Streitereien zwischen Mom und Dad erinnern. Danach ist Grandma zu uns gezogen. Für mich war es das Beste, was passieren konnte, denn Daddy hat ein übles Alkoholproblem, das er bis heute nicht wirklich im Griff hat.
    Ich schleiche also unauffällig zur Treppe, aber Mia vereitelt meinen Plan und fängt an zu schreien. Ich verstehe sie, mir gefällt der Ton auch nicht, der hier durch die Luft wabert.
    Anja kommt und reißt mir Mia aus dem Arm, als hätte ich ihr wehgetan. »Schau sie dir an, deine Tochter, siehst du denn nicht, wie sie leidet?« Sie hält die arme Mia vor Stefan hin, der ganz blass wird.
    »Anja, ich bitte dich.«
    Und ganz so, als ob Mias Zwillingsbruder in unsichtbarer Verbindung mit seiner Schwester stehen würde, beginnt er in diesem Moment auch, im Kinderzimmer laut loszubrüllen.
    Ich nutze die Chance zu entkommen und laufe nach oben.
    Anja folgt mir mit der schreienden Mia auf dem Arm. »Hat er denn gestern überhaupt was gegessen?«, fragt Anja mich besorgt.
    »Natürlich, er hatte einen Bärenhunger! Und er hat die ganze Nacht brav durchgeschlafen.«
    Anja mustert mich von oben bis unten. »Wirklich? Bist du sicher? Hast du ihn vielleicht einfach nicht gehört? Bennie hat noch nie durchgeschlafen!«
    Ich merke, wie ich rot werde, denn ich habe wirklich sehr tief geschlafen, aber das Babyfon lag direkt neben meinem Ohr. Das sage ich Anja auch, doch sie hat nur noch Augen und Ohren für Bennie.
    Der Kleine schwitzt und ist ganz rot vom Brüllen. Anja reicht mir Mia und nimmt Bennie selbst hoch. »Ich fürchte, er hat Fieber. Hat er auch genug getrunken?« Sie schüttelt den Kopf. »Geh bitte runter in die Küche und hole ein Fläschchen mit kaltem Tee, ja.« Sie zieht die Schublade am Wickeltisch auf und holt ein altmodisches Fieberthermometer hervor. »Los, los!«
    Ich renne mit Mia auf dem Arm nach unten, was Mia außerordentlich gut gefällt. Sie grinst mich an und gluckst laut. Und als ich sie in der Küche auf ihre dicke Krabbeldecke setze, geht sie sofort auf alle viere und versucht, sich hochzustemmen.
    Natürlich gibt es keinen kalten Tee. Also suche ich Kinderteebeutel und stelle den Wasserkocher an, außerdem hole ich Eiswürfel aus dem Tiefkühlfach, um den Tee gleich wieder abzukühlen. Ich werde dann gleich noch eine Riesenkanne kochen, damit immer welcher da ist.
    Während das Wasser kocht, frage ich mich, wo Stefan eigentlich ist. Schon merkwürdig, er scheint sich tatsächlich nicht sonderlich für die Kinder zu interessieren. Gerade, wo Mia erst im Krankenhaus war, könnte er sich doch wirklich mal um sie kümmern!
    Als der Tee endlich kalt ist, bringe ich ihn hoch. Anja schaut mit versteinertem Gesicht von dem Thermometer zu mir. »Er hat hohes Fieber, ich habe ihn in der Zwischenzeit lauwarm abgeduscht. Wo ist Mia?«, fragt sie.
    Ich renne ohne Antwort wieder hinunter und hoffe, dass sie nicht auf die Idee gekommen ist, mir hinterherzukrabbeln – warum haben die Zeltners eigentlich noch keine Kindersicherung an den Treppen?
    Völlig außer Atem komme ich unten an, nur um zu sehen, wie Stefan neben Mia auf der Decke sitzt und mit ihr spielt. Er kitzelt sie mit einem weißen Häschen und sie gluckst vor Vergnügen.
    Mein Puls beruhigt sich langsam und einmal mehr schäme ich mich für meine Gedanken, die ich eben noch hatte.
    Stefan wirft mir über Mias Kopf einen langen Blick zu. »Anja ist eben sehr besorgt. Und sie meint es auch gut«, sagt er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. »Wirst du damit klarkommen?« Seine komischen Augen starren mich dermaßen flehend an, dass ich gar nichts anderes tun kann, als zu nicken. Und wenn er ein Mörder ist, wispert die Stimme in meinem Kopf. Wenn, ermahne ich mich, wenn. Doubt is the beginning, not the end of wisdom.
    »Bennie hat Fieber«, stammle ich.
    Er steht auf. »Gut, dann werde ich jetzt gehen. Es wird höchste Zeit für mich.« Er drückt noch einmal behutsam das Plüschhäschen auf Mias Näschen, dann steht er auf.
    Dieser Mann macht mich wirklich wahnsinnig! So kann doch nur jemand antworten, dem andere Menschen vollkommen egal sind, oder? Was ist denn gut für eine Antwort auf die Aussage Bennie hat Fieber?
    »Fieber ist etwas Gutes«, sagt er, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. »Da besteht keine Gefahr, die Kleinen haben schon öfter mal Fieber gehabt. Eine

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